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# taz.de -- Vorwahlen in den USA: Bloßes Schaudern reicht nicht
> Trump gewinnt auch in New Hampshire. Die Welt muss sich auf ihn und seine
> Diktaturfantasien ganz real vorbereiten.
Bild: Sie ist wohl raus dem Rennen: Nikki Haley
Endlich auf dem Boden der Realität: [1][Auch im liberalen New Hampshire ist
es Donald Trumps letzter verbliebener Herausfordererin Nikki Haley nicht
gelungen], diesen zu schlagen. Mit etwas mehr als 40 Prozent hat die
Ex-Gouverneurin von South Carolina und Ex-UN-Botschafterin in der Nacht zu
Mittwoch zwar nicht schlecht abgeschnitten.
Doch in allen anderen Bundesstaaten liegt Haley im Kampf um die
republikanische Präsidentschaftskandidatur weit abgeschlagen. Sie betont,
dass sie auch bei den folgenden Vorwahlen antreten will. Die leise
Hoffnung, ein [2][Ron DeSantis] – der sich inzwischen zurückgezogen hat –
oder eine Nikki Haley könnten Trump als Kandidaten verhindern, die Hoffnung
auf eine Laune der Geschichte schimmert nur noch ganz, ganz schwach. Nein.
Die Welt bekommt es noch einmal mit Trump zu tun, zumindest wenn es nach
den republikanischen Wähler:innen in den USA geht.
Zu reibungslos funktioniert noch immer die Kräfteaddition von verblendeten
Verschwörungsfans, faschistoiden Ideologen, respekthungrigen
Eliteverächterinnen, enttäuschten Demokratenwählerinnen, machtgeilen
Reaktionären und kühl kalkulierendem Kapital. Die Vorstellung, die USA
müssten bloß aufwachen, erweist sich nicht zuletzt auch mit Blick auf die
Geschehnisse und manche Wahlprognosen in Europa als naiv. Es hat keinen
Sinn, darauf zu warten, es möge in den Vereinigten Staaten Hirn oder gar
Herz vom Himmel fallen.
Das ist das Gute an diesem Ergebnis: Jetzt muss sich das demokratische
Amerika, muss sich Europa und muss sich die Welt darauf einstellen, dass es
wieder passieren kann: Donald Trump im Weißen Haus. Und dieses Mal wäre es
ein Trump von allen Fesseln befreit, oft auch von denen des eigenen
Verstandes, wie es inzwischen immer wieder scheint. Eine Diktatur hat er in
Aussicht gestellt. So etwas kann man nicht einfach nur befürchten. Man muss
sich auf die Möglichkeit vorbereiten.
In Europa wie in der Nato scheinen solche Fragen schon recht real
diskutiert zu werden. Hier wird die Verteidigungsfähigkeit Europas ohne die
Großmacht USA gewogen, wird die derzeitige Blockade der Ukraine-Hilfen als
Vorbote gesehen. Aber sind die G 20 minus 1 vorbereitet, die G 7 minus 1?
Ist etwa die internationale Klimadiplomatie darauf eingestellt, ohne das
Commitment der USA zu Vereinbarungen zu kommen, die die Klimakrise
abbremsen können?
## Kreative Wege nötig
In den USA selbst droht all das zurückgedreht zu werden, was Biden und
seine Regierung im Rahmen des Inflation Reduction Act an Investitionen und
Dekarbonisierungsschritten auf den Weg gebracht haben. Auch die unzähligen
Infrastrukturprojekte der „Bidenomics“ sind alles andere als gesichert. Es
müssen jetzt kreative Wege ersonnen werden, wie all dies zu sichern ist.
Und was hat die Ankündigung einer diktatorischen Herrschaft für die
Menschen in den Vereinigten Staaten zu bedeuten, insbesondere für
Bevölkerungsgruppen, die am Rand der Gesellschaft stehen? Das sind
keineswegs so abstrakte Fragen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Es braucht schon jetzt Antworten für den Fall der Fälle. Denn wenn eines
die jüngere Geschichte gelehrt hat, dann, dass man sich auf alles gefasst
machen muss und nur wenig unvorstellbar bleibt.
Ein Sieg Trumps über den amtierenden Präsidenten ist keineswegs ein
Selbstläufer. Die Gefahr ist einfach nur real. Wenn Joe Bidens Strategie
der wohltemperierten Mitte wieder greifen sollte und die Mobilisierung
verschiedener Spektren gelinge, hätte er durchaus eine gute Chance,
wiedergewählt zu werden. Nur darauf verlassen sollte man sich eben nicht.
24 Jan 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Barbara Junge
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Nikki Haley
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US-Präsidentschaftswahl 2024
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