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# taz.de -- Ernährungstransformation in Berlin: Sie haben es einfach satt
> Der Ernährungsrat kritisiert die Berliner Ernährungsstrategie. Was in der
> Theorie gut klingt, scheitert bisher leider an der konsequenten
> Umsetzung.
Bild: Kreativer Protest auf der „Wir haben es satt“-Demo im letzten Jahr
Berlin taz | Gutes Essen für alle und eine faire Agrarwende sind die
zentralen Forderungen der [1][„Wir haben es satt“]-Demo, die am Samstag in
Berlin stattfindet. Über 100 Organisationen richten sich mittels eines
6-Punkte-Plans an die Bundesregierung. Sie fordern eine sozialgerechte
Transformation in der [2][Agrarpolitik], auch vor dem Hintergrund der am
Freitag beginnenden Grünen Woche.
Mitunterzeichner des Plans ist der Ernährungsrat Berlin, der sich bereits
vergangene Woche in einem offenen Brief an die Spitzenkandidat:innen
der Berlin-Wahl richtete. Es geht um die Ernährungsstrategie der Stadt, die
in den vergangenen fünf Jahren bereits wichtige Handlungsfelder für die
Ernährungstransformation benannt hat. Dazu gehört beispielsweise die
Unterstützung der Zivilgesellschaft, um Projekte wie „Ernährung und
Bewegung an Neuköllner Schulen“ zu realisieren. Auch investiert Berlin
unter anderem in die Verbesserung des Kita- und Schulessens und die
Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.
Was in der Theorie gut klingt, scheitert bisher leider an der konsequenten
Umsetzung, wie der Verband kritisiert. Ein großes Problem sei, dass die
Stadt sich selbst nicht genügend Ziele gesetzt habe, meint Saskia Richartz
vom Ernährungsrat Berlin. „Was fehlt ist eine Konkretisierung“, so
Richartz. Die Strategie habe zwar den Boden für eine
Ernährungstransformation geebnet, nun sei aber ein konkreter Zeitrahmen für
die Umsetzung der geplanten Ziele wichtig.
Außerdem bestehe Nachholbedarf, speziell im Ernährungsumfeld. Gemeint ist
damit zum Beispiel die Kantineninfrastruktur und das Angebot, sich außer
Haus in Restaurants preiswert und mit regionalen Zutaten zu verpflegen,
aber auch die Möglichkeit, Essen selbst anzubauen. Alle diese Optionen
sollen „fair, gesund und günstig“ sein.
## Berlin ist Biometropole
Konkret soll der Senat „im eigenen Haus Vorreiter sein“ und sich Stück für
Stück um die Umstellung des Essens in den vom Land betriebenen
Einrichtungen wie Verwaltungen, Schulen und Altersheimen kümmern. Auch im
Stadtbild soll die Strategie unter Einbeziehung der relevanten Akteure
besser umgesetzt werden. „Werbung für Fast Food rund um Schulen
zurückzudrängen ist ein möglicher Ansatz“, meint Richartz. Einige
Leuchtturmprojekte – wie die „Kantine Zukunft“, das sich für eine
nachhaltige Gemeinschaftsgastronomie einsetzt –, gebe es bereits.
Wie wichtig eine nachhaltig geplante Ernährungsstrategie ist, zeigt sich im
europäischen Vergleich. Dort gilt Berlin als „die Biometropole“ im Hinblick
auf den Konsum von Bioprodukten. Das Problem dabei: Im Umfeld der Stadt
könne längst nicht so viel produziert werden wie es dem Bedarf entspricht,
„weder bio noch konventionell“, so Richartz. Außerdem müsse „Berlin als
urbane Stadt auch die Region mitdenken“. Darauf basiert die Forderung des
Ernährungsrates an den Berliner Senat, sich einer EU-übergreifenden
Initiative für Ernährungstransformation anzuschließen. „Es gibt viele
Städte wie etwa Kopenhagen und Mailand, die als Vorbild dienen können und
zur Vernetzung beitragen.“
Auch [3][auf Bundesebene wird derzeit eine Ernährungsstrategie erarbeitet]
– fraglich ist, ob Berlin als Vorbild dienen kann. „Absolut!“ meint Saskia
Richartz. Trotz mangelnder Zeitpläne habe Berlin sich sehr früh der
Entwicklung einer Ernährungsstrategie verschrieben und verfolge eine klare
Ausrichtung hin zu einem systemischen Denken. Diese Denkweise brauche es,
denn der Zugang zu gutem Essen sei komplex und betreffe neben Umwelt-,
Gesundheits- und Sozialpolitik auch ökonomische Fragen.
19 Jan 2023
## LINKS
[1] /Wir-haben-es-satt/!t5023478
[2] /Agrarpolitik/!t5018276
[3] /Ernaehrungsstrategie-der-Bundesregierung/!5900898
## AUTOREN
Leah Schmezer
## TAGS
Landwirtschaft
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