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# taz.de -- Missbrauch von Therapiesprech: Männlicher Kontrollfetisch
> Schauspieler Jonah Hill versuchte seine Ex-Freundin Sarah Brady mit
> Vokabular aus der Psychotherapie zu kontrollieren. Sie machte das
> öffentlich.
Bild: Da waren sie noch ein Paar: Jonah Hill und Sarah Brady
Ich sollte meine Kolumne wohl lieber „[1][Problematic Dudes]“ statt „Goss…
Girl“ nennen. Mich beschleicht zwar mitunter das Gefühl, für euch und mich
wird es redundant, wenn ich hier so oft über problematische männliche
Promis schreibe. Aber abgesehen davon, dass das immer wieder aufs Neue
relevant ist (allein schon wegen der implizierten Vorbildfunktion, die
Stars haben und selten einhalten), sind die [2][vielen Fälle] auch
erstaunlich unterschiedlich.
Jonah Hill hat nun etwas gemacht, das die Vorstellung der meisten von uns,
wie toxisches Verhalten aussehen kann, noch einmal übersteigt. Es ist wohl
am ehesten mit „Millennial-Therapiesprech zur Kontrollausübung zwecks
Vermeidung vermeintlicher Grenzüberschreitungen“ zu umschreiben. Lasst mich
das erklären. Ins Rollen gebracht hat das Ganze Sarah Brady, die 2021 ein
paar Monate lang mit ihm zusammen war. Brady hat dieses Wochenende auf
ihrem Instagram-Kanal mehrere private Nachrichten gepostet, die von Hill
stammen sollen.
Darin steht, die junge Frau, eine semiprofessionelle Surferin, habe auf
seine Anweisung hin mehrere Posts gelöscht, nachdem er sich durch ihren
Feed gescrollt und Bilder von ihr im Badeanzug entdeckt habe. Er habe
außerdem viele Regeln aufgestellt. Unter anderem solle sie nicht mehr mit
Männern surfen und keine Fotos von sich im Badeanzug posten, womit
natürlich ein Großteil ihrer Karriere torpediert wäre (ich wiederhole: Sie
ist Surferin).
## Grenzen, aber die falsche
Am besten fand ich folgende Vorschrift: Brady solle keine Freundschaften
mit Frauen pflegen, die „instabil“ und „aus deiner wilden jüngeren
Vergangenheit sind“. Treffen mit diesen Frauen sollten nicht „über ein
Mittagessen oder Kaffee oder etwas Respektvolles“ hinausgehen. Begründet
sind diese Regeln in den Nachrichten damit, dass er „Grenzen in einer
romantischen Beziehung setzen“ („boundaries“) wolle und „Respekt verdie…
Diese Nachrichten zeigen, dass inzwischen der klassische Therapiesprech der
Millennial-Generation dazu verwendet wird, um das zu tun, was Männer schon
immer getan haben: Frauen kontrollieren. Das Perfide an der Masche ist,
dass sich die Kontrollausübung nun als Selfcare tarnt. Doch schlussendlich
bleibt es dasselbe. Denn: Kontrolle über andere auszuüben und für sich
selbst Grenzen zu setzen, sind zwei unterschiedliche Dinge.
Der größte Witz ist, dass Hill bei seiner Therapie (über die er öffentlich
spricht, es gibt auch eine Doku darüber) offensichtlich gelernt hat, wie
man mit Mental-Health-Problemen umgeht – und das mit der Begründung, es
seien „boundaries“, benutzte, um seine damalige Freundin zu gaslighten. Die
Story ist so absurd, sie kann kaum ausgedacht sein. Gut, dass ihm das jetzt
um die Ohren fliegt. Oder wie ein Tweet so schön sagte: „Du datest eine
Frau, die mit instabilen Frauen aus ihrer wilden jüngeren Vergangenheit
befreundet ist, und glaubst echt, sie würde keine Screenshots posten??“
11 Jul 2023
## LINKS
[1] /Sexualisierte-Gewalt-in-Kulturbranche/!5937497
[2] /Vorwuerfe-gegen-Rammstein/!5934908
## AUTOREN
Isabella Caldart
## TAGS
toxisch
Schauspieler
Toxische Männlichkeit
Machtmissbrauch
Psychotherapie
Kolumne Gossip Girl
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Prominente
Schwerpunkt #metoo
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