# taz.de -- Auf dem Weg zur Energiewende: Experten für Sonnenenergie | |
> Das Institut für Solarenergieforschung in Hameln forscht an der | |
> Verbesserung und Einbindung von Photovoltaik. Die Ergebnisse sind | |
> öffentlich. | |
Bild: Seiner Zeit weit voraus: Solar-Carport am Institut für Solarenergieforsc… | |
Im niedersächsischen Emmerthal stehen sich Vergangenheit und Zukunft der | |
Energieversorgung in Sichtweite gegenüber: das Institut für | |
Solarenergieforschung Hameln (IFSH) und [1][das abgeschaltete Atomkraftwerk | |
Grohnde]. Tatsächlich fiel der Beschluss, ein niedersächsisches Institut | |
zur Erforschung der Sonnenenergie zu gründen, knapp einen Monat nach der | |
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Die Entscheidung scheint sich | |
gelohnt zu haben. „Hier sind Dinge entstanden, die in jedem | |
Fotovoltaik-Modul stecken, das heute verkauft wird“, sagt Stefan Bordihn | |
von der Abteilung Solare Systeme des IFSH. | |
Das Institut mit seinen 150 Mitarbeitern wird Bordhin zufolge zu 30 Prozent | |
vom Land finanziert und ist an die Leibniz-Universität Hannover angedockt. | |
Es versucht zum einen, Fotovoltaikanlagen und deren Herstellung zu | |
verbessern; zum andern erforscht es, wie „solare Systeme“ funktionieren | |
könnten, also das Zusammenspiel solarer Energieerzeugung mit anderen | |
regenerativen Energiequellen. Dazu kommt eine unabhängige Prüfstelle, von | |
der sich Hersteller aus aller Welt die Effektivität ihrer Solarzellen | |
bestätigen lassen. | |
Vor zwei Jahren etwa bescheinigte das IFSH dem chinesischen Hersteller | |
Longi, dass seine Zellen einen [2][Wirkungsgrad von 25,21 statt bisher | |
25,09 | |
erreichen][3][[https://www.pv-magazine.de/2021/06/02/longi-erreicht-2521-pr | |
ozent-wirkungsgrad-fuer-topcon-solarzelle/]], wie das PV-Magazine | |
berichtete. „Für die Fotovoltaik-Industrie ist die Zahl hinter dem Komma | |
wichtig“, sagt Bodihn. Denn ein Zehntel oder Hundertstel Verbesserung | |
vervielfache sich ja durch die enorme Zahl zu produzierender Solarzellen. | |
Deutlich übertroffen werden kann dieser Wirkungsgrad durch eine neue | |
Generation von Solarzellen, an deren Entwicklung das IFSH beteiligt war und | |
die jetzt produktionsreif ist: die POLO-Zelle. Das steht für | |
„polycrystalline silicon on oxide“. Die neuartige Solarzelle arbeitet mit | |
einem Wirkungsgrad von 26,1 Prozent. Aber auch hier ist noch nicht Schluss. | |
Gestapelte Solarzellen aus Materialien, die Licht unterschiedlicher | |
Wellenlänge durchlassen, können mehr vom Spektrum ausnutzen und kommen auf | |
Wirkungsgrade über 30 Prozent. | |
Neben der Herstellung von Fotovoltaik-Anlagen befasst sich das Institut mit | |
deren Einbindung in die Energieversorgung. „Wir entwickeln neue Methoden, | |
um das Potenzial von Solaranlagen zu erforschen“, sagt Bordihn. Ein Kollege | |
habe ein mit künstlicher Intelligenz arbeitendes Instrument entwickelt, mit | |
dem sich ermitteln lasse, an welchen Fassaden Fotovoltaik möglich wäre. | |
## Kombination mit anderen Methoden | |
Im Auftrag des Landes hat das IFSH zusammen mit dem Institut für | |
Umweltplanung der Leibniz-Uni ermittelt, wie groß [4][der Raumwiderstand | |
gegen den Bau von Solaranlagen ist]. Wälder, Landwirtschaft und | |
Naturschutzgebiete erschweren den Ausbau der Fotovoltaik. Wiesen oder | |
ertragsarme Äcker gelten als Potenzialflächen mit geringem Widerstand. | |
Dazu kommt die Frage, wie sich Fotovoltaik am besten mit anderen | |
erneuerbaren Energiegewinnungsmethoden kombinieren lässt. Eine [5][wichtige | |
Rolle spielt die Wärmepumpe], deren Qualität und Einbindung in die | |
Energieversorgung das IFSH ebenfalls untersucht. Das reicht bis zu | |
prosaischen Themen wie dem Lärm: „Für den Nachbarn darf das Ding nicht zu | |
laut sein“, sagt Bordihn. | |
Das IFSH versteht sich als anwendungsorientiertes Forschungsinstitut. „Bei | |
uns kommt das Interesse mit konkreten Wünschen vom deutschen Maschinenbau“, | |
sagt Bordihn. Die Drittmittel der Firmen seien Voraussetzung dafür, | |
Fördergeld vom Bund zu bekommen. Die Forschungsergebnisse seien jedoch | |
öffentlich. „Es ist nicht unsere Aufgabe, Patente anzumelden und Geld zu | |
machen“, sagt Bordihn. „Wir machen Forschung, die muss transparent sein.“ | |
21 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Geschichte-der-Anti-AKW-Bewegung/!5924964 | |
[2] https://www.pv-magazine.de/2021/06/02/longi-erreicht-2521-prozent-wirkungsg… | |
[3] https://www.pv-magazine.de/2021/06/02/longi-erreicht-2521-prozent-wirkungsg… | |
[4] /Energiewende-in-Niedersachsen/!5871471 | |
[5] /Uebernahme-von-Waermepumpenhersteller/!5928424 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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