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# taz.de -- Hilfe für Erdbebenopfer: Bürokratische Barrieren
> Viele Menschen in Deutschland wollen ihren Angehörigen im
> türkisch-syrischen Erdbebengebiet helfen. Doch bestehende Visaregeln
> erschweren das.
Bild: Menschen zwischen Trümmern im türkischen Kahramanmaras
Berlin taz | Betroffene des Erdbebens in der Türkei und Syrien sollen
schnell und unbürokratisch bei Verwandten in Deutschland Zuflucht finden
können, fordern Politiker*innen und Hilfsorganisationen. „In den
letzten Tagen haben sich sehr, sehr viele Menschen an mich gewandt: Meine
Eltern sind obdachlos, stehen vor dem nichts, und ich sitze hier und mir
sind die Hände gebunden“, sagte die baden-württembergische
Landtagspräsidentin [1][Muhterem Aras] (Grüne) der taz.
„Sie fragen mich, warum es nicht möglich ist, dass sie ihre nahen
Angehörigen vorübergehend zu sich holen können.“ Deswegen habe sie das
Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium gebeten, zu prüfen, inwieweit
Menschen ermöglicht werden könnte, ihre Angehörigen kurzfristig und auf
eigene Kosten bei sich aufzunehmen.
Dieser Forderung schließt sich auch Macit Karaahmetoğlu an,
SPD-Bundestagsabgeordneter und Sprecher seiner Fraktion in der
Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe. „Auch mir erzählen sehr viele
Menschen, dass ihre Verwandten das Beben überlebt haben, aber ihr Haus sei
zerstört, mitunter seien sie verletzt und wüssten schlicht nicht, wohin.
Diese Leute wollen helfen, und der Staat sollte ihnen das ermöglichen.“
Auf der [2][Webseite des Auswärtigen Amts] heißt es derweil, türkische und
syrische Staatsangehörige bräuchten für die Einreise nach Deutschland
weiterhin „grundsätzlich“ ein gültiges Visum – im Verfahren werde man
jedoch die „schwierige humanitäre Situation vor Ort berücksichtigen“. Wer
für bis zu 90 Tagen bei Angehörigen in Deutschland unterkommen wolle, könne
ein Schengen-Visum beantragen, inklusive der dafür notwendigen Nachweise –
etwa über die nötigen finanziellen Mittel oder eine
Reisekrankenversicherung.
„Antragsstellende aus Syrien können sich aufgrund der Schließung der
Botschaft Damaskus weiterhin an die umliegenden Auslandsvertretungen (u. a.
Botschaft Beirut, Botschaft Amman oder das Generalkonsulat Istanbul)
wenden.“
Viele Menschen haben keinen Pass
„Die Regeln haben ja normalerweise ihre Berechtigung, aber wir reden hier
von einer Naturkatastrophe unglaublichen Ausmaßes“, sagt Aras. „Da können
Sie das vergessen. Wenn ein Haus wie ein Kartenhaus zusammenstürzt, dann
suche ich nicht erst meinen Pass.“ Viele Menschen hätten überhaupt keinen
Reisepass, und Fahrten quer durchs Land zu einer funktionierenden
Visastelle seien derzeit kaum vorstellbar.
Sowohl Aras als auch Karaahmetoğlu berichten, schon vor dem Erdbeben seien
Visa-Verfahren in der Türkei langwierig gewesen. Es sei „völlig
unrealistisch, dass die Visastellen diese Ausnahmesituation bewältigen –
sie waren schon vorher nicht in der Lage, Visa innerhalb weniger Wochen
auszustellen, geschweige denn binnen Tagen“, sagt Karaahmetoğlu.
Noch komplizierter ist die Lage für [3][Betroffene in Syrien]. „Die
Botschaften in Beirut oder Amman sind sowieso nur für Menschen aus den vom
Beben kaum betroffenen Regimegegenden erreichbar“, sagt Svenja Borgschulte
von Adopt a Revolution. Die Betroffenen bräuchten einen Weg über die
bislang geschlossene Grenze der Türkei, um nach Deutschland zu kommen.
Borgschulte spricht sich zudem dafür aus, in dieser „absoluten
Ausnahmesituation“ nicht auf Reisepässe zu beharren: „Wenn die Leute
überhaupt noch irgendein Dokument mit ihrem Namen und im besten Fall einem
Foto drauf haben, dann muss das reichen.“
Auf eine taz-Anfrage an das Auswärtige Amt gab es bis Redaktionsschluss
keine Antwort.
9 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.landtag-bw.de/home/der-landtag/abgeordnete/abgeordnetenprofile/…
[2] https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/tuerkei-node/erdbe…
[3] /Erdbeben-in-der-Tuerkei-und-Syrien/!5914571
## AUTOREN
Dinah Riese
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