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# taz.de -- Britisch-iranischer Doppelstaatler: Empörung über Hinrichtung im …
> Der Iran hat den britischen Staatsbürger Aliresa Akbari exekutiert. Der
> britische Premier Sunak spricht von einem „barbarischen Regime“.
Bild: Früher Vize-Minister im Iran, heute tot: Aliresa Akbari, hier in einer A…
Berlin taz | Mit scharfer Kritik haben europäische Regierungen auf die
Hinrichtung des iranisch-britischen Doppelstaatlers Aliresa Akbari im Iran
reagiert. Der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von einem
„gefühllosen und feigen Akt, ausgeführt von einem barbarischen Regime“. D…
Regierung zog ihren Botschafter aus Teheran vorübergehend ab. Frankreich
und Deutschland bestellten die jeweiligen Top-Diplomaten ein. Der iranische
Botschafter in Berlin wurde für Montagmorgen ins Auswärtige Amt zitiert.
Die Tötung Akbaris war am Samstag bekanntgegeben worden, kurz nachdem er
wegen Spionagevorwürfen für den britischen Geheimdienst MI6 zum Tode
verurteilt wurde. Dem iranischen Justizportal Misan zufolge hat Akbari für
seine Spionagetätigkeiten Gelder in Millionenhöhe erhalten.
Das Urteil hatte letzte Woche für Schlagzeilen gesorgt – nicht nur weil
Akbari auch die britische Staatsangehörigkeit besaß, sondern auch weil es
sich um einen ehemaligen Spitzenpolitiker handelte. Akbari diente als
Vize-Verteidigungsminister im Iran und soll bis zu seinem Tod ein
Verbündeter des jetzigen Sekretärs im Nationalen Sicherheitsrat, Ali
Chamchani, gewesen sein. Schamchani war von 1997 bis 2005
Verteidigungsminister.
Der gute Draht zu Schamchani gibt Anlass zu Spekulation. Die BBC zitierte
Akbaris Neffen am Samstag mit den Worten: „Ich kann nur spekulieren, dass
es einen Machtkampf auf höchster Ebene der Regierung gegeben hat und sie
beschlossen haben, diesen Komplott gegen meinen Onkel zu schmieden.“
Schon zuvor hatte es geheißen, Akbari habe gute Kontakte zu Politikern
gepflegt, die die aktuelle Gewalt gegen Protestierende kritisch sehen. Das
Regime geht seit vier Monaten brutal gegen Demonstrierende vor. Mehr als
500 Menschen sind Menschenrechtsorganisationen zufolge getötet worden.
[1][Vier Männer wurden im Zusammenhang mit den Protesten exekutiert.] Knapp
20.000 Menschen sollen festgenommen worden sein. Berichten [2][zufolge]
geht es im Fall Akbari in Wirklichkeit um eine Diskreditierung Schamchanis,
der sich kritisch über das Vorgehen der Regimekräfte geäußert haben soll.
Unklar blieb derweil, wie Akbari als iranischer Spitzenpolitiker die
britische Staatsangehörigkeit erhalten konnte. Wie die Deutsche
Presseagentur berichtete, dürfen Doppelstaatler in dem Land keine
politischen Spitzenämter übernehmen.
## Petition an Baerbock
In einem anders gelagerten Fall droht indes auch einem Deutsch-Iraner ein
hartes Urteil. Gazelle Sharmahd, Tochter von Jamshid Sharmahd, fürchtet,
dass ein Todesurteil gegen ihren Vater unmittelbar bevorsteht. Sharmahd war
als Kind nach Deutschland gekommen, lebte aber seit 2003 in den USA. 2020
wurde er aus Dubai entführt und in Teheran inhaftiert. Die iranische Justiz
beschuldigt ihn, 2008 einen Bombenanschlag geplant zu haben, was er
zurückweist.
Der heute 67-Jährige war bei Tondar aktiv, einer oppositionellen
Gruppierung, die eine Wiederherstellung der Schah-Monarchie im Iran
anstrebt. Der Prozess gegen ihn steht nicht in direktem Zusammenhang mit
den aktuellen Protesten, doch Monarchist*innen teilen mit anderen
Richtungen der iranischen Oppositionsbewegung die Forderung nach einem Ende
der schiitischen Theokratie im Land.
In einer [3][Online-Petion] wird Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne)
aufgefordert, sich mit Nachdruck für Sharmahd einzusetzen, um sein Leben zu
retten. „Eine allgemeine Verurteilung der Todesstrafe sowie ein Aufruf, die
Menschenrechte einzuhalten, reichen nicht aus“, heißt es in dem Schreiben,
das rund 85.000 Personen unterschrieben haben.
15 Jan 2023
## LINKS
[1] /Weitere-Todesurteile-im-Iran/!5905034
[2] https://amwaj.media/article/inside-story-trial-of-senior-ex-official-points…
[3] https://www.change.org/p/save-jamshid-sharmahd-jamshid-sharmahd-darf-nicht-…
## AUTOREN
Jannis Hagmann
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Todesstrafe
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