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# taz.de -- Soziale Arbeit: An der Belastungsgrenze
> Hamburger Beschäftigte in der Sozialen Arbeit sind besonders überlastet.
> Das zeigt eine Studie von Ver.di und der Hochschule Fulda.
Bild: Endlich wieder Regelbetrieb, wenn auch mit Maske: Hamburger Kita an der J…
Bremen taz | Die Lage war schon lange Zeit nicht gut, im Laufe der
Corona-Pandemie hat sie sich nur noch verschärft: Hamburger Beschäftigte in
der Sozialen Arbeit sind im bundesweiten Vergleich besonders häufig an der
Grenze der Belastbarkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der
Gewerkschaft Ver.di und der Hochschule Fulda.
Darunter würden nicht nur die Beschäftigten leiden: [1][„Trotz vorhandener
Finanzkraft ist es in einer Stadt wie Hamburg nicht möglich, Angebote für
die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit notwendigen Fachkräften zu
belegen]“, beklagt der Hamburger Sozialarbeiter Volkhard Cruse. „Dies führt
zu einer prekären Situation für Beschäftige und vor allem für die
Bürgerinnen und Bürger, die auf Unterstützung angewiesen sind“, sagt er.
Bundesweit wurden über 8.200 Beschäftigte der Sozialen Arbeit befragt, die
zum Beispiel in Kitas, [2][Jugendämtern] oder der Suchthilfe arbeiten. Das
Ergebnis: Fast die Hälfte der Befragten nimmt wahr, dass die Nachfrage nach
Sozialer Arbeit seit 2020 gestiegen ist und 82 Prozent von ihnen geben an,
dass Probleme sich durch die Pandemie verschärft haben und komplizierter
geworden sind.
Zudem habe es mehr Inobhutnahmen wegen häuslicher Gewalt in Familien
gegeben, damit sei auch die Arbeitsbelastung der Inobhutnahmestellen und
Jugendämter gestiegen. Auch mehr Obdachlose und suchtkranke Menschen gebe
es.
## Burn-Out droht
Ver.di veröffentlichte zusätzlich zu der Studie Zahlen, die explizit
Angaben von mehr als 230 Hamburger Beschäftigten widerspiegeln. Diese gaben
an, dass ihre eigene Leistungsfähigkeit abgenommen hat, laut der Studie ist
das ein Symptom eines sich entwickelnden Burn-Outs.
So arbeiteten mehr als 63 Prozent von ihnen an ihrer Belastungsgrenze –
mehr als im Bundesschnitt, der bei unter 60 Prozent liegt. Rund 48 Prozent
der Hamburger Beschäftigten gaben an, dass es eine gestiegene Nachfrage
nach Angeboten gebe, knapp 79 Prozent berichten, dass die Problemlagen
ihrer Klient*innen komplexer geworden seien.
Nach Aussage der Gewerkschaft seien die Folgen in Hamburg schon jetzt
spürbar, viele Beschäftigte seien deshalb aus den sozialen Berufen
abgewandert. Auch wenn dazu keine Zahlen vorliegen, bestätigt auch die
Hamburger Sozialbehörde ein Problem: Derzeit sind etwa 550 Stellen allein
im Bereich der Kindertagesstätten unbesetzt.
„[3][Wir gehen von einem wesentlich höheren Fachkräftemangel] in Hamburg
aus, da zum Beispiel nicht alle Einrichtungen ihre unbesetzten Stellen der
Behörde melden“, sagt Michael Stock von Ver.di Hamburg.
Im November 2020 wurde die Studie schon einmal bundesweit durchgeführt.
Damals gaben die Befragten an, dass ihre Arbeitsbelastung einerseits durch
den gestiegenen Bedarf an ihrer Arbeit zugenommen hat, andererseits aber
auch, weil Kolleg*innen ausfielen, da sie entweder zur Risikogruppe
gehörten oder selbst Corona hatten.
Die Hälfte der Befragten schätzte ihre Arbeitsbedingungen schlechter ein
als vor der Pandemie. Erschwerend kam hinzu, dass 15 Prozent der Befragten
keine Schutzausrüstung tragen konnte, um sich vor einer Ansteckung mit dem
Virus zu schützen.
Zwei Jahre später hat sich die Situation also kaum verbessert. Zwar mussten
in Hamburg wegen Überbelastung oder Personalmangel noch keine Einrichtungen
schließen. „In den [4][Hamburger Kitas] aber gibt es massive
Einschränkungen und zu wenig Personal, um einen sinnvollen Betrieb zu
haben“, sagt Stock. Und die Aussicht ist weiter düster: 77 Prozent gaben
an, nicht bis zur Rente in der Sozialen Arbeit tätig bleiben zu wollen.
2 Apr 2023
## LINKS
[1] /Fachkraefte-Mangel-in-Hamburger-Kitas/!5912854
[2] /Ueberlastete-Berliner-Jugendaemter/!5892181
[3] /Psychologe-Bernhard-Kalicki-ueber-Kitas/!5871917
[4] https://www.hamburg.de/kita-finden/
## AUTOREN
Stina Reichardt
## TAGS
Sozialarbeit
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