| # taz.de -- Leipziger Buchmesse hat begonnen: Viel Lärm um die Bücher | |
| > Zum Start erinnern Lyrikerin Stepanova und Kulturstaatsministerin Roth | |
| > daran, dass in der Ukraine auch Kultur verteidigt wird. Ein Rundgang. | |
| Bild: Leipzig, am 27. April: Besucher:innen auf dem Weg zum Messegelände | |
| Wie laut es hier ist. Wahnsinn. Wie sehr es unter der Glaskuppel in der | |
| zentralen Messehalle hallt, hatte man tatsächlich ein bisschen vergessen in | |
| den drei Jahren, in denen die Leipziger Buchmesse ausgefallen ist. | |
| Nun gut, wenn man durch die lärmenden Schulklassen und die Cosplayer sowie | |
| Mangafans durch ist, die die vorderen Hallen gut befüllen, dann wird es | |
| etwas ruhiger. Etwa 20 Prozent weniger Aussteller, so hört man, sind in | |
| diesem Jahr gegenüber 2019 vertreten. | |
| Die Messe kompensiert das durch etwas verkleinerte Hallen bei den | |
| Belletristik- und Sachbuchverlagen und durch breitere Gänge, was aber | |
| sowieso nicht so schlecht ist, und auch durch vergrößerte Lese-Inseln. | |
| Immerhin sind auch große Verlage wie Suhrkamp, Hanser, Rowohlt, Kiepenheuer | |
| & Witsch (klar, mit zentralem [1][Benjamin-von-Stuckrad-Barre-Blickfang]), | |
| Piper und Klett-Cotta mit Ständen vertreten. | |
| ## Themen, um Bücher ins Gespräch zu bringen | |
| Sowieso stellt sich beim ersten Rundgang schnell dieses typische | |
| Messe-Feeling sich rasend abwechselnder Eindrücke ein. Eine | |
| Literaturagentin kommt einem entgegen und sagt: „Die Branche hat sich doch | |
| sehr verändert.“ Man fragt gleich nach: In welche Richtung? Sie sagt: „Um | |
| Bücher ins Gespräch zu bringen, muss man mittlerweile vor allem Themen | |
| anbieten.“ Und schon geht sie weiter. Ein Verleger verkündet stolz, dass | |
| die Besucher*innen gleich zu Beginn der Messe ordentlich Bücher kaufen. | |
| Die Ukraine hat einen großen Stand. Das war offensichtlich der Leipziger | |
| Buchmesse ein Anliegen. Es gibt ein umfangreiches Diskussionsprogramm, | |
| organisiert in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Am | |
| Donnerstagnachmittag wird etwa über die Frage gesprochen „Was braucht die | |
| Ukraine für den kulturellen Wiederaufbau?“. Kulturstaatsministerin Claudia | |
| Roth (Grüne) ließ sich am ersten Messevormittag auf dem Stand blicken, um | |
| sich zu informieren und ihre Anteilnahme zu zeigen. | |
| Die Politikerin war auch eine der Redner*innen, die die Leipziger Buchmesse | |
| am Mittwochabend im Leipziger Gewandhaus feierlich eröffnet haben. Roths | |
| Rede folgte im Wesentlichen einer Dramaturgie in drei Teilen. Teil eins: | |
| Freude darüber, dass die Messe endlich wieder stattfinden kann. Teil zwei: | |
| Bestürzung angesichts des russischen Angriffskrieges. Teil drei: | |
| Zuversicht, dass Literatur und Lektüre ihre wichtige demokratiefördernde | |
| Stellung in der Gesellschaft behaupten können. Dies ist ja auch ein | |
| verständlicher Redenaufbau in bedrängender Weltlage. | |
| ## Alle Reden fielen ähnlich aus | |
| Nur dass die anderen Reden – [2][von Leipzigs SPD-Oberbürgermeister | |
| Burkhard Jung], dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer | |
| (CDU) und der Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friedrichs – | |
| ähnlich ausfielen. | |
| Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der | |
| Österreich als Gastland repräsentierte, fiel allerdings aus dem Rahmen. | |
| Lässig plauderte er in seiner Festansprache über die Besonderheiten | |
| österreichischer Sprache; bei ihm wurde sogar gelacht. | |
| Die Dankesrede von Maria Stepanova, die den Leipziger Preis für europäische | |
| Verständigung erhielt, fiel dagegen verständlicherweise ernst aus. Die | |
| russische Lyrikerin lebt jetzt im Exil in Berlin. Dass die Ukraine nicht | |
| nur die ukrainische Kultur, sondern, genau besehen, die Kultur überhaupt – | |
| auch die russische – im Krieg verteidigt, war einer der Gedanken, die | |
| hängenbleiben werden; er wurde von Claudia Roth formuliert. | |
| Wie wichtig es ist, die bessere russische Kultur zu repräsentieren – aber | |
| auch, was für eine Last da auf den Schultern liegt –, das konnte Maria | |
| Stepanova vermitteln. | |
| 27 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dirk Knipphals | |
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