# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Erbarme dich | |
> Für Bachs h-Moll-Messe findet Dirigent René Jacobs mit dem RIAS | |
> Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin zu einem überraschenden | |
> Choransatz. | |
Bild: Dirigent René Jacobs bringt Chöre und Solist:innen zum Einsatz | |
Wie man auch immer zur Religion stehen mag: Der christliche Ausruf „Herr, | |
erbarme dich!“ ist keine bloße Ohnmachts- oder Unterwürfigkeitserklärung | |
von Menschen an eine nächsthöhere Instanz. Er ist ebenso ein Signal, mit | |
dem man zu verstehen geben kann: Mir wird das gerade etwas viel. Ob das | |
Folgen zeitigt, sei dahingestellt. Um Sorgen loszuwerden, ist die Formel | |
jedenfalls geeignet. In schweren Zeiten allemal. | |
Der lateinische Messetext der katholischen Liturgie beginnt mit dem „Kyrie | |
eleison“, der Bitte um Erbarmen auf Altgriechisch. Bei Bach, der sich der | |
Sache in der h-Moll-Messe, seinem letzten großen Vokalwerk, angenommen hat, | |
erklingt das „Kyrie“ in dramatischen Chorakkorden, zwischen denen der | |
zweite Sopran ein insistierend aufsteigendes „eleison“ singt. Die Messe | |
gilt als krönender Abschluss von Bachs Sakralschaffen und als sein am | |
häufigsten aufgeführtes großes Werk. | |
Einspielungen gibt es ebenfalls eine Reihe, auf modernen oder historischen | |
Instrumenten, dazu einige in solistischer Besetzung, ohne großen Chor, | |
sondern mit einer Person pro Gesangsstimme. Bei einem fünfstimmigen | |
Chorsatz sind das dann fünf Leute. | |
Der Dirigent René Jacobs hat für seine zweite Aufnahme [1][mit der Akademie | |
für Alte Musik Berlin] und dem RIAS Kammerchor einen Mischansatz gewählt, | |
in dem die Chorpassagen zum Teil vom ganzen Chor, zum Teil von einigen | |
RIAS-Vokalisten gesungen werden. Das mag ungewohnt erscheinen, dafür klingt | |
es wahlweise kraftvoll, konzentriert oder lyrisch. | |
7 Jan 2023 | |
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## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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