# taz.de -- Blockade am Berliner Flughafen: Aktion gegen Abschiebung vom BER | |
> Am Mittwoch versuchen Aktivist:innen vergeblich, einen Abschiebeflug | |
> nach Pakistan zu verhindern. Eine Mutter mit vier Kindern wird | |
> abgeschoben. | |
Bild: Trotz Protesten wurden 34 Menschen nach Pakistan abgeschoben | |
Berlin taz | Nach Informationen des Flüchtlingsrats Brandenburg sind am | |
Mittwochabend 34 Menschen gegen ihren Willen nach Pakistan abgeschoben | |
worden. Davor hatten Aktivist:innen versucht, die Abschiebung zu | |
verhindern. Seit dem Nachmittag hatten rund 200 Demonstrant:innen | |
stundenlang alle drei Zufahrten zum Terminal 5 des BER blockiert. Sie | |
wollten damit verhindern, dass Menschen auf das Flughafengelände gebracht | |
werden. In Gruppen aufgeteilt blockierten die Aktivist:innen den | |
Haupteingang an der Willy-Brandt-Straße, eine zweite Zufahrt über einen | |
Parkplatz und den Hintereingang in der Kirchstraße. | |
Auf der Willy-Brandt-Straße funktionierten die Aktivist:innen zeitweise | |
einen Transporter zur Straßenblockade um. Bei der Blockade auf der | |
Kirchstraße kletterten zwei Protestierende auf Tripods: meterhohe Gestelle, | |
in die sie sich einhängten. Die Räumung von Tripods ist zeitaufwändig und | |
herausfordernd. Denn dafür sind technische Einheiten notwendig, um ein | |
Zusammenbrechen zu vermeiden. | |
Doch am Abend startet der Abschiebeflieger nach Islamabad trotzdem – wohl | |
von einem anderen Terminal aus. Für die Aktivist:innen der | |
„Aktionsgruppe gegen Abschiebungen“ ist es das frustrierende Ende ihrer | |
Aktion. Gegen 19:30 Uhr lösen sich die Blockaden selbst auf und sammeln | |
sich zu einer Mahnwache am S-Bahnhof von Terminal 5. | |
## Asylfolgeantrag in letzter Minute | |
Während der Blockade macht die Information die Runde, dass sich unter den | |
Abzuschiebenden auch eine Mutter mit vier Kindern befindet, vier, acht, | |
neun und elf Jahre alt. Der Flüchtlingsrat Brandenburg, der an der | |
Blockadeaktion laut den Aktivist:innen vor Ort nicht beteiligt war, | |
bestätigte das gegenüber der taz. Man habe noch versucht, ihre Abschiebung | |
in letzter Minute über einen Asylfolgeantrag zu verhindern – erfolglos. Die | |
Frau, die für diesen Artikel Adya Shabir heißen soll, sitzt am Ende mit | |
ihren Kindern im Abschiebeflieger. | |
Seit bald fünf Jahren habe Adya Shabir in Deutschland gelebt, zuletzt in | |
der Gemeinde Traben-Trarbach in Rheinland-Pfalz, erzählt Samar Khan der | |
taz. Khan ist Erzieherin, setzt sich ehrenamtlich für Geflüchtete ein und | |
hatte Adya Shabir zuletzt unterstützt. Shabirs Kinder würden fließend | |
Deutsch sprechen, sagt sie. Das jüngste sei in Deutschland geboren, das | |
älteste käme bald in die 5. Klasse. Straffällig geworden sei Shabir nicht. | |
Vor Jahren sei ihr Asylantrag abgelehnt worden, seitdem werde sie nur noch | |
geduldet. | |
„Es ist krass, was Deutschland für elende Wege gefunden hat, den Menschen | |
Steine in den Weg zu legen“, findet Khan. [1][Die Polizei sei um 6 Uhr | |
morgens] in die Wohnung gekommen und habe alle mitgenommen. „Am Telefon hat | |
sie nur geheult, sie konnte gar nicht mehr reden“, erzählt Khan. „Was für | |
ein Trauma tut der Staat diesen Kindern an, sie zu zwingen, ihre Mutter so | |
zu sehen?“, fragt sie. „Ein Menschleben ist für manche deutsche Behörde | |
nichts wert“, sagt sie. | |
An Abschiebungen sei nichts normal, sagt auch eine der Aktivist:innen, die | |
sich bei der Blockade in einen der Tripods gehängt hatte. „Ich will diesen | |
Abschiebebetrieb noch effektiver stören“, sagt sie. | |
## Globale Ungerechtigkeit | |
Jibran Khalil vom Flüchtlingsrat Brandenburg sieht in der Abschiebung ein | |
Beispiel für globale Ungerechtigkeit. Erst vergangenes Jahr hat eine | |
Flutkatastrophe Pakistan verwüstet, 1.700 Menschen starben, acht Millionen | |
Menschen mussten ihre Heimatregion verlassen. „Diese Katastrophe ist auch | |
von der globalen Klimakrise ausgelöst worden“, sagt Khalil. Die aber sei | |
„zum überwältigenden Anteil im globalen Norden in Ländern wie Deutschland | |
verursacht“. Deutsche Hilfsorganisationen seien vor Ort, um die Menschen | |
mit dem Nötigsten zu unterstützen. Nicht zuletzt deshalb findet er: „Jetzt | |
dorthin abzuschieben, das ist doch absurd.“ | |
16 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
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