| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Kiews Soldaten kämpfen weiter | |
| > Die Ukraine ignoriert die von Russland einseitig erklärte Waffenruhe. | |
| > Russland wertet Deutschlands Zusage der Panzerlieferung als Eskalation | |
| > des Konflikts. | |
| Bild: Militärfahrzeuge in Frontstadt Bakhmut am 5. Januar | |
| ## Russland verurteilt Panzerlieferung an die Ukraine | |
| Russland hat die Entscheidung Deutschlands zur Lieferung von | |
| Schützenpanzern und eines Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine als | |
| „Schritt hin zur Konflikteskalation“ verurteilt. Mit der Bereitstellung | |
| dieser schweren Waffen werde erneut eine „moralische Grenze“ überschritten, | |
| erklärte die russische Botschaft in Berlin am Freitag. Sie verwies dabei | |
| auf die historische Verantwortung Deutschlands für die von den Nazis an | |
| Russen begangenen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. | |
| In Deutschland läuft unterdessen bereits die Diskussion über weitere | |
| Waffenlieferungen an die Ukraine für den Kampf gegen die russischen | |
| Angreifer. Politiker von Grünen, FDP und Union dringen darauf, ebenfalls | |
| die deutlich schlagkräftigeren Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 ins | |
| Kriegsgebiet zu schicken. Pläne der Bundesregierung gibt es dafür aber | |
| bisher nicht. (dpa) | |
| ## Ukraine ignoriert Feuerpause | |
| Während der von Russland einseitig erklärten Waffenruhe zum orthodoxen | |
| Weihnachtsfest haben ukrainische Soldaten im Donezker Gebiet das Feuer auf | |
| Stellungen des Feindes eröffnet. „Auf diese Weise gratulieren sie den | |
| Besatzern zum bevorstehenden Weihnachten!“, teilte das | |
| Verteidigungsministerium in Kiew am Freitag in sozialen Netzwerken mit. In | |
| der Kleinstadt Bachmut seien Stellungen der russischen Truppen mit | |
| 120-Millimeter-Mörsergranaten als „Geschenk“ beschossen worden. „Der | |
| Widerstand geht weiter, bis der letzte russische Eindringling auf | |
| ukrainischem Boden getötet ist!“, hieß es in der Mitteilung. | |
| Russland hat im Februar eine Invasion der Ukraine begonnen. Zum orthodoxen | |
| Weihnachtsfest verkündete Moskau erstmals seit Kriegsbeginn eine für die | |
| gesamte Front geltende 36-stündige Waffenruhe, die von Kiew aber abgelehnt | |
| wurde. Während der Feuerpause verhängten die ukrainischen Behörden am | |
| Freitag für circa zwei Stunden einen Luftalarm im ganzen Land. Auslöser | |
| sollen nach Medienberichten mehrere über dem benachbarten Belarus | |
| aufgestiegene Flugzeuge der russischen Luftwaffe gewesen sein. (dpa) | |
| ## Ist die von Putin verordnete Feuerpause ein Vorwand? | |
| Wladimir Putin hatte die Feuerpause am Donnerstag kurzfristig und | |
| überraschend angekündigt. Als Grund nannte er das russisch-orthodoxe | |
| Weihnachtsfest. Die Ukraine reagierte misstrauisch und wies Putins Vorstoß | |
| zurück. „Sie wollen nun Weihnachten als Vorwand nutzen, wenn auch nur kurz, | |
| um den Vormarsch unserer Jungs im Donbass zu stoppen und Ausrüstung, | |
| Munition und mobilisierte Truppen näher an unsere Stellungen zu bringen“, | |
| sagte Präsident Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am | |
| Donnerstag. Das werde Russland jedoch nichts bringen. Auf Russisch und | |
| nicht Ukrainisch betonte Selenski, dass der Krieg erst dann ende, wenn | |
