# taz.de -- Bürgerkrieg in Sudan: Blutiger Luftangriff in Khartum | |
> Regierung und Miliz beschuldigen sich gegenseitig der Bombardierung eines | |
> Wohnviertels. Die afrikanische Friedensinitiative steht auf der Kippe. | |
Bild: Heiß umkämpft: Auch auf diesem Foto aus dem April steigt Rauch über Om… | |
BERLIN taz | Ein Luftangriff auf Zivilisten am Rande der sudanesischen | |
Hauptstadt Khartum hat mehrere Dutzend Menschen getötet und die Sorge um | |
eine unkontrollierbare Eskalation des Krieges in Sudan erneut angefacht. 22 | |
Tote forderte, nach Angaben des Gesundheitsministeriums der | |
Hauptstadtprovinz, am Samstag ein mutmaßlicher Angriff der sudanesischen | |
Luftwaffe auf ein Wohnviertel am Nordrand von Omdurman, der Schwesterstadt | |
Khartums am westlichen Nilufer. Die lokalen Behörden veröffentlichten | |
Aufnahmen von teils zerfetzten Leichen. Die [1][aufständische Miliz RSF | |
(Rapid Support Forces)], die diese Gegend kontrolliert, sprach von 31 Toten | |
und zahlreichen Verletzten und „schweren Schäden an Wohnhäusern“. | |
Sudans Regierungsstreitkräfte dementierten, dass die Luftwaffe am Samstag | |
in Omdurman Angriffe geflogen habe. In Wirklichkeit, behaupteten sie, habe | |
die RSF einen Überflug der Luftwaffe mit Artillerie beschossen. Doch | |
Augenzeugen bestätigten den Luftangriff gegenüber dem britischen Rundfunk | |
BBC und anderen Medien. Zuvor war bereits von mehreren Luftangriffen in | |
Omdurman, unter anderem auf eine RSF-Basis sowie das Rundfunkgebäude der | |
Stadt berichtet worden, und auch von Flugabwehrfeuer. | |
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres warnte am | |
Samstagabend in New York, Sudan stehe „am Rande eines totalen | |
Bürgerkrieges“, der die gesamte Region destabilisieren könne. | |
Eigentlich hatte die ostafrikanische Regionalgemeinschaft Igad | |
(Intergovernmental Authority on Development), die die Staaten am Horn von | |
Afrika vereint, für Montag zu einer Sudan-Friedenskonferenz in die | |
äthiopische Hauptstadt Addis Abeba geladen. Sowohl Sudans Staats- und | |
Armeechef Abdelfattah al-Burhan als auch RSF-Chef Mohamed Hamdan Daglo, | |
genannt Hametti, waren zu dem Eröffnungstreffen eingeladen, das eine | |
Igad-Außenministerrunde am 19. Juni beschlossen hatte. | |
## Direktgespräche zwischen Regierung und RSF scheitern | |
Doch Burhan hat eine Teilnahme ausgeschlagen. Er präferiert eine arabische | |
Vermittlung – wenn überhaupt –, und die RSF hat vor einer Zusage zunächst | |
um die Zusendung der Tagesordnung gebeten. Die Staatschefs aus Äthiopien, | |
Dschibuti, Kenia und Südsudan, die als „Sudan-Quartett“ der Igad im Auftrag | |
der Afrikanischen Union unter Führung Kenias den Sudan-Friedensprozess auf | |
die Beine stellen sollen, werden am Montag voraussichtlich unter sich | |
bleiben. | |
Ziel der afrikanischen Initiative ist, Direktgespräche zwischen Burhan und | |
Hametti in Gang zu setzen und dafür eine Entmilitarisierung Khartums zu | |
erreichen, die es ausländischen Vermittlern ermöglicht, in die sudanesische | |
Hauptstadt zu reisen. Burhan dürfte dies erst dann unterstützen, wenn es | |
ihm gelungen ist, die RSF komplett aus Khartum zu vertreiben. | |
Seit einigen Tagen wird berichtet, die RSF sei im Begriff, sich aus Khartum | |
in Richtung Darfur zurückzuziehen, da Sudans Regierungsarmee Militärhilfe | |
aus Ägypten und der Türkei erwarte. Wenn die Armee Khartum unter ihre | |
Kontrolle bringt, könnte die RSF im Gegenzug in der ehemaligen | |
[2][Bürgerkriegsregion], aus der Hametti stammt, ihre Kontrolle festigen. | |
Sudan wäre dann faktisch geteilt. | |
In den vergangenen Wochen haben Berichte über Massaker und | |
Massenvertreibungen durch die RSF [3][in Darfur] für internationale | |
Empörung gesorgt. | |
9 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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