# taz.de -- Reporter ohne Grenzen: 1.657 Tote in 20 Jahren | |
> Am 7. April 2003 starb der Journalist Christian Liebig bei einem | |
> Raketenangriff. Seitdem sind über 1.500 weitere Journalist*innen | |
> getötet worden. | |
Bild: Gedenkkundgebung für den in der Ukraine getöteten französischen Journa… | |
Morde, Kriege, Überfälle: In den letzten 20 Jahren sind laut der | |
Organisation [1][Reporter ohne Grenzen (RSF)] 1.657 Journalist*innen | |
wegen oder bei ihrer Arbeit getötet worden, also mehr als 82 pro Jahr. Das | |
teilte RSF am Freitag mit. RSF-Geschäftsführer Christian Mihr sieht in der | |
Zahl einen „unermesslichen Verlust für die Angehörigen“ und einen „Verl… | |
im Kampf um die Pressefreiheit weltweit“. | |
Laut den Zahlen von RSF wurden die meisten Medienschaffenden 2012 getötet: | |
143. Die meisten dieser Journalist*innen starben durch Konfliktparteien | |
[2][im Syrienkrieg, der ein Jahr zuvor ausgebrochen war]. Seit 2019 sei die | |
jährliche Zahl der Getöteten „historisch niedrig“, so RSF. 2021 lag sie b… | |
51, im Folgejahr bei 60 – trotz ständiger Kriege wie dem in der Ukraine. | |
In den letzten drei Jahren sind laut RSF jeweils nicht mehr als 20 | |
Journalist*innen in Kriegsgebieten getötet worden. [3][Die Organisation | |
erklärt:] „Abgesehen davon, dass die Intensität einiger Kriege abgenommen | |
hat, spiegeln diese Zahlen auch die Wirksamkeit der von den | |
Nachrichtenorganisationen ergriffenen Präventiv- und Schutzmaßnahmen | |
wider.“ | |
Als „embedded journalist“ getötet | |
Auch Christian Liebig, dessen 20. Todestag Anlass für die Bekanntmachung | |
von RSF ist, wurde im Krieg getötet. Er war 2003 für den Focus in den Irak | |
gereist, nachdem die USA im März ihren Angriff begonnen hatten. Liebig war | |
dort als sogenannter „embedded journalist“, also als Journalist, der eine | |
der Kriegsparteien begleitet, in diesem Fall die US-Armee. [4][Am 7. April | |
wurden er, sein spanischer Kollege Julio Anguita Parrado (El Mundo) sowie | |
zwei Soldaten bei einem Raketenangriff auf das Hauptquartier der Einheit | |
getötet]. Liebig wurde 35 Jahre alt, Julio Anguita Parrado 32. Mit ihnen | |
stieg die Zahl der bis zu diesem Tag getöteten Journalist*innen im | |
Irak-Krieg auf zehn. Seitdem wurden im Irak 300 Medienschaffende getötet – | |
mehr noch als in Syrien, wo 280 Journalist*innen starben. | |
Laut der Zählung von RSF ist Krieg auch einer der Gründe, warum die | |
Todeszahlen in der Ukraine die zweithöchsten Europas sind. Seit der | |
Ausweitung des Angriffskriegs durch Russland im Februar 2022 sind dort | |
mindestens 8 Journalist*innen getötet worden. In den 19 Jahren zuvor | |
waren es insgesamt 12, der Großteil von ihnen in den Gebieten, um die seit | |
2014 gekämpft wird. | |
In Russland gab es europaweit die meisten tödlichen Angriffe auf | |
Journalist*innen (37). Auf Rang drei kommt die Türkei mit neun Toten, | |
gefolgt von Frankreich mit acht, die allesamt von Terroristen 2015 bei | |
einem Angriff auf Charlie Hebdo getötet wurden. | |
Die „gefährlichste Region der Welt“ laut RSF allerdings der amerikanische | |
Doppelkontinent. 47 Prozent aller getöteten Journalist*innen seien dort | |
gestorben. Als tödlichste Länder der letzten 20 Jahre listet RSF nach Irak | |
und Syrien Afghanistan, Jemen, die Palästinensischen Gebiete und Somalia. | |
7 Apr 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Reporter-ohne-Grenzen/!t5020459 | |
[2] /Schwerpunkt-Syrienkrieg/!t5007613 | |
[3] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/medienschaf… | |
[4] /Zehn-tote-Reporter/!791039/ | |
## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
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