| # taz.de -- Die Vorgeschichte des Kriegs in Sudan: Wie die Warlords mächtig wu… | |
| > Aus Partnern wurden Feinde. Sudans Staatschef Burhan und Milizenchef | |
| > Hametti machten mit dem Staatsterror in Darfur vor zwanzig Jahren | |
| > Karriere. | |
| Bild: Eine sudanesische Flagge auf dem Maschinengewehr eines RSF-Milizen | |
| Berlin taz | Der Konflikt in Darfur ist nicht der einzige, aber einer der | |
| brutalsten in einer Reihe uralter Machtkämpfe in Sudan zwischen der | |
| zentralisierten Militärherrschaft arabischer Generäle in Khartum und | |
| „peripheren“ Bevölkerungsgruppen in entlegenen Regionen. Diese fühlen sich | |
| ausgebeutet und entrechtet. | |
| Bis 1916 war Darfur, das „Land der Fur“, ein unabhängiges Sultanat gewesen. | |
| Dann wurde es in die anglo-ägyptische Sudan-Kolonie eingegliedert und blieb | |
| Teil Sudans auch nach dessen Unabhängigkeit 1956. | |
| Beginn des bewaffneten Aufstands war 2003, geführt vor allem von Rebellen | |
| der Volksgruppen Fur und Masalit. Sudans damaliger Militärdiktator Omar | |
| Hassan al-Bashir setzte gegen die Rebellen nicht nur die regulären | |
| Streitkräfte, sondern auch paramilitärische Milizen ein, die sich aus der | |
| lokalen arabischen Bevölkerung rekrutierten und eine Kampagne von Landnahme | |
| und Massenvertreibung gegen die nichtarabischen Volksgruppen der | |
| Aufständischen unternahmen. | |
| Am bekanntesten wurde die Reitermiliz „Janjaweed“, die für zahlreiche | |
| Kriegsverbrechen verantwortlich war. Die Anklagebehörde des Internationalen | |
| Strafgerichtshofs in Den Haag wertet den staatlichen Feldzug in Darfur als | |
| Völkermord. | |
| Nach UN-Schätzungen aus dem Jahr 2008 wurden im Darfur-Krieg innerhalb von | |
| fünf Jahren 300.000 Menschen getötet und 2,5 Millionen Menschen in die | |
| Flucht getrieben – zu Kriegsbeginn lebten in Darfur 6 Millionen Menschen. | |
| Bis heute leben zahlreiche Menschen in Darfur in Vertriebenenlagern oder | |
| auch in Flüchtlingslagern im benachbarten [1][Tschad]. | |
| ## Aus Partnern wurden Feinde | |
| Die beiden Kontrahenten in Sudan heute, General Abdelfattah al-Burhan als | |
| Armeechef und Hamdan Daglo Hametti als Chef der paramilitärischen Miliz RSF | |
| (Rapid Support Forces), stiegen beide einst in Darfur auf. | |
| General Burhan kommandierte einst in Zentral-Darfur die Grenzaufklärung und | |
| agierte während des Darfur-Krieges als Staatskommissar für die | |
| Rebellenhochburg Jebel Marra, ein Bergmassiv im Zentrum der Region. | |
| Hametti baute die Janjaweed-Milizen um seine Heimatstadt Nyala in | |
| Süd-Darfur auf. Aus den Janjaweed ging später die von Hametti kommandierte | |
| RSF hervor. | |
| Nach dem Sturz von Sudans [2][Diktator Bashir] durch das Militär infolge | |
| eines Volksaufstandes im April 2019 wurde Burhan Staatschef und Hametti | |
| sein Stellvertreter. Die beiden sabotierten den geplanten Übergang zu einer | |
| zivilen Demokratie durch einen Putsch im Jahr 2021. | |
| Dieses Jahr entzweiten sie sich entlang der Frage der Eingliederung der RSF | |
| in die regulären Streitkräfte. Seit Mitte April führen sie gegeneinander | |
| Krieg – in Khartum und zunehmend auch in Darfur, das Hametti als seine | |
| Hochburg betrachtet. Seine RSF knüpft dort jetzt an den | |
| [3][Janjaweed-Terror] von vor zwanzig Jahren an – diesmal aber nicht für | |
| die Staatsmacht in Khartum, sondern gegen sie. | |
| 28 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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