| Russland seine Aggression einstelle. | |
| In Russland entspricht der 6. Januar Heiligabend, der hierzulande auf den | |
| 24. Dezember fällt. Das eigentliche Weihnachtsfest wird in der | |
| russisch-orthodoxen Kirche am 7. Januar gefeiert. Auch in der Ukraine wird | |
| dies teilweise so gehandhabt. Allerdings haben viele Ukrainer ihr | |
| Weihnachtsfest inzwischen auf die im Westen üblichen Daten verlegt. | |
| US-Präsident Joe Biden deutete an, dass er Putins Feuerpausen-Angebot als | |
| Zeichen der Verzweiflung interpretierte. „Ich glaube, er versucht, etwas | |
| Sauerstoff zu finden“, sagte er zu Journalisten in Washington. Der Leiter | |
| der ständigen Vertretung Russlands bei den Vereinten Nationen, Dmitri | |
| Poljanski, schrieb dagegen auf Twitter, die Reaktion der Ukraine zeige | |
| einmal mehr, gegen wen sein Land in der Ukraine kämpfe: „rücksichtslose | |
| nationalistischen Kriminelle, die … keinen Respekt vor heiligen Dingen | |
| haben“. (rtr) | |
| ## Lukaschenko besucht russische Truppen in Belarus | |
| Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat nach Angaben seines | |
| Verteidigungsministeriums eine Militärbasis besucht, auf der russische | |
| Soldaten stationiert sind. Bei einem Treffen mit einem namentlich nicht | |
| genannten Vertreter der russischen Armee habe er über die gemeinsamen | |
| Militärmanöver der beiden Länder gesprochen. Das Verteidigungsministerium | |
| in Minsk teilt zudem mit, dass ein Zug mit weiteren russischen Soldaten und | |
| Ausrüstung in Belarus angekommen sei. | |
| Am Donnerstag hatte Belarus erklärt, weitere Waffen und Ausrüstung von | |
| Russland zu erhalten, um die militärische Zusammenarbeit der beiden | |
| verbündeten Länder zu stärken. Die Entwicklung schürt Sorgen, dass von | |
| Belarus aus ein Angriff auf die angrenzende Ukraine vom Norden her erfolgen | |
| könnte. Minsk hat erklärt, nicht in den Krieg in der Ukraine einzutreten. | |
| Russland hat nach ukrainischen Angaben allerdings von Belarus aus seine | |
| Invasion mit auf den Weg gebracht und nutzt den Angaben nach auch weiterhin | |
| den belarussischen Luftraum für Drohnen- und Raketenangriffe. (rtr) | |
| ## Deutschland liefert Marder-Panzer | |
| Deutschland und die USA haben die Lieferung von Schützenpanzern und | |
| Flugabwehr-Systemen an die Ukraine angekündigt. Eine entsprechende | |
| Vereinbarung von Kanzler Olaf Scholz und Präsident Joe Biden gab die | |
| Bundesregierung am Donnerstagabend nach einem Telefonat der beiden Männer | |
| bekannt. Diese hätten ihre Entschlossenheit bekundet, der Ukraine so lange | |
| wie nötig die erforderliche Unterstützung zu gewähren. „Zu diesem Zweck | |
| beabsichtigen die Vereinigten Staaten, der Ukraine Schützenpanzer vom Typ | |
| ‚Bradley‘ zur Verfügung zu stellen, und Deutschland beabsichtigt, | |
| Schützenpanzer vom Typ ‚Marder‘ zu liefern.“ | |
| Moskaus Botschafter in Washington warf den USA nach der Ankündigung | |
| mangelnden Willen zur Beilegung des Kriegs vor. Alle jüngsten US-Aktionen | |
| zeigten direkt, dass Washington keinen Wunsch für eine politische Lösung in | |
| der Ukraine habe, sagte der russische Botschafter Anatoli Antonow laut | |
| russischer Staatsagentur Tass am Donnerstag in Washington. „Es sollte kein | |
| Zweifel daran bestehen, wer für die Verlängerung des jüngsten Konflikts | |
