# taz.de -- Rechte Regierung in Israel: Das Ausland macht Druck | |
> Israels Regierung legt das NGO-Spenden-Gesetz beiseite. Derweil geht die | |
> Normalisierung des umstrittenen Außenposten Homesh im Westjordanland | |
> voran. | |
Bild: Musste beim NGO-Spenden-Gesez zurückrudern: Die Regierung von Benjamin N… | |
Tel Aviv taz | Die israelische Regierung hat einen heftig kritisierten | |
Gesetzesentwurf zur Besteuerung von israelischen NGOs vorläufig „zur | |
gründlichen Überarbeitung“ beiseite gelegt. | |
[1][Geplant war:] Jede gemeinnützige israelische Organisation, die sich in | |
einem Zeitraum von zwei Jahren vor oder nach Erhalt einer Spende durch eine | |
ausländische Regierung in der Öffentlichkeit engagiert, sollte ihren Status | |
als öffentliche Einrichtung verlieren und 65 Prozent Einkommenssteuer | |
zahlen. | |
Getroffen hätte dieses Gesetz vor allem kritische und linke | |
Nichtregierungsorganisationen, die maßgeblich von Spenden ausländischer | |
Regierungen abhängig sind. Rechte und konservative Organisationen wären | |
weniger betroffen gewesen, da sie ihre Gelder eher von Privatpersonen und | |
rechten Stiftungen erhalten. | |
Ursprünglich sollte der Entwurf am vergangenen Sonntag im Justizausschuss | |
diskutiert werden. Dazu kam es nicht – wohl vor allem aufgrund des heftigen | |
internationalen Drucks. Aus den USA hagelte es Kritik, auch verschiedene | |
EU-Staaten verurteilten das geplante Gesetz mit scharfen Worten. „Lebendige | |
und ungehinderte Beziehungen zwischen Zivilgesellschaften sind in unseren | |
liberalen Demokratien von wesentlicher Bedeutung“, twitterte etwa der | |
deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert. | |
## Siedlung im Westjordanland legalisiert | |
Ein weiteres umstrittenes Gesetzesvorhaben, das ebenfalls am vergangenen | |
Sonntag dem Justizausschuss vorgelegt werden sollte, hat das Kabinett | |
vorerst verschoben: Es hätte erlaubt, Student*innen von ihren | |
Universitäten zu suspendieren, wenn sie palästinensische Flaggen schwenken. | |
Der Sprecher der besatzungskritischen [2][Nichtregierungsorganisation | |
Breaking the Silence, Ori Givati,] kann angesichts der vorläufigen | |
Verschiebung des NGO-Gesetzes kurz aufatmen. Doch er betont, dass die | |
israelische Regierung weiterhin versuchen werde, ihre Ziele umzusetzen: „In | |
den Tagen, in denen verschiedene besorgniserregende Gesetzesentwürfe | |
verschoben oder zur Überarbeitung zurückgegeben wurden, sehen wir die | |
Entwicklungen hier vor Ort: etwa den Wiederaufbau des Außenpostens Homesh | |
im Westjordanland“, so Givati. „Hier sehen wir nicht genug Reaktion von der | |
internationalen Gemeinschaft.“ | |
In der Nacht auf Montag haben Siedler*innen eine Jeschiwa, also eine | |
jüdische Religionsschule, in [3][Homesh] errichtet. Homesh liegt im | |
nördlichen Westjordanland und ist ein sogenannter Außenposten, also eine | |
auch nach israelischem Recht bislang illegale Siedlung. Sie liegt zu großen | |
Teilen auf palästinensischem Privatland. | |
Der Streit um diesen Außenposten währt bereits lang – im Jahr 2005 wurde | |
der Außenposten im Westjordanland im Zuge der Evakuierung von Siedlungen im | |
Gazastreifen geräumt. Mittlerweile ist er zu einem Symbol der | |
Siedlerbewegung geworden, die die Legalisierung des Ortes mit aller Kraft | |
betreibt. Im März hob die israelische Regierung das 2005 erlassene Verbot | |
auf, dass Israelis in Homesh und drei anderen Siedlungen im nördlichen | |
Westjordanland wohnen dürfen, letzte Woche nahm das Militär den Befehl | |
zurück, der Israelis den Aufenthalt in dem Gebiet untersagte. | |
29 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Israels-Regierung-geht-gegen-NGOs-vor/!5933661 | |
[2] https://www.breakingthesilence.org.il | |
[3] /Toedliche-Razzia-im-Westjordanland/!5935859 | |
## AUTOREN | |
Judith Poppe | |
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