# taz.de -- Neue Regeln für Trans*athletinnen: Zum Wohle des Frauensports | |
> Die Leichathletik verschärft die Regeln zur Teilnahme von | |
> Trans*sportlerinnen. Warum das eine gute Entscheidung ist. | |
Bild: Nichts für Trans*athletinnen: Wettberwerb über 3000 Meter Hindernis | |
Der Leichtathletik-Weltverband hat eine neue Policy zu | |
Trans*athletinnen – und diese hat für den Sport schlechthin | |
weitreichende Folgen. Vom kommenden Freitag an können Transfrauen nur noch | |
dann an Wettbewerben in der erwachsenen Leichtathletik teilnehmen, wenn sie | |
keine männliche Pubertät durchlaufen haben. Das soll den weiblichen Sport | |
schützen. Eine kluge Entscheidung, ähnlich der, [1][die der | |
Internationale Schwimmverband vor knapp zwei Jahren getroffen hat]. | |
Wer an Schwimmkonkurrenzen von Frauen teilnehmen möchte, darf dies nur | |
dann, wenn die Transition von männlicher zu weiblicher Physis – | |
Muskularität, Stoffwechsel, Lungenvolumen – bis zur Pubertät abgeschlossen | |
ist. Eine Trans*sportlerin soll sich also keine „männlichen“ | |
Körpervorteile verschaffen, weil sie zwar gewisse Hormonblocker zu sich | |
nimmt, dies aber in einem männlich herangewachsenen Körper. | |
Diese Entscheidung des Leichtathletik-Verbandes wird in einigen | |
Social-Media-Foren als „transphob“ interpretiert, denn auch Trans*frauen | |
seien Frauen. Sportverbände wie der von Sebastian Coe argumentieren | |
hingegen, dass, gemessen am Männersport, Frauensport erst in jüngster Zeit | |
gleichberechtigt am Sport schlechthin ist. Noch in den 1960er Jahren waren | |
Frauen olympisch von Laufstrecken jenseits der 800 Meter ausgeschlossen – | |
längere Strecken seien für Frauen gefährlich, hieß es lange. Ähnlich wurde | |
beim Skifliegen argumentiert, das erst in dieser Saison auch für Frauen in | |
einem offiziellen Wettbewerb möglich war. | |
## Gefahr der Delegitimierung des Frauensports | |
Frauensport, der weltweit immer populärer wird, würde durch dominierende | |
Trans*athletinnen deligitimiert. Denn: Trans*frauen in der | |
Leichtathletik, die erst am Ende der Pubertät in den Frauensport | |
einsteigen, könnten auf Anhieb alles gewinnen, was es zu gewinnen ist. Ein | |
durchschnittlicher Kugelstoßer würde als Frau zur überragenden Stoßerin – | |
allein schon ihrer männlichen Muskularität und der Lungenkraft wegen. | |
Ebenso öffentlich wurde, dass strengere Regeln künftig auch für | |
Sportlerinnen wie [2][die Südafrikanerin Caster Semenya] gelten. Die | |
zweifache Olympiasiegerin über 800 Meter ist eine Frau mit „Differences of | |
Sex Development“. | |
Auch deshalb ist sie schneller als andere Frauen über die Mittelstrecken, | |
aber langsamer als jede Männerkonkurrenz. Die neuen, härteren | |
Testosteron-Grenzwerte, die bislang nur Mittelstrecklerinnen wie Semenya | |
trafen, sollen nun für alle leichtathletischen Disziplinen gelten. Fair | |
geht auch hier vor, zugunsten des Frauensports. | |
26 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Transgenderathletinnen-im-Spitzensport/!5860649 | |
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## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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