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# taz.de -- Kandidaten der US-Republikaner*innen: Trump, DeSantis und die Zwerge
> Mit dem Eintritt von Ex-Gouverneur Chris Christie ist das republikanische
> Kandidatenfeld auf zehn angewachsen. Es wird ein schriller Wahlkampf
> werden.
Bild: Chris Christie am 6. Juni im College St Anselm in Manchester, New Hampshi…
Berlin taz | Neun Männer und eine Frau. Das ist an diesem Mittwoch der
Stand des republikanischen Kandidat*innenfeldes um die
Präsidentschaftsnominierung 2024. Am Dienstag hat mit Chris Christie, dem
früheren Gouverneur von New Jersey, jemand seinen Eintritt ins Rennen
erklärt, der zwar in den Umfragen noch keinerlei Relevanz zeigt, aber
dennoch unter die Schwergewichte zu rechnen ist, und das nicht nur wegen
seiner Körperfülle.
Denn anders als Zählkandidaten wie der frühere Gouverneur von Arkansas, Asa
Hutchinson, der amtierende Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum oder
sogar Tim Scott, der Schwarze Senator aus South Carolina, ist Chris
Christie seit vielen Jahren auf der nationalen Bühne bekannt. Acht Jahre
lang regierte er als Republikaner einen tendenziell demokratisch wählenden
Bundesstaat, machte sich einen Namen als effektiver Haushaltssanierer und
für seinen Umgang mit dem [1][Hurrikan Sandy] 2012. Aber als er 2016 schon
einmal um die Präsidentschaft kandidieren wollte, flog er recht bald aus
dem Rennen – und unterstützte als einer der ersten republikanischen
Spitzenpolitiker den späteren Wahlsieger Donald Trump.
Damit allerdings ist es schon lange vorbei. Bei seinem [2][Auftritt am
Dienstag] in einer Town Hall im Bundesstaat New Hampshire – einem der
frühen Vorwahlstaaten, deren Abstimmungsergebnisse Anfang kommenden Jahres
schnell den Ton setzen für Erfolg oder Misserfolg – präsentierte er sich
als wütender Anti-Trump-Polterer, der alles drangibt, damit die
Republikaner diesen „verbitterten, verärgerten Mann“ endlich loswerden. Er
ist damit der erste im schnell wachsenden Feld republikanischer
Bewerber*innen, der gar nicht erst versucht, die Trump-Fans auf seine Seite
zu ziehen.
Christie könnte damit, spekulieren manche US-Kommentatoren, unabhängige
Wähler*innen anziehen, für die eine Wahl Bidens nicht in Frage kommt,
die aber von den radikalen Rhetoriken Trumps oder des derzeit
zweitplatzierten Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis, abgeschreckt sind.
## Früherer Star-Moderator legt auf Twitter los
Allerdings: Genauso wie [3][Mike Pence], Trumps früherer Vizepräsident, der
am Mittwoch per Video seinen Wahlkampf eröffnete, braucht Christie schnelle
Erfolge in den Umfragen. Die sehen derzeit rund 53 Prozent der
Republikaner*innen bei Trump, 22 Prozent bei DeSantis – und dann
kommt, nach einer großen Lücke, Trumps frühere UN-Botschafterin Nikki Haley
mit 4,8 Prozent.
Das heißt: Christie, Haley und die anderen balgen sich in den nächsten
Monaten darum, aus dem 25 Prozent umfassenden „Sonstige“-Feld
herauszustechen, während drei Viertel der Republikaner*innen einen
früheren Präsidenten unterstützen, der immer weitere [4][Gerichtsverfahren]
am Hals hat, oder einen Gouverneur, der seinen Wahlkampf auf
radikal-ideologischem antiliberalem Kulturkampf aufbaut und Trump zwar als
Person verdrängen, seine Politik aber nicht angreifen will.
Welcher Kampf da die Nachrichten dominieren wird, ist absehbar: Derzeit
räumt niemand in den USA jemand anderem als DeSantis eine Chance ein, an
Trump vorbeizukommen. Und das bedeutet: Der öffentliche Diskurs wird noch
schriller und radikaler werden.
Was aus dieser Richtung alles zu erwarten ist, konnten Twitter-Nutzer*innen
am Dienstag sehen: Da strahlte Tucker Carlson, der [5][bei Fox entlassene]
frühere Starmoderator, seine [6][erste Show] auf der Onlineplattform aus.
Mit seinen fast acht Millionen Followern ist Carlson durchaus ein
Einflussfaktor – und er ließ an beißender Aggressivität wenig zu wünschen
übrig, wobei er die schon bei Fox zu beobachtende Hinwendung zu
Putin-Propaganda auf die nächste Stufe hob: Es sei vollkommen klar, dass
die Ukraine den [7][Kachowka-Staudamm] gesprengt habe, genau wie North
Stream 2, ließ er verlauten, aber das erfahre man natürlich aus den
gleichgeschalteten Medien nicht. Eine zwölfminütige Litanei der
Verschwörungserzählungen, Empörung garantiert.
Es steht zu befürchten: So wird der Wahlkampf auch. Denn Carlson prägt wie
kaum ein anderer die politischen Ansichten genau jenes Wähler*innenfeldes,
um das sich DeSantis und Trump balgen.
7 Jun 2023
## LINKS
[1] /Republikaner-blockieren-Hilfsgelder/!5076187
[2] https://www.youtube.com/watch?v=zG5cFO3mXD4
[3] /Praesidentschaftskandidatur-in-den-USA/!5939142
[4] /Ex-Praesident-Donald-Trump/!5925313
[5] /Umstrittener-US-Moderator/!5929806
[6] https://twitter.com/TuckerCarlson/status/1666203439146172419
[7] /Kachowka-Staudamm-in-der-Ukraine/!5936190
## AUTOREN
Bernd Pickert
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