| verantwortlich ist.“ | |
| Deutschland will noch im ersten Quartal rund 40 Schützenpanzer vom Typ | |
| „Marder“ an die Ukraine liefern. Das kündigt Regierungssprecher Steffen | |
| Hebestreit ab. Es gelte, ein Bataillon zu bestücken. Die Ausbildung an dem | |
| Panzer soll in Deutschland erfolgen und rund acht Wochen dauern. Auch ein | |
| Patriot-Flugabwehrraketensystem aus Bundeswehrbeständen soll noch im ersten | |
| Quartal an die Ukraine gehen. Auch hier soll die Ausbildung in Deutschland | |
| stattfinden. | |
| Zuvor war in US-Kreisen von etwa 50 „Bradley“ im Rahmen eines neuen | |
| Militär-Hilfspakets die Rede. Dieses solle am Freitag vorgestellt werden. | |
| Die beiden Staaten folgen damit dem Nato-Verbündeten Frankreich, das | |
| angekündigt hatte, [1][Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC] an die Ukraine zu | |
| liefern. „Deutschland schließt sich den Vereinigten Staaten an und stellt | |
| eine weitere [2][‚Patriot‘-Flugabwehrraketenbatterie] zur Verfügung“, | |
| teilte die Bundesregierung weiter mit. Russland überzieht die Ukraine mit | |
| Drohnen- und Raketenangriffen, die die Energie-Netze des Landes treffen. | |
| Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bedankte sich bei Scholz am | |
| späten Abend in einem auf Deutsch verfassten Tweet für das | |
| „Patriot“-System. „Zusammen mit dem früher gelieferten IRIS-T System und | |
| den Gepard-Panzern macht Deutschland einen wichtigen Beitrag dazu, dass | |
| alle russische Raketen abgefangen werden.“ | |
| Politiker der Ampel-Koalition fordern seit Längerem, dass Deutschland der | |
| Ukraine sowohl „Marder“ als auch schwere Kampfpanzer des Typs „Leopard“… | |
| liefert. Scholz hatte wiederholt erklärt, dass Deutschland bei diesen | |
| Systemen nur nach enger Abstimmung mit den westlichen Partnern aktiv werden | |
| würde. Finanzminister Christian Lindner (FDP) schrieb dazu auf Twitter: „Es | |
| war richtig, auf Alleingänge zu verzichten, auch wenn Entscheidungen | |
| künftig schneller getroffen werden können.“ Die Durchhaltefähigkeit der | |
| Ukraine müsse „größer bleiben als Putins Grausamkeit“. (rtr/dpa) | |
| ## Hofreiter fordert Lieferung von Kampfpanzern | |
| Nach der Entscheidung Deutschlands und der USA zur Lieferung von | |
| Schützenpanzern an die Ukraine hat der Grünen-Europapolitiker Anton | |
| Hofreiter auch die Lieferung von Kampfpanzern gefordert. „Ich würde mir | |
| wünschen, dass als Hauptherstellungsland von Leopard 2 wir eine europäische | |
| Initiative starten für die Lieferung von Leopard 2 und gemeinsam mit Europa | |
| schauen, was wir alles der Ukraine liefern können, damit sie die besetzten | |
| Gebiete befreien können“, sagte Hofreiter am Freitag im | |
| ARD-“Morgenmagazin“. | |
| Die Strategie müsse sein, dass die Ukraine mit allem unterstützt werde, was | |
| sie auf dem Gefechtsfeld brauche, und dazu gehöre noch deutlich mehr. Die | |
| Gefahr, dass Deutschland dadurch zur Kriegspartei werden würde, wies der | |
| Vorsitzende des Bundestags-Europaausschusses zurück. „Je deutlicher wir die | |
| Ukraine unterstützen und je klarer wir Putin signalisieren, dass wir mit | |
| dieser Unterstützung nicht nachlassen, desto höher ist die Chance, dass | |
| dieser Krieg beendet wird“, sagte der Grünen-Politiker. | |
