# taz.de -- Expo25 in Osaka: Mit Kawaii zur zirkulären Welt | |
> Kreislaufwirtschaft verstehen: Der deutsche Pavillon bei der Expo 2025 in | |
> Japan stellt klimafreundliches Bauen und Wirtschaften in den Mittelpunkt. | |
Bild: So soll er mal aussehen: der deutsche Pavillon in Japan | |
Es gab einmal Zeiten, da stellten die Weltausstellungen die Bühne für | |
bahnbrechende Erfindungen und Bauwerke. Der Kühlschrank 1878, der | |
Eiffelturm 1889 oder auch der elektrische Stuhl 1893 – viele der auf der | |
Expo vorgestellten Neuheiten sind immer noch in Gebrauch. | |
Inwieweit das Konzept Weltausstellung in einer globalisierten Welt, die mit | |
den Auswirkungen des Klimawandels kämpft, noch zeitgemäß ist, lässt sich | |
freilich in Frage stellen. Denn auch in den ausrichtenden Staaten selbst | |
sind Expos nicht mehr unumstritten. So stimmten die St. Gallener:innen | |
etwa in einer Volksabstimmung gegen eine Expo 2027 in ihrem Kanton, und | |
auch die nächstgeplante Weltausstellung 2023 in Buenos Aires sagte | |
Argentinien mit Verweis auf die Folgen der Coronapandemie ab. | |
Als Nächstes steht nun die Expo 2025 im japanischen Osaka an. Unter dem | |
etwas holprigen Motto „Designing Future Society for Our Lives“ finden sich | |
2025 auf der künstlichen Insel Yumeshima über 150 Länder und 25 | |
internationale Organisationen ein, um nationale Pavillons zu gestalten. | |
Die deutschen Beiträge erfreuten sich dabei bei den letzten, bislang | |
viermal in Japan durchgeführten Expos großer Beliebtheit, sagt der | |
japanische Botschafter in Deutschland Hidenao Yanagi, der bei der | |
Vorstellung des deutschen Pavillonkonzepts in der letzten Woche im | |
Bundeswirtschaftsministerium in Berlin einige Grußworte spricht. | |
## Ausgeliehene Bäume | |
Der deutsche Pavillon hat sich das Unterthema „Connecting Lives“ gegeben. | |
Connected werden vor allem Rohstoffe, steht doch die Kreislaufwirtschaft im | |
Fokus. Die Kreisform spiegelt sich auch in den Gebäuden, die, rund und aus | |
Holz gebaut, von Grün umgeben sind. Alle Materialien können wiederverwendet | |
werden, sagt Tobias Wallisser, Architekt des Berliner Büros LAVA – | |
Laboratory for Visionary Architecture, das für das räumliche Konzept | |
verantwortlich ist. | |
Stahlkonstruktionen werden gemietet, ebenso die Bäume, die nach Ende der | |
Expo zurück an eine Baumschule vor Ort zurückgehen. Wie wichtig | |
klimafreundliches Bauen ist, steht außer Frage: [1][Die Baubranche ist für | |
fast 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.] | |
90 Prozent der Expo-Besucher:innen, so rechnet man, werden aus Japan | |
stammen. Die Diskurskultur in dem asiatischen Land sei eine andere, das | |
müsse mitgedacht werden, sagt Wiebke Hahn von der facts and fiction GmbH, | |
die mit GL events das Pavillonkonzept entwickelt. | |
Sie stellt die sogenannten „Circulars“ vor, runde, wolkenartige | |
Maskottchen, die in Anlehnung an die japanische Kawaii-Ästhetik | |
Besucher:innen mit Niedlichkeit vom deutschen Pavillon überzeugen | |
sollen – als plüschige Walking Acts oder als personal guides in Handgröße. | |
56,4 Millionen Euro sind für den mit „Wa! Germany“ (japanisch für Harmoni… | |
Kreis, Wow) überschriebenen Pavillon veranschlagt. | |
## Problem der Nachnutzung | |
Die ähnlichen Werte, die Deutschland und Japan verbinden, betont in seiner | |
Ansprache im Wirtschaftsministerium Staatssekretär Michael Kellner (Grüne), | |
wohl auch in Abgrenzung zur letzten Weltausstellung. Die Expo 2020 in Dubai | |
stand wegen Menschenrechtsverletzungen des Golfstaats in der Kritik. Trotz | |
Boykottaufrufs durch die EU beteiligten sich 190 Staaten. Zumindest die | |
Nachnutzung scheint jedoch geklärt: Auf dem Expo-Gelände soll eine eigene | |
Stadt für 145.000 Menschen entstehen, die im „District 2020“ keine Steuern | |
zu zahlen brauchen. | |
Wie schwierig sich das Weiternutzen von Expo-Gebäuden gestalten kann, ließ | |
sich in Hannover ablesen. Der anlässlich der Expo 2000 gebaute holländische | |
Pavillon stand bis zuletzt leer. Erst seit Kurzem ist sein Weiterleben | |
gesichert: Als Mittelpunkt eines studentischen Campus soll dort ab 2025 | |
wieder Leben einkehren. | |
14 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Julia Hubernagel | |
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