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# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in Kulturbranche: Der größte #MeToo-Fall Deu…
> Berichte über einen mutmaßlichen MeToo-Fall in der Musikwelt häufen sich.
> Auch unsere Kolumnistin greift das Thema nochmals auf - aus guten
> Gründen.
Bild: Die Entertainmentbranche ist für Machtmissbrauch besonders anfällig
Normalerweise greife ich in dieser Kolumne [1][das Thema der vorherigen]
nicht noch mal auf, sondern schreibe über ein anderes Ereignis, einen
anderen Promi. Ich habe mir auch für diesen Text mehrere Dinge überlegt,
die von Interesse sein könnten. Aber ganz ehrlich: Das wirkt gerade sehr
banal.
Denn wir befinden uns mitten im größten und hoffentlich weitreichendsten
#MeToo-Fall, den Deutschland je erlebt hat. (In dem bis zu dem Zeitpunkt
[2][bekanntesten Fall] sexualisierter Gewalt hierzulande wurde der
Strafprozess wegen des Todes des Angeklagten ohne Urteilssprechung
eingestellt.)
Wenig überraschend passiert beides in der Entertainmentbranche, zuerst im
Film-, nun im Musikbusiness. Während sexualisierte Gewalt und massiver
Machtmissbrauch in jedem erdenklichen Bereich ausgeübt werden, ist die
Entertainmentindustrie außerordentlich anfällig dafür, weil die Hierarchie
zwischen reichem, mächtigem Star und unbekannterer Angestellten oder gar
Fan, der diesen Star schon seit Jahren verehrt, besonders groß ist.
[3][Die Ausmaße] sind nun so viel krasser, als die meisten geahnt hätten,
und werden jeden Tag mehr. Deswegen flacht dieser anders als viele andere
Skandale mit der Zeit nicht ab, was wirklich wichtig ist. Was die mutigen
Frauen, die sich mit ihren Erfahrungen melden, aber auch die
Journalist*innen, die darüber berichten, jetzt am besten schützt, ist
öffentliches Interesse.
## Weitere Zusammenhänge werden deutlich
Das Interesse daran wird auch deswegen nicht weniger, weil Tag für Tag neue
erschreckende Details ans Licht kommen und ein breit gefächertes System an
Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt, Drogenverabreichung und an
Menschen, die mindestens davon wussten, wenn nicht sogar mithalfen,
aufgedeckt wird. Mutmaßlich natürlich – bis zu diesem Zeitpunkt, da ich
diese Zeilen verfasse, ist keine Anklage erhoben, geschweige denn ein
Prozess angesetzt, eine Verurteilung ausgesprochen worden.
Die Causa ist zu groß, um heute über etwas anderes zu schreiben. Was ich
mir neben dem Offensichtlichen wünsche (Gerechtigkeit für die Frauen,
zumindest so gut es überhaupt geht, Konsequenzen für den oder die Täter und
alle Mithelfenden und dass das ganze System implodiert), ist noch etwas
anderes: Es werden weitere Zusammenhänge deutlich. So hat die Frau, die
Fans für den Sänger rekrutiert haben soll, früher Frauen ausgewählt für
einen anderen Schockrocker, der unter anderem der Vergewaltigung bezichtigt
wird.
Und dieser Schockrocker wiederum ist sehr gut befreundet mit einem
Schauspieler, der vergangenes Jahr gegen seine Ex-Frau gerichtlich vorging,
die ihm ebenfalls Gewalttaten vorwarf. Damals haben sehr viele Menschen,
einige davon bezeichnen sich als Feministinnen, den Schauspieler verteidigt
und die Ex-Frau aufs Übelste durch den Dreck gezogen. Für sie wäre es Zeit
für eine Neubewertung der Situation. Die Verbindungen sind offensichtlich.
12 Jun 2023
## LINKS
[1] /Dubioser-Support-fuer-Till-Lindemann/!5936441
[2] /MeToo-und-Dieter-Wedel/!5868505
[3] /Journalismus-und-sexualisierte-Gewalt/!5935555
## AUTOREN
Isabella Caldart
## TAGS
Schwerpunkt #metoo
Machtmissbrauch
Sexualisierte Gewalt
Kolumne Gossip Girl
toxisch
Prominente
Feminismus
Schwerpunkt #metoo
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