| # taz.de -- Linken-Konzept für Kindergrundsicherung: 328 Euro Kindergeld für … | |
| > Die Linkspartei legt ein Konzept für eine Kindergrundsicherung vor. | |
| > Kosten: 26 Milliarden Euro. Die sollen auch durch eine Vermögenssteuer | |
| > reinkommen. | |
| Bild: Die Linke will alle Kinder gleich stellen – und 328 Euro Kindergeld fü… | |
| Berlin taz | In der Debatte um eine Kindergrundsicherung plädiert die | |
| Linkspartei dafür, Kinder aus armen Familien mit bis zu 681 Euro pro Monat | |
| zu unterstützen. Der Vorstand der Linkspartei beschloss am Wochenende ein | |
| Konzept, mit der Kinderarmut tatsächlich bekämpft werden könne. | |
| Analog zu den [1][Eckpunkten, die das grün geführte Familienministerium zu | |
| Jahresbeginn an die anderen Ministerien verschickte], setzt sich auch die | |
| Linke Kindergrundsicherung aus einem Grundbetrag für alle Kinder und einem | |
| Zusatzbetrag für Kinder aus armen Familien zusammen. Für den Grundbetrag | |
| will die Linkspartei das heutige Kindergeld auf 328 Euro erhöhen. | |
| Dieser Betrag entspräche nach Berechnungen der Linken dem maximalen | |
| steuerlichen Entlastungsbetrag für Eltern. Die Linke schlägt also vor, | |
| Eltern künftig gleichzustellen. Sie erhalten heute entweder den | |
| Kinderfreibetrag oder das Kindergeld. Bislang profitieren | |
| Spitzenverdiener:innen, die anstatt des Kindergeldes den -freibetrag | |
| bekommen, stärker. Das Kindergeld beträgt aktuell 250 Euro pro Kind, die | |
| Freibeträge gehen darüber hinaus. | |
| ## Sonderausgaben für Klassenfahrt wäre auch drin | |
| Den Zusatzbetrag für Kinder, deren Eltern Sozialleistungen beziehen, will | |
| die Linkspartei nach dem Alter der Kinder in drei Stufen staffeln, bis auf | |
| 353 Euro. Eine 14-jährige Schülerin, deren Eltern Bürgergeld beziehen, | |
| würde so 681 Euro Kindergrundsicherung bekommen. Darüber hinaus können | |
| Familien im Konzept der Linken aber noch Zuschläge für erhöhte Wohn- und | |
| Heizkosten beantragen, sowie für Sonderausgaben wie die Klassenfahrt. Diese | |
| Ausgaben müssten sie jedoch jeweils extra nachweisen. | |
| Die sozialpolitische Berichterstatterin der Grünen im Bundestag Stephanie | |
| Aeffner kritisiert, dass die Linke mit diesem komplexen Antragsverfahren | |
| den bisherigen „Bürokratieirrsinn“ fortsetzen wolle. „Wir wollen mit der | |
| Kindergrundsicherung das Gegenteil erreichen, nämlich aus der | |
| Nachweispflicht des Bürgers eine Bringschuld des Staates machen“, so | |
| Aeffner. Das Familienministerium schlägt in seinen Eckpunkten vor, alle | |
| familienpolitischen Leistungen zusammenzulegen. | |
| ## Jedes Kind soll gleich viel wert sein | |
| Eine zentrale Kindergrundsicherungsstelle soll dann auf Basis der | |
| Steuerdaten errechnen, ob und in welcher Höhe Familien Anspruch auf den | |
| Zusatzbeitrag hätten und diese darüber informieren. Die Eltern müssen den | |
| Zuschlag dann nur noch online beantragen. Die Hoffnung: Familien, die | |
| derzeit Anspruch haben, aber Zuschläge nicht beantragen – sei es aus | |
| Unkenntnis oder weil sie den Aufwand scheuen –, sollen so aus der | |
| verdeckten Armut geholt werden. | |
| Positiv findet Aeffner am Konzept der Linken, „dass sie genau wie wir den | |
| Ansatz verfolgen, dass jedes Kind gleich viel wert sein soll, sprich | |
| Kindergeld und Kinderfreibetrag angleichen wollen“. Für die Grünen ist die | |
| Kindergrundsicherung das wichtigste sozialpolitische Projekt der | |
| Legislatur. Doch darum müssen sie hart kämpfen. | |
| Familienministerin Lisa Paus hat in ihren Eckpunkten lediglich einen | |
| Grundbetrag von 250 Euro pro Kind angesetzt und einen maximalen | |
| Zusatzbetrag in gleicher Höhe. [2][Dennoch wackelt selbst diese Variante], | |
| denn Finanzminister Christian Lindner, FDP, sieht in der Finanzplanung | |
| keine Spielräume für die von Paus dafür angemeldeten Gesamtkosten in Höhe | |
| von 12 Milliarden Euro. | |
| Das Linken-Konzept wäre mit veranschlagten 26 Milliarden Euro mehr als | |
| doppelt so teuer. Allein die Erhöhung des Kindergeldes auf 328 Euro für | |
| alle würde 20 Milliarden Euro kosten, wie die Partei auf Anfrage mitteilte. | |
| Die Linke schlägt vor, zur Finanzierung Vermögen und Krisengewinne zu | |
| besteuern. Damit dürfte sie bei Lindner erst recht auf Granit beißen. | |
| 13 Mar 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Papier-von-Familienministerin-Lisa-Paus/!5909931 | |
| [2] /Streit-mit-FDP-Finanzminister-Lindner/!5917940 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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