# taz.de -- Erneuerbarer Wasserstoff: Aus Rot mach Grün | |
> Grün soll unter Umständen auch der Wasserstoff heißen dürfen, der | |
> mithilfe von Atomstrom hergestellt wurde. Besser wäre ein Ausbau der | |
> Erneuerbaren. | |
Bild: Von hier soll Strom für die Wasserstoffproduktion kommen: Akw im Saint-P… | |
Die EU ist bei dem Wort „grün“ bekanntermaßen flexibel. Viele Investition… | |
in Erdgas und Atomkraft darf man als grün verkaufen, so hat die EU es im | |
vergangenen Jahr in ihrer sogenannten Taxonomie für nachhaltige Finanzen | |
festgeschrieben, den vielen Treibhausgasemissionen und dem vielen Atommüll | |
zum Trotz. | |
Jetzt will die EU-Kommission die logische Konsequenz beim Wasserstoff | |
ziehen: Grün soll man den unter Umständen auch nennen dürfen, wenn er gar | |
nicht mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wurde, sondern auf | |
Basis von Atomstrom. Einfach entscheiden kann die Kommission das zwar | |
nicht, es bräuchte aber breite Mehrheiten im EU-Parlament und im | |
Ministerrat der EU-Mitgliedsstaaten, um das Vorhaben aufzuhalten. Die sind | |
nicht zu erwarten. | |
Eigentlich ist für solchen Wasserstoff aus Atomstrom bisher eine ganz | |
gegenläufige Bezeichnung üblich, nämlich „rot“. Dass sich das trotz | |
Strahlengefahr und Atommüll jetzt ändern soll, ist ein Zugeständnis an | |
Frankreich mit seinen vielen Atomkraftwerken und der verschlafenen | |
Energiewende. Immerhin sind Auflagen vorgesehen: Netzbetreiber müssen einen | |
langfristigen Kaufvertrag für erneuerbaren Strom in der Region | |
abgeschlossen haben, damit es doch noch vorangeht mit der Energiewende. Das | |
ist dringend nötig – für den Wasserstoff, aber auch für den sonstigen | |
Strombedarf. | |
Wasserstoff hat einen Spitznamen, vom „Champagner der Energiewende“ ist in | |
der Ökoszene oft die Rede. Die Botschaft: Es geht um ein [1][knappes und | |
wertvolles Gut], das nicht zu jedem Anlass in die Gläser fließen kann. Es | |
ist nachvollziehbar und auch mehr als sinnvoll, die Kapazität ausbauen zu | |
wollen. [2][Grüner Wasserstoff] wird zentral, um beispielsweise die | |
[3][Industrie klimafreundlich] zu machen. | |
Dafür brauchen wir aber in erster Linie einen massiven Ausbau erneuerbarer | |
Energien, kein Greenwashing der Atomkraft. Außerdem ist es wichtig, im | |
Blick zu behalten: Nicht für jeden Zweck, zu dem man Wasserstoff | |
theoretisch einsetzen könnte, wird es praktisch sinnvoll sein – etwa im | |
Autoverkehr. | |
15 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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