| # taz.de -- Regisseur über Tanztheaterfilm: „Ein Zeitdokument“ | |
| > Premiere in Bremen: Cantufan Klose hat einen Film gedreht über die | |
| > während der Coronapandemie entstandene Tanztheaterproduktion | |
| > „Futuralgia“. | |
| Bild: Sehnsucht nach Nähe, Berührung und Gemeinschaft: Futuralgia | |
| taz: Cantufan Klose, um verdrängte und regulierte Körperlichkeit in der | |
| Pandemie geht es in „Futuralgia“. Núria Guiu Sagarras Choreografie war | |
| [1][2020 eine erfolgreiche Produktion] der Tanzsparte des Theaters Bremen, | |
| platzend vor Sehnsucht nach Nähe, Berührung und Gemeinschaft. Jetzt bringst | |
| du einen Film dazu heraus. Für wen? | |
| Cantufan Klose: Für Freund:innen des zeitgenössischen Tanzes, aber | |
| Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Man braucht allerdings eine gewisse | |
| Geduld, um sich auf ihn einzulassen. | |
| Warum hast du selbst dich darauf eingelassen? | |
| Der sehr besondere, vor allem digital stattfindende Probenprozess hat mich | |
| interessiert. Was bedeutet es, [2][in der Pandemie Tänzer:in zu sein]? | |
| Was machen die Kommunikations-Tools des Internets mit den Menschen? Wenn | |
| gerade Tänzer:innen nicht mehr im physischen Raum interagieren, sondern | |
| allein im Wohnzimmer, in der Küche, dem Keller, Garten oder auf ihrer | |
| Dachterrasse für sich allein trainieren und proben, beeinflusst das ganz | |
| klar den Umgang mit dem Körper. | |
| Diese Lockdown-Erfahrungen sind gefühlt lange her. Ist „Futuralgia“ ein | |
| Historienfilm? | |
| Eher ein Zeitdokument. Ein Porträt. | |
| Der Tänzer, der Choreografie, der Coronajahre? | |
| All das. | |
| Mit nur im Digitalen möglicher Probenarbeit hat sich das Ensemble auf der | |
| Bühne auseinandergesetzt. Du bringst das Live-Erlebnis nun wieder zurück | |
| ins Digitale des Films. | |
| Aber nicht das Bühnenstück steht im Fokus, sondern seine Entwicklung in | |
| sieben Monaten mit vielen, vielen Unterbrechungen. | |
| Hast du die Tänzer:innen daheim besucht beim Training vor dem Laptop? | |
| Nein, mein Film ist nicht dokumentarisch, sondern semifiktional. Wir haben | |
| mit jedem Ensemblemitglied so fünf Situationen aus der Pandemiezeit | |
| nachgestellt, reenacted, auch mal überspitzt; und diese Szenen dann zu | |
| einer Bildcollage komponiert. Wir kommen den Tänzer:innen persönlich | |
| sehr nah, der Film vermittelt eine höchst intime Begegnung. | |
| Auf der Bühne ging es auch um die Beziehung zum eigenen Leib im Zeitalter | |
| [3][digital vermittelter Körperbilder], Geschlechterrollenmustern und | |
| Selbstinszenierungen. | |
| Die Bildästhetik der sozialen Medien taucht im Film auf. Privat von den | |
| Tänzer:innen aufgezeichnetes Videomaterial haben wir eingebaut und so | |
| inszeniert, dass die Grenze verschwimmt zu den Sequenzen, die wir | |
| nachträglich aufgenommen haben. Jeweils schauen, starren die Menschen in | |
| die Kamera, im Kino also direkt den Zuschauer an, der daher aus der | |
| Perspektive der Handykamera oder Webcam das Geschehen wahrnimmt. | |
| Wie unterschieden sich Theater und Film? | |
| Im Theater ist das Ziel der Proben, einen wiederholbaren Ablauf zu | |
| entwickeln, im Film fängt man einmal den perfekten Moment ein. Das | |
| Besondere am Theater ist der lebendige Raum, dass du die Menschen siehst | |
| und spürst, der Film ist Illusion, das Theater also ehrlicher, weil es | |
| nicht so schummeln kann. | |
| Wie ist der Film finanziert? | |
| Durch die „Tanz digital“-Förderung des Bundes hatten wir 60.000 Euro zur | |
| Verfügung, das ist für einen 60-Minuten-Film im unteren Budget-Bereich. Es | |
| ist mein erster Lang- und auch mein Diplom-Abschlussfilm an der Hochschule | |
| für Künste. | |
| 9 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jens Fischer | |
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