# taz.de -- „Magic Mike: The Last Dance“: Das Sixpack zieht noch immer | |
> Lust an glatten Oberflächen: Mit „Magic Mike: The Last Dance“ setzt | |
> Steven Soderbergh seine Erfolgsserie über einen männlichen Stripper fort. | |
Bild: Maxandra Mendoza (Salma Hayek Pinault) und Mike Lane (Channing Tatum) in … | |
Ein Film über männliche Stripper. Vor elf Jahren hörte sich dieses Konzept | |
wie das potenzielle Ende einer Karriere an, inzwischen ist es eine | |
Industrie: [1][Der erste „Magic Mike“-Film spielte 2012] ein Vielfaches | |
seines winzigen Budgets ein, auch die Fortsetzung „Magic Mike XXL“ war ein | |
Hit. Eine Bühnenshow in Las Vegas, London und kurze Zeit auch in Berlin | |
folgte, ein Broadway-Musical ist in Planung, warum also nicht noch einen | |
Film drehen, da kann doch kaum etwas schiefgehen? | |
Zumal mit Steven Soderbergh der Regisseur des Originals wieder mit an Bord | |
ist, einer der vielseitigsten Filmemacher Hollywoods, der geschickt | |
zwischen teuren Mainstream-Filmen und stilistisch und erzählerisch | |
ambitionierten Independent-Filmen wechselt, aber auch mal einen teuren Flop | |
wie zuletzt den [2][Neo-Noir „No Sudden Move“] dreht. | |
Was wiederum dazu geführt haben könnte, dass er zur bewährten „Magic | |
Mike“-Reihe zurückkehrt, denn kaum jemand versteht das Hollywood-Geschäft | |
so sehr wie Soderbergh und er weiß: Nach einem Flop sollte ein Hit folgen. | |
Eine Auftragsarbeit ist „Magic Mike – The Last Dance“ also, eine Variation | |
bekannter Motive, eine möglichst sichere Sache. Erneut spielt Channing | |
Tatum den Stripper Mike, der inzwischen das Metier gewechselt hat und sich | |
als Kellner durchschlägt. | |
Ein Job bei der frisch geschiedenen Maxandra Mendoza (Salma Hayek Pinault) | |
führt zu einem teuer bezahlten Lapdance, der wiederum zu einer Idee führt: | |
In London hat Maxandra als Abfindung für die Trennung von ihrem | |
millionenschweren Gatten ein renommiertes Theater übernommen, ausgerechnet | |
im ehrwürdigen West End. Ein konservatives, gediegenes Haus, und hier soll | |
Mike nun eine Stripshow auf die Bühne bringen, den titelgebenden letzten | |
Tanz von Magic Mike. | |
## Tanz mit Knieschonern | |
Das ist – gelinde gesagt – eine mehr als dünne Handlung, die zudem | |
bemerkenswert frei von Konflikten abgespult wird. In vielerlei Hinsicht | |
wirkt „Magic Mike – The Last Dance“ wie eine typische Fortsetzung: | |
Möglichst wenig am bekannten und erfolgreichen Konzept ändern, sich ganz | |
auf den oder die Hauptdarsteller verlassen und regelmäßig vermeintliche | |
Höhepunkte einbauen, was hier bedeutet: Tanzszenen. | |
Doch ausgerechnet bei diesen hapert es gewaltig: Hauptdarsteller Channing | |
Tatum ist inzwischen über 40, hat zwar noch beeindruckende Bauchmuskeln, | |
doch ohne Knieschoner rutscht er nicht mehr über die Bühne. | |
## Glatte Typen ohne Ecken und Kanten | |
Dass die ihn umgebenden Tänzer zudem weitestgehend austauschbare Typen sind | |
und kaum als interessante Charaktere bezeichnet werden können, macht die | |
Sache nicht besser. Lebte das Original noch von seiner reichen | |
Figurenzeichnung, besonders dem von Matthew McConaughey gespielten Dallas, | |
sind hier glatte Typen ohne Ecken und Kanten zu sehen, die in Momenten | |
hübsch tanzen, aber nie die Verruchtheit des Originals erreichen. | |
Die Lust an glatten Oberflächen, beeindruckenden Häusern, teuren Clubs und | |
schönen Gesichtern zieht sich durch Soderberghs Œuvre und kontrastiert in | |
seinen besten Filmen mit scharfen Beobachtungen über die Strukturen des | |
Kapitalismus. Kaufen und sich verkaufen, heißt es da oft, seine Talente | |
nutzen, egal in welchem Bereich sie liegen, was bei Soderbergh oft | |
betrügerische Machenschaften bedeutet – oder eben Strippen. Oder | |
Filmemachen. | |
Seit seinem Debüt „Sex, Lügen und Video“ vor über 30 Jahren hat Soderber… | |
praktisch jedes Jahr einen Spielfilm gedreht, war meist auch sein eigener | |
Kameramann und für den Schnitt verantwortlich. Kaum jemand in Hollywood hat | |
mehr filmische Souveränität, komponiert so lässige Bilder wie Soderbergh, | |
eine Qualität, die selbst bei einem inhaltlich so dünnen Film wie dieser | |
späten Fortsetzung zu spüren ist. | |
10 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Michael Meyns | |
## TAGS | |
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Film noir | |
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