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# taz.de -- Gefragter Rohstoff für die Energiewende: Noch mehr Lithium vom Obe…
> Das für die Energiewende wichtige Leichtmetall kann auch in Deutschland
> abgebaut werden – sogar minimalinvasiv. Vulkan Energy erhöht die
> Prognose.
Bild: Hier wird bald Lithium gefördert: Oberrhein bei Karlsruhe
Freiburg taz | Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energy will über
seine in Karlsruhe ansässige Tochterfirma kommerziell Lithium aus
Tiefenwasser des Oberrheingrabens gewinnen. Am Montag hat es seine
Förderprognosen erhöht: In einer ersten Phase könnten ab Ende 2025 jährlich
24.000 Tonnen des [1][Rohstoffs Lithiumhydroxidmonohydrat] gewonnen werden,
erklärte die Firma. Zuvor war von 15.000 Tonnen die Rede gewesen.
Die größere Menge ergebe sich daraus, dass das Unternehmen nunmehr sechs
Standorte plant. Vulcan Energy, zu deren Anteilseignern auch der
Automobilkonzern Stellantis gehört, hat sich zuletzt fünf weitere
Explorationslizenzen am Oberrhein gesichert und damit sein
Aufsuchungsgebiet auf mehr als 1.000 Quadratkilometer erweitert. Mit der
neuen Prognose will die Firma nun um Finanzierungen werben.
Die Pläne zur Lithium-Gewinnung am Oberrhein stehen stets [2][im
Zusammenhang mit Tiefengeothermie]. Das macht das Verfahren attraktiv: In
den Anlagen wird ohnehin Wasser aus dem Untergrund gefördert und nach
Nutzung der Wärme wieder zurückgeführt.
Aufgrund einer geologischen Besonderheit weist das aus
Buntsandstein-Horizonten stammende Wasser am Oberrhein recht konstant
Gehalte von 150 bis 200 Milligramm Lithium pro Liter auf. Dieser Stoff soll
der Sole entzogen werden, ehe diese wieder verpresst wird. „Minimalinvasiv“
nennen Geothermiker das Verfahren gerne, weil damit Lithium gewonnen werden
kann, ohne dass zusätzliche Eingriffe in die Landschaft nötig sind.
In anderen Teilen der Welt werden entweder Lithium-Mineralien in Bergwerken
abgebaut (das betrifft 60 Prozent des weltweiten Aufkommens), oder [3][der
Stoff wird aus Salzseen gewonnen] (40 Prozent des Marktes).
## Konkurrenz schläft nicht
Die besondere Situation am Oberrhein greifen auch andere längst auf:
[4][EnBW erforscht am Geothermiekraftwerk im badischen Bruchsal] bereits
seit 2020 zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie ein
Verfahren, um das Lithium bestmöglich aus dem Wasser zu extrahieren. EnBW
und der Mannheimer Versorger MVV Energie erkunden zudem für ein mögliches
gemeinsames Projekt die Region Heidelberg-Mannheim.
Vulcan Energy betreibt seit April 2021 eine Pilotanlage am
Geothermiekraftwerk im pfälzischen Insheim. Eine deutlich größere
Demonstrationsanlage entsteht unweit davon am Geothermiekraftwerk Landau.
Diese Kraftwerke wurden gebaut, als an eine parallele Lithium-Gewinnung
noch niemand dachte.
Investoren sahen die Erweiterungsankündigung von Vulcan Energy kritisch;
der Kurs der Aktie lag am Mittag 6 Prozent im Minus. Zusätzliche Standorte
erfordern schließlich auch zusätzliches Geld, und Geothermie ist
kapitalintensiv und risikobehaftet. Für die erste Phase rechnet Vulcan
Energy mit einem Investitionsbedarf von fast 1,5 Milliarden Euro.
13 Feb 2023
## LINKS
[1] /Umstrittenes-Lithium-aus-Serbien/!5899786
[2] /Waermewende-aus-der-Tiefe/!5883053
[3] /Lithiumgewinnung-in-Argentinien/!5821885
[4] /Batterierohstoff-aus-Thermalwasser/!5752383
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Lithium
Schwerpunkt Klimawandel
Energiewende
Rohstoffe
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