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# taz.de -- FDP-Vorschlag zu Klimaschutz: Menschenhandel
> Christian Dürr (FDP) schlägt vor, Klimaschutz-Gelder für Rücknahmen von
> Geflüchteten zu zahlen. Besser wäre, die FDP gegen Klimaschutz
> einzutauschen.
Bild: Was Christian Dürr hier vorschwebt, ist ein Tausch von Menschen gegen Ge…
Die FDP gilt ja als wesentliche Blockiererin im Kampf gegen die größte
Krise unserer Zeit. Das Verkehrsministerium unter Volker Wissing verstößt
seit Monaten [1][trotzig gegen das Klimaschutzgesetz]. Dem Verbrenner-Aus
ab 2035 verweigert man sich, Autobahnausbau liebt man, und eine
Friedrichstraße, die Fußgehende und Radfahrer*innen priorisiert, findet
man unfrei. Auch ein Tempolimit, das laut einer [2][neuen Studie des
Umweltbundesamts] deutlich mehr CO2 einsparen würde als bisher angenommen,
lehnen die Liberalen weiterhin ab und fordern lieber Gefängnisstrafen für
Klimaaktivist*innen.
Paradoxerweise will die FDP aber auch eine innovative Partei sein. Also
nicht Blockade, sondern Fortschritt, Wachstum, Wohlstandserhalt für (fast)
alle. Bei der FDP hat man durchaus Ideen, auch fürs Klima. Natürlich sind
die nicht immer zu Ende gedacht und schaffen es manchmal nur knapp über
eine Fünfprozenthürde. Aber auch ein erster Denkimpuls kann hilfreich sein,
etwa einer wie der vom FDP-Fraktionsvorsitzenden Christian Dürr.
Christian Dürr ist ein Mann der Gegenwart, sonst wäre er nicht
FDP-Fraktionsvorsitzender. Und als solcher kennt er die drängendsten
Herausforderungen der Zeit. Etwa: Wie halten wir die Klimakatastrophe auf?
Und: Wie gehen wir mit großen Migrations- und Fluchtbewegungen um? Ein
liberales Superhirn wie Christian Dürr denkt diese Fragen zusammen.
In der Bild-Zeitung schlug er am vergangenen Freitag vor: „Um Druck auf die
Herkunftsländer auszuüben, könnten wir Rücknahmen zum Beispiel an Geld für
den Klimaschutz koppeln. Wer seine Landsleute zurücknimmt, erhält im
Gegenzug Unterstützung etwa bei der Produktion von klimaneutralen
Kraftstoffen für Autos in Deutschland.“ Was Christian Dürr hier vorschwebt,
ist ein Tausch von Menschen gegen Geld. Kurz: Menschenhandel.
## Totalausfall
Nun darf man bei allem Entsetzen über so einen ethischen und übrigens auch
[3][klimapolitischen Totalausfall] nicht vergessen, dass Dürr lange nicht
der erste und einzige „Visionär“ in diesem Bereich ist. Sein Vorschlag ist
zutiefst kolonial und baut auf eine Tradition ausbeutender Ökonomien auf,
die Menschen als Ware sehen und als solche verscherbeln.
Das hat mit Sklavenhandel begonnen und zeigt sich heute noch in Form von
Dumpinglöhnen und grausamen Arbeitsbedingungen in südasiatischen Fabriken
oder auf europäischen Obstfeldern – oder eben in der durchaus verbreiteten
Vorstellung, Asyl solle nur bekommen, wer eine gute Ausbildung genossen hat
und auf dem inländischen Arbeitsmarkt verwertet werden kann. Menschenrechte
sind aber auch im Vielzuspätkapitalismus nicht verhandelbar.
Trotzdem kann es nicht schaden, im Sinne der Innovation konstruktiv zu
bleiben. Auch, weil es so drängt mit der Klimakrise. Denkt man also Dürrs
Idee mit dem Tauschgeschäft konsequent weiter, stellt sich zwingend eine
Frage: Könnten wir nicht die FDP gegen Klimaschutz eintauschen?
1 Feb 2023
## LINKS
[1] /Koalitionsausschuss-zu-Verkehr-und-Klima/!5911721
[2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/tempolimits-koennten-mehr-treibhausga…
[3] /Abstruse-FDP-Idee-zum-Klimaschutz/!5909153
## AUTOREN
Lin Hierse
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