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# taz.de -- Osnabrücker Bischof Bode geht endlich: Keinen Respekt für diesen …
> Franz-Josef Bode ist nach 28 Jahren überraschend schnell vom Papst aus
> dem Amt entlassen worden. Quälend lange hatte er sich an sein Amt
> geklammert.
Bild: Jetzt verschwindet Bischof Franz-Josef Bode ganz von der Bildfläche
Osnabrück taz | Es ist vorbei, endlich: Franz-Josef Bode, fast 28 Jahre
lang römisch-katholischer Diözesanbischof von Osnabrück, ist [1][nicht mehr
im Amt]. Ein Rücktritt, auffallend schnell abgesegnet von Papst Franziskus.
Quälend lange hatte der heute 72-Jährige – [2][er war der dienstälteste
katholische Bischof in Deutschland] – sich noch an seinen Bischofsstab
geklammert. Auch noch nach dem alarmierenden Zwischenbericht zu den
„Pflichtverletzungen der Bistumsleitung“, die im Zuge der Untersuchungen
der Universität Osnabrück zu Tage getreten waren: Die Studie unter dem
Titel „Betroffene – Beschuldigte – Kirchenleitung. Sexualisierte Gewalt an
Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen durch
Kleriker im Bistum Osnabrück seit 1945“ erschien bereits 2022.
Neben vielerlei Erschreckendem ist da unter anderem auch von der Verletzung
der Rücksichtnahmepflicht die Rede – „teils durch psychologische Zumutungen
wie das Drängen auf Verzeihung, die Darstellung des Täters als eigentlich
Leidtragendem, teils durch nachlässige Bearbeitung“.
Bode blieb trotzdem weiter Bischof. In seiner Stellungnahme zu dem
Zwischenbericht bejahte er nämlich 2022 die Frage, „ob ich nach den
Ergebnissen dieser Studie noch im Amt bleiben kann“. Seine Begründung war
damals der Lernprozess seines Bistums: „Meines Erachtens würde ein
Rücktritt diesen Prozess verzögern statt fördern.“ Ein schwaches Argument.
Seit Jahren greift im Bistum Osnabrück das „Konzept gegen sexualisierte
Gewalt und geistlichen Missbrauch“. Dass es ohne Bode zusammenbricht oder
jedenfalls verkümmert, war aber nie zu befürchten.
## „Häufig zögerlich gehandelt“
Jetzt ist Bodes Ende gekommen. In einem Video, verbreitet durch das Bistum,
räumt er ein, er habe die „Fälle falsch eingeschätzt“ und „häufig zö…
gehandelt“, er habe „manchmal falsche Entscheidungen getroffen“ und „la…
Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick
gehabt“. Bode spricht von „systemischen Mängeln“. Manche hätten „jegl…
Vertrauen“ in ihn verloren, er habe das Ausmaß der „Irritationen“,
insbesondere in der Mitarbeiterschaft des Bistums, „unterschätzt“. Er bitte
alle Betroffenen um Verzeihung.
Manche sagen nun, dafür gebühre ihm Respekt. Sie sehen in Bode
hauptsächlich den Modernisierer, den Veränderer, einen Verfechter des
Synodalen Wegs, also der Erneuerung der katholischen Kirche. Und
unvergessen ist seine Geste von 2010, als er sich auf den Boden des
Osnabrücker Doms legte; er erkenne seine Schuld an, wollte er damit sagen.
Aber ein Bischof, der jüngst noch einen jahrelangen Fall sexualisierter
Gewalt in Ostercappeln bei Osnabrück zu einer „Beziehung“ verharmlost hat,
ist nicht tragbar. Als Bodes Priester das Mädchen zu missbrauchen begann,
war das Opfer 14 Jahre alt. Die Gemeinde zitierte Bode zum Ortstermin.
Muss man Bode für seine Rücktrittsentscheidung nun gleichwohl Respekt
zollen? Hier tritt ein Belasteter zurück. Da ist es selbstverständlich,
nicht respektabel, dass er abdankt. Und der Schritt kommt noch dazu viel zu
spät. Ganz freiwillig ist Bodes Rücktritt ohnehin nicht. Der Betroffenenrat
der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück hatte ihn kirchenrechtlich
im Vatikan angezeigt.
Seit dem 25. März 2023 ist Bode nun kein Bischof mehr. Das ist gut so. Aber
es ist zugleich auch ein schlechtes Signal aus dem Vatikan. Denn während
Bode, einer der Aufgeschlosseneren der Führungsriege der katholischen
Kirche Deutschlands, überraschend schnell aus dem Amt entfernt wurde,
amtieren andere weiter.
Der Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki zum Beispiel, der
durch all das, was er verhindert hat im Missbrauchsskandal, schwerst
belastet ist. Auch er hat, unter öffentlichem Druck, seinen Amtsverzicht
angeboten. Papst Franziskus lässt ihn weiterarbeiten. Unerträglich.
28 Mar 2023
## LINKS
[1] /Ruecktritt-von-Bischof-Bode/!5921973
[2] /Ruecktritt-von-Bischof-Franz-Josef-Bode/!5922006
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
Bistum Osnabrück
Katholische Kirche
sexueller Missbrauch
Papst Franziskus
Sexualisierte Gewalt
Bild-Zeitung
Synodaler Weg
Missbrauchsopfer
Bistum Osnabrück
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