Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Israels Budget: Kein Geschenk des Himmels
> In Israel wird das jüdisch-orthodoxe Bildungssystem noch höher als bisher
> subventioniert. Für die Wirtschaft ist das keine gute Nachricht.
Bild: Proteste in Israel: Die ungerechte Verteilung von Rechten und Pflichten…
Der am Mittwoch in den frühen Morgenstunden von der israelischen Regierung
verabschiedete Haushalt ist ein Geldregen für die religiös-zionistische und
ultraorthodoxe Gesellschaft in Israel. Für die große Mehrheit der weniger
frommen Israelis ist er ein Desaster. Das Geld, das verstärkt in die
religiösen Gemeinschaften fließt, wird im öffentlichen Schulsystem fehlen,
im Gesundheitssystem, in liberalen Kunst-, Kultur- und
Bildungseinrichtungen.
Dabei stammt das Geld nur in kleinen Teilen aus Steuereinnahmen von
Religiösen. So machen etwa [1][Ultraorthodoxe rund 14 Prozent] der
israelischen Bevölkerung aus. Sie tragen aber nur ganze 2 Prozent des
gesamten Budgets. Viele der strenggläubigen Männer arbeiten nicht und sind
zudem von der Wehrpflicht befreit. Diejenigen, die in den Haushalt
einzahlen und die israelische Wirtschaft tragen, zumeist Säkulare, sind
entsprechend verstimmt darüber.
Die [2][ungerechte Verteilung] von Rechten und Pflichten schürt so große
Frustration, dass sogar ein Bürgerkrieg inzwischen nicht mehr
ausgeschlossen wird. Aber auch für die ultraorthodoxe Gesellschaft ist der
Haushalt ein Problem. Zwar werden verheiratete Männer, die sich ganztags
religiösen Studien widmen, subventioniert und damit auch ihre Familien.
Doch das Budget zementiert die Strukturen, die Ultraorthodoxe in Armut und
Bildungsferne halten.
An Tausenden von religiösen Schulen werden [3][keine Kernfächer wie
Mathematik oder Englisc]h unterrichtet. Wer an diesen Schulen lernt, hat,
selbst wenn er wollte, kaum eine Chance auf einen einigermaßen bezahlten
Arbeitsplatz. Ebenso wenig werden Anreize für Strenggläubige geschaffen,
sich in die arbeitende Gesellschaft zu integrieren. So hat die
Vorgängerregierung den Versuch unternommen, auch die Kernfächer auf den
Lehrplan der religiösen Schulen zu bringen.
Der verabschiedete Haushalt ist ein enormer Rückschritt. Israel droht ein
doppelter Kollaps: ein sozialer und ein wirtschaftlicher.
24 May 2023
## LINKS
[1] /Ultraorthodoxe-Juden-in-Israel/!5673464
[2] /Haushaltsstreit-in-Israel-beendet/!5936712
[3] https://www.haaretz.com/israel-news/2023-05-23/ty-article/.premium/new-hare…
## AUTOREN
Judith Poppe
## TAGS
Israel
Judentum
Haushaltsstreit
Benjamin Netanjahu
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Jair Lapid
Justizreform
Israel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rechte Regierung in Israel: Das Ausland macht Druck
Israels Regierung legt das NGO-Spenden-Gesetz beiseite. Derweil geht die
Normalisierung des umstrittenen Außenposten Homesh im Westjordanland voran.
Haushaltsstreit in Israel beendet: Ultraorthodoxe bevorzugt behandelt
Israels Regierungskoalition verabschiedet einen Haushalt, der den Radikalen
und Ultraorthodoxen noch mehr Geld zugesteht. Tausende protestieren.
Justizreform in Israel: Tausende Befürworter auf der Straße
In Jerusalem haben Anhänger der israelischen Regierung für die
Gesetzesänderung demonstriert. Ministerpräsident Netanjahu hatte die
umstrittene Reform aufgeschoben.
Ultraorthodoxe Juden in Israel: Kontaktloses Pessachfest
Corona breitet sich rasant in Israels ultraorthodoxen Gemeinschaften aus.
Doch langsam nehmen auch die Strengreligiösen das Virus ernst.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.