| Die Entscheidung, mehrere Dutzend Exemplare des Schützenpanzers „Marder“ | |
| liefern zu wollen, bezeichnete Hofreiter als „sehr, sehr spät“. „Wenn di… | |
| Panzer früher geliefert worden wären, dann wären weniger ukrainische | |
| Soldaten gestorben. Das muss man ganz klar sagen“, sagte der | |
| Grünen-Politiker. | |
| ## Russische Feuerpause soll in Kraft treten | |
| Um 10.00 Uhr MEZ an diesem Freitagmittag soll eine anderthalbtägige und | |
| einseitige [3][Waffenruhe der russischen Armee] beginnen, die Kremlchef | |
| Wladimir Putin angesichts des orthodoxen Weihnachtsfests angeordnet hat. Es | |
| wäre erstmals seit Kriegsbeginn Ende Februar eine Feuerpause entlang der | |
| gesamten Frontlinie – falls sie wirklich eingehalten wird. Das jedoch ist | |
| äußerst fraglich. In Kyiv ist von „Heuchelei“ und „Propaganda“ die Re… | |
| auch die Bundesregierung und andere westliche Politiker reagierten | |
| zurückhaltend. | |
| In Putins Dekret heißt es: „Unter Berücksichtigung des Aufrufs von | |
| Patriarch Kirill beauftrage ich das russische Verteidigungsministerium vom | |
| 6. Januar 12.00 Uhr mittags (10.00 Uhr MEZ) bis 7. Januar 24.00 Uhr (22.00 | |
| Uhr MEZ) eine Feuerpause entlang der gesamten Linie der bewaffneten | |
| Auseinandersetzung in der Ukraine in Kraft zu setzen.“ Zuvor hatte Kirill, | |
| das einflussreiche Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, zu einer | |
| Waffenruhe in der Ukraine über Weihnachten aufgerufen. Die orthodoxen | |
| Kirchen in Russland und in der Ukraine feiern die Geburt Jesu Christi | |
| traditionell nach dem julianischen Kalender am 7. Januar. | |
| Die Führung in Kyiv bezeichnete die Feuerpause als „Heuchelei“. Der Berater | |
| im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, schrieb auf Twitter: | |
| „Russland muss die besetzten Gebiete verlassen – nur dann wird es eine | |
| „zeitweilige Waffenruhe“ geben.“ Im Gegensatz zum russischen Gegner greife | |
| die Ukraine kein fremdes Territorium an und töte keine Zivilisten. | |
| Beobachter in Kyiv gingen davon aus, dass die Feuerpause den Ukrainerinnen | |
| und Ukrainern zwar möglicherweise Angriffe mit Raketen und Drohnen über die | |
| Weihnachtstage ersparen könnte. An den Fronten im Osten und Süden des | |
| angegriffenen Landes hingegen werde sich die Lage hingegen wohl kaum | |
| verändern. | |
| Auch EU-Ratschef Charles Michel warf Russland heuchlerisches Verhalten vor. | |
| „Ein Rückzug der russischen Truppen ist die einzige ernsthafte Option, um | |
| Frieden und Sicherheit wiederherzustellen, schrieb er auf Twitter. | |
| Ein Besatzungschef erklärte darüber hinaus bereits, russische Truppen | |
| würden ungeachtet von Putins Befehl auch weiterhin ukrainische Angriffe | |
| erwidern. „Die Entscheidung betrifft die Einstellung des initiativen Feuers | |
| und der Angriffshandlungen von unserer Seite“, schrieb der von Moskau im | |
| ostukrainischen Gebiet Donezk eingesetzte Denis Puschilin im | |
| Nachrichtendienst Telegram. | |
| Puschilin fügte hinzu: „Das bedeutet nicht, dass wir nicht auf | |
| Provokationen des Gegners antworten werden! Oder dem Feind auch nur | |
| irgendeine Chance geben werden, während dieser Feiertagsstunden seine | |
| Positionen an der Frontlinie zu verbessern.“ | |
| 6 Jan 2023 | |
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