# taz.de -- Sudans Hauptstadt weiter umkämpft: Niemand begräbt Khartums Tote | |
> Das Gesundheitswesen in Sudans Hauptstadt ist zusammengebrochen. Die | |
> Leichenhallen können die vielen Toten des Krieges nicht mehr aufnehmen. | |
Bild: Dauerhaft schlechte Versorgungslage: Menschen warten auf Wasser im Mai 20… | |
KHARTUM taz | Berichte über verwesende Leichen auf den Straßen der | |
sudanesischen Hauptstadt Khartum fügen dem seit fast vier Monaten tobenden | |
Krieg eine makabre Dimension hinzu. | |
Die Leichenhäuser der Stadt sind am Anschlag, weil immer wieder der Strom | |
ausfällt und weil der Platz nicht ausreicht, um die vielen Toten des | |
Krieges zwischen Armee und RSF-Miliz (Rapid Support Forces) aufzunehmen. | |
Seit [1][Beginn der Kämpfe am 15. April leidet Khartum] unter wiederholten | |
Strom- und Kommunikationsausfällen. Die Straßenkämpfe haben in den | |
vergangenen Wochen weiter zugenommen. | |
Bei längeren Stromausfällen verlieren die Leichenhäuser ihre Kühlkapazität. | |
Dann verrotten die Leichen in der Hitze. Damit steigt das Risiko einer | |
Ausbreitung von Seuchen. Die sudanesische Ärtzegewerkschaft weist überdies | |
darauf hin, dass es kein medizinisches Personal in den Leichenhäusern mehr | |
gibt. Tote würden offen und unbehandelt herumliegen. | |
## Gesundheitseinrichtungen: besetzt oder nicht funktionsfähig | |
Von 89 Krankenhäusern in der Hauptstadt und dem Bundesstaat Khartum sind 71 | |
nicht mehr funktionsfähig und der Rest nur noch teilweise. Viele | |
Gesundheitseinrichtungen sind von Bewaffneten besetzt. Mindestens 53 | |
Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen seit April sind dokumentiert. | |
Die zunehmende Anzahl nicht beigesetzter Leichen, die zunehmende | |
Wasserknappheit und der Zusammenbruch aller sanitären Dienste zusammen mit | |
einem Mangel an Wasseraufbereitungsmöglichkeiten schüren Ängste vor einer | |
verheerenden Cholera-Epidemie. | |
Khartum kennt typischerweise saisonale [2][Cholera]-Ausbrüche während der | |
Regenzeit, die im Juni einsetzte, aber dieses Jahr sind die Umstände | |
anders. Fehlende funktionierende Laborkapazitäten machen es schwer, die | |
Lage einzuschätzen. „Das Gesundheitssystem hängt am seidenen Faden“, sagt | |
Dr. Bashir Kamal Eldin Hamid, Gesundheitsdirektor beim Hilfswerk Save the | |
Children. Kliniken würden reihenweise dichtmachen, sie hätten keine | |
Medikamente oder Ärzte mehr und was verbliebe, würde geplündert. | |
## „Eine Krise von Angst und Leid“ | |
„Wir sehen eine Gesundheitskrise kommen, zusätzlich zur bestehenden Krise | |
von Angst, Schmerz und Leid. Die Unmöglichkeit, die Toten würdig zu | |
bestatten, vergrößert das Leid der Familien in Khartum.“ | |
Der Krieg um Khartum hat sich in den vergangenen Tagen weiter verschärft. | |
Berichten zufolge hat die Regierungsarmee diese Woche eine Offensive | |
begonnen, um die Nilbrücken einzunehmen, die Khartum mit seiner westlichen | |
Nachbarstadt Omdurman verbinden. In Omdurman toben schwere Kämpfe. | |
## UN: Zahl der Vertriebenen steigt auf mehr als vier Millionen | |
Seit Beginn der Kämpfe im Sudan vor knapp vier Monaten sind mittlerweile | |
mehr als vier Millionen Menschen vertrieben worden. Das teilte die | |
UN-Nothilfe-Koordinatorin im Sudan, Clementine Nkweta-Salami, am Mittwoch | |
mit und forderte die Konfliktparteien in dem nordostafrikanischen Land auf, | |
die sichere Durchreise für Zivilisten zu gewährleisten. „Sie sind auf ihrem | |
Weg in sicherere Gebiete Missbrauch, Diebstahl und Schikanen ausgesetzt“, | |
sagte Nkweta-Salami. Der Sudan hat gut 48 Millionen Einwohner. (dpa) | |
9 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Raji Bashir | |
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