| # taz.de -- Kampf um Braunkohledorf Lützerath: Aktivisten rufen Tag X aus | |
| > Die Lage im Dorf Lützerath, das dem Kohleabbau weichen soll, spitzt sich | |
| > zu. Klimaaktivisten bereiten sich auf die Räumung vor. | |
| Bild: Lützerath, 2. Januar: Ein Aktivist steht auf einem Holzpodest und brennt… | |
| Lützerath taz | Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin [1][Mona Neubaur | |
| (Grüne)] hat sich im Streit um das Kohledorf Lützerath erneut auf die Seite | |
| des Energiekonzerns RWE gestellt. Der will den Ort abreißen, um seinen | |
| Braunkohletagebau Garzweiler auszuweiten – Klimaaktivist:innen wollen | |
| das verhindern und haben dort seit Jahren ein Camp angesiedelt. Der | |
| Polizeieinsatz zur Räumung hat bereits begonnen. Diese sei erforderlich, um | |
| ausreichend Energie für Menschen und Wirtschaft zu produzieren, sagte | |
| Neubaur am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk. „Deswegen geht da leider kein | |
| Weg daran vorbei, Lützerath zu räumen.“ | |
| Die Klimaaktivist:innen vor Ort haben [2][derweil den „Tag X“ | |
| ausgerufen]. Das heißt: Sie befürchten die akute Räumung durch die Polizei, | |
| die eigentlich erst in einigen Tagen erwartet worden war. „Cops sind seit | |
| über 24 Stunden in Lützerath, bauen ihre Strukturen auf und greifen unsere | |
| an“, war auf dem Twitter-Account „Aktionsticker Lützerath“ zu lesen, auf | |
| dem Klimaaktivist:innen schreiben, die derzeit in dem Ort leben. | |
| „Kommt jetzt nach Lützerath, eure Unterstützung wird gebraucht!“ | |
| In der Klimabewegung werden die Grünen für ihren Umgang mit der Situation | |
| scharf kritisiert. „Die Grünen machen damit einen großen Fehler“, schrieb | |
| die Aktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future am Dienstag auf | |
| Twitter. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Neubaur und RWE | |
| [3][hatten sich im vergangenen Jahr auf einen Deal zum Kohleausstieg | |
| geeinigt]. Der sah vor, dass jetzt in der Energiekrise Kohlekraftwerke des | |
| Unternehmens länger am Netz bleiben als ursprünglich vorgesehen – dafür | |
| aber alle verbleibenden Kohlekraftwerke im rheinischen Kohlerevier 2030 vom | |
| Netz gehen statt erst 2038. Im Zuge dessen wurde auch die Rettung mehrerer | |
| Dörfer vereinbart, die eigentlich den Kohlebaggern weichen sollten – aber | |
| nicht von Lützerath. | |
| Die ursprünglichen Bewohner:innen des Orts sind im Grunde komplett | |
| umgesiedelt. Schon vor Monaten haben sich allerdings | |
| Klimaaktivist:innen angesiedelt. Lützerath ist so zum Symbol für den | |
| Kohleausstieg geworden. Kürzlich ergab eine Studie zudem, dass der RWE-Deal | |
| nicht den Klimanutzen bringe, den die Bundesregierung angegeben hatte. „Der | |
| Deal zwischen Grünen und RWE soll als fairer ‚Kompromiss‘ gelten, den die | |
| Klimabewegung gut finden muss“, kritisierte Neubauer. Dabei handele es sich | |
| um „die Unterwanderung eines Kompromisses“, nämlich der Begrenzung der | |
| Erderhitzung auf 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten. Aktuell hat | |
| sich die Erde schon um rund 1,2 Grad aufgeheizt. | |
| ## Barrikaden errichtet | |
| In den frühen Morgenstunden des Dienstags versammelten sich die im Dorf | |
| lebenden Aktivist:innen, aktuell mehrere Dutzend, um das von ihnen | |
| errichtete Holztor mit der Überschrift „Willkommen in Lützerath“, um dies… | |
| vor der Beseitigung zu schützen. Sie errichteten Barrikaden. Ungefähr 300 | |
| Polizist:innen befanden sich schon vor Ort. | |
| Am Montag hatten sich deutschlandweit Bilder von brennenden Strohballen | |
| verbreitet, die Aktivist:innen als Barrikaden aufgestellt und | |
| schließlich angezündet hatten. Es flogen zudem Steine auf Polizist:innen, | |
| welche wiederum ihre Schlagstöcke einsetzten. Die Initiative Lützi lebt | |
| beteuerte, es habe sich um nicht abgesprochene Aktionen Einzelner | |
| gehandelt. | |
| 3 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Aron Boks | |
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