# taz.de -- Flüchtlingsfinanzierung in Deutschland: Länderpapier liegt vor | |
> Auf elf Seiten tragen die Länder Forderungen für den Flüchtlingsgipfel | |
> vor. Unter anderem pochen sie darauf, dass der Bund den Kommunen mehr | |
> Geld überweist. | |
Bild: Gekommen, um zu bleiben? Ein Sonderzug mit Geflüchteten hält im April i… | |
Berlin rtr | Kurz vor [1][dem Flüchtlingsgipfel] haben sich die 16 | |
Bundesländer auf ein eigenes Konzept für die künftige | |
Flüchtlingsfinanzierung geeinigt. In einem 11-seitigen Entwurf für die | |
Erklärung des Bund-Länder-Spitzentreffens am Mittwoch, pochen sie darauf, | |
dass der Bund deutlich mehr Geld an Länder und Kommunen überweist. „Der | |
Bundeskanzler und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder | |
sind sich einig, dass es sich bei den Migrationsbewegungen der letzten | |
Jahre um eine dauerhafte Entwicklung handelt“, heißt es in dem Papier. „Es | |
bedarf eines Finanzierungsmodells, das der Höhe nach angemessen ist und | |
sich verändernden Flüchtlingszahlen anpasst (atmendes System)“, betonen die | |
Länder in dem am Montagabend verabschiedeten Papier. | |
Am Mittwoch empfängt Kanzler Olaf Scholz die 16 Ministerpräsidentinnen und | |
Ministerpräsidenten zum Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt. Mit dem Vorschlag | |
eines eigenen Beschlusspapiers lehnen die Länder eine Beratung über den vom | |
Kanzleramt vorgelegten Entwurf ab, der vor allem auf die bereits | |
festgelegten Zusagen verweist. | |
Allerdings kommen Bund und Länder auf völlig unterschiedliche Zahlen, wie | |
groß die Zuweisungen in den verschiedenen Töpfen eigentlich sind. Die | |
Bundesregierung spricht von 15,6 Milliarden Euro in diesem Jahr. Ein | |
Regierungssprecher verwies am Montag erneut darauf, dass laut Verfassung | |
die Zuständigkeit bei Ländern und Kommunen liegt. Diese hatten sich am | |
Montagvormittag auf eine gemeinsame Position verständigt. Die Positionen | |
haben sich deshalb zwei Tage vor dem Spitzentreffen verhärtet. | |
## Die zugesagte Unterstützung vom Bund reiche nicht aus | |
Die Länder fordern nun zum einen die vollständige Erstattung der Kosten für | |
Unterkunft und Heizung für Geflüchtete sowie die Zahlung einer | |
flüchtlingsbezogenen monatlichen Pro-Kopf-Pauschale. In einem Papier der | |
Finanzministerkonferenz war am Sonntag eine Pauschale in Höhe von rund | |
1.000 Euro genannt worden. Zudem soll sich der Bund an den Kosten für die | |
Integration aller Geflüchteten und die Kosten für unbegleitete | |
Minderjährige stärker beteiligen. Die vom Bund im November 2022 zugesagten | |
2,75 Milliarden Euro für Geflüchtete aus der Ukraine und Flüchtlinge aus | |
anderen Ländern [2][reichten nicht aus], heißt es. | |
Auch die Länder gehen in ihrem neuen Papier auf andere Aspekte im Umgang | |
mit den Flüchtlingen und Migranten ein – vom Grenzschutz bis zur | |
schnelleren Rückführung abgelehnter Asylbewerber und der Rücküberstellung | |
von Antragstellern in die EU-Außengrenzstaaten. In dem Papier wird | |
ausdrücklich auf die Überforderung vieler Kommunen hingewiesen. „Die | |
Hilferufe und Überlastungsanzeigen der Kommunen, Ehrenamtlichen und | |
sonstigen Akteure vor Ort, die in den letzten Jahren unter schwierigen | |
Rahmenbedingungen Großartiges geleistet haben, müssen ernst genommen | |
werden“, heißt es. | |
Die 16 Länder bekennen sich dazu, dass die [3][Asylverfahren für | |
Staatsangehörige aus Moldau] und Georgien beschleunigt werden, weil diese | |
Länder eine EU-Beitrittsperspektive hätten. Die Bundesregierung solle | |
zeitnah einen Gesetzentwurf vorlegen. | |
9 May 2023 | |
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