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# taz.de -- Die Kunst der Woche: Wessen Zuhause?
> Mit „Vidéothèque“ zeigt Tanja Wagner Videokunst in vier Kapiteln. Die
> Filme laufen je eine Woche vor Ort und im Netz. Sie brennen, beißen und
> beben.
Bild: In Chapter 3 „Can You Imagine?“ eingeflochten: Anna Witts „Braids o…
Beim Putztag schrubbt Bart Simpson Grant Woods Gemälde „American Gothic“,
das sich unerklärlicher Weise im Haus der Familie befindet, mit so viel
„Mr. Cleanser“, dass er die Farbe abreibt und das Bild mitsamt dem Mann mit
der Heugabel ausradiert. Ein Meme mit Marge und Homer, bei dem Homer einen
Donut auf dieser Gabel aufgespießt hat, ließ nicht lange auf sich warten.
Wobei eigentlich Lisa dort stehen müsste, denn Wood malte einen imaginären
Vater und seine Tochter vor das Holzhaus im neogothischen Baustil, das ihm
auf einer Autofahrt durch Iowa aufgefallen war.
Damit steht nicht nur die Trickserie in der langen Tradition von
Wood-Referenzen, sondern auch Laurel Nakadates Videoarbeit „American
Gothic“ von 2006, in der sie auf der Veranda des tatsächlichen Hauses
tanzt. Ganz ohne Heugabel, aber mit umso mehr Präsenz. Ihre Arbeit ist Teil
des ersten Kapitels von „Vidéothèque“ in der [1][Galerie Tanja Wagner].
In vier Kapiteln – Is This Home / Will You Remember / Can You Imagine / How
to Play – mit einer Laufzeit von insgesamt 3,5 Stunden laufen vor Ort und
im Viewing Room online Videoarbeiten von Künstler:innen der Galerie und
Gästen. Die Arbeiten von Angelika J. Trojnarski, Anna Steinert, Anna Witt,
Annabel Daou, Bárbara Wagner & Benjamin de Burca, Elisa Giardina Papa,
Kapwani Kiwanga, Laurel Nakadate, Melanie-Jame Wolf, Pinar Öğrenci, Šejla
Kamerić, und Ulf Aminde verlaufen quer durch Genre und Stile, darunter
Dokumentation, Satire, Realismus und experimentelle Formate.
Vor Ort werden die Arbeiten auf einer großen Leinwand gescreent. In der
Home-Kino-Tradition, die Tanja Wagner während der Pandemie einführte, ist
jedes Kapitel außerdem eine Woche lang im Viewing Room auf der [2][Webseite
der Galerie] zu sehen.
Neben Nakadate zeigt Chapter 1 auch die filmische Oper „deutsche wohnen
(what do divas sing)“ (2019) von Ulf Aminde & Christoph Grund und „Bye Bye
Deutschland!“ (2017) von Bárbara Wagner & Benjamin de Burca über die
deutsche Schlagercoverszene.
Für ihren Kurzfilm „A New Year’s Eve“ von 2021 schließlich hat Pınar
Öğrenci ihre dokumentarischen Bilder in ein Rot getaucht hat, das den
Effekt des Tränengases spürbar macht, mit dem die türkische Polizei am 30.
Dezember 2015 auf friedliche Demonstrant:innen in Diyarbakir schoss.
Vor den unzähligen Verhaftungen erhält eine Gruppe in einem Einkaufszentrum
Zuflucht. Zucker wird hier zu einem Zeichen von Solidarität.
14 Feb 2023
## LINKS
[1] https://tanjawagner.com/
[2] https://tanjawagner.com/viewing-room/
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
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Kunst Berlin
Videokunst
Bildende Kunst
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