# taz.de -- Deutsche Rüstungsindustrie expandiert: Rheinmetall baut Munitionsf… | |
> Der Rüstungskonzern will wieder mehr Munition in Deutschland fertigen. | |
> Hintergrund sind auch Probleme bei Waffenlieferungen an die Ukraine. | |
Bild: Firmensitz von Rheinmetall in Düsseldorf: Die Waffenfirma rüstet auf | |
Berlin dpa | Rheinmetall baut in Deutschland eine umfangreiche neue | |
Munitionsfertigung mit dem Ziel einer unabhängigen Versorgung der | |
Bundeswehr auf. Die Anlagen für sogenannte Mittelkalibermunition sollten im | |
Januar fertig sein, bestätigte das Rüstungsunternehmen auf Anfrage. | |
Zuvor hatte es in Berlin politische Verärgerung über das [1][Schweizer Veto | |
gegen Munitionslieferungen] aus Deutschland an die Ukraine gegeben. Der | |
Export von Alt-Beständen des für die [2][Flugabwehrkanonenpanzer Gepard] | |
benötigten Waffenmaterials hätte der Zustimmung der Schweizer Regierung | |
bedurft, die aber mit Hinweis auf die eigene Neutralität ablehnte. | |
Rheinmetall verwies auch auf [3][erheblichen Nachholbedarf bei Munition in | |
Deutschland] und Lücken, die durch die Unterstützung der Ukraine entstanden | |
sind. Sie seien gemäß den Vorgaben der Nato zu füllen. | |
Im Mittelpunkt der neuen Bedarfslage stehe das Bestreben, „die | |
Munitionsversorgung in Deutschland wieder prinzipiell unabhängig von | |
ausländischen Fertigungsstätten aufzustellen“, sagte ein Sprecher des | |
Rüstungsunternehmens der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Man habe sich | |
dazu entschlossen, in Deutschland eine neue Fertigungsanlage für die | |
Kaliber 20–35 Millimeter zu bauen. Die Produktion soll im Juni 2023 | |
aufgenommen werden. | |
## 300.000 Schuss für die Ukraine | |
Zudem sei Rheinmetall dann bereits im Juli in der Lage, eine erste Charge | |
von Gepard-Munition auszuliefern, sagte der Sprecher. Dem Vernehmen nach | |
handelt es sich dabei um bis zu 300.000 Schuss für die Ukraine, wenn die | |
Bundesregierung nun einen entsprechenden Auftrag erteilt. Deutschland hat | |
den Gepard der Ukraine überlassen, konnte aber zunächst nur wenig Munition | |
dazugeben. | |
Die in der Bundeswehr ausgemusterten und der Ukraine überlassenen | |
Gepard-Panzer sind mit einer 35-mm-Zwillingskanone der Schweizer | |
Rüstungsschmiede Oerlikon ausgestattet. Der Schweizer Hersteller von Waffen | |
und Munition gehört heute zu Rheinmetall. | |
„Ich bin sehr erleichtert darüber, dass die Industrie so schnell reagiert | |
hat. In Zukunft wird verstärkt Munition, die wir dringend benötigen, in | |
Deutschland hergestellt“, sagte die Vorsitzende des | |
Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), am | |
Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Angesichts der | |
sicherheitspolitischen Lage ist es von immenser Bedeutung, dass Deutschland | |
gemeinsam mit den Nato-Partnern bei der Herstellung von Munition | |
unabhängiger wird.“ | |
Die Gepard-Panzer werden für den Schutz der Infrastruktur in der Ukraine | |
gegen russische Luftangriffe genutzt. Sie schützen auch Hafenanlagen, die | |
für den Transport von ukrainischem Getreide auf die Weltmärkte nötig sind. | |
Dass die Schweizer Regierung mit Hinweis auf ihre Neutralität zweimal ein | |
Veto gegen Lieferungen von Munition aus Deutschland an die Ukraine | |
eingelegt hat, war in Deutschland zähneknirschend akzeptiert worden. | |
Auch die Bundeswehr bezieht bislang im Mittelkaliber Munition aus der | |
Schweiz für ihr Flugabwehr-Waffensystem Mantis, für die Hauptbewaffnung des | |
Schützenpanzers Puma, ein Marine-Geschütz sowie für die Kampfflugzeuge | |
Tornado und Eurofighter. Es handelt sich um Munitionssorten im Kaliber von | |
20 Millimeter bis 35 Millimeter, die nun auf neuen Maschinen in Deutschland | |
gefertigt werden. | |
Strack-Zimmermann hatte im November gefordert, in Deutschland müssten | |
Konsequenzen aus der Schweizer Haltung gezogen werden. „Was geschieht | |
eigentlich, wenn Deutschland oder einer der Nato-Staaten angegriffen würde | |
und die in der Schweiz hergestellte Munition aufgrund dieser „Neutralität“ | |
nicht geliefert würde?“, fragte sie. | |
Der beschlossene Neuaufbau einer Fertigungslinie und die Ausweitung von | |
Produktionskapazität für Munition in Deutschland erfolge unabhängig von den | |
Planungen für bestehende Standorte in anderen Ländern. Wo genau die | |
Fertigungsanlagen entstehen, ist noch nicht öffentlich bekannt. | |
15 Dec 2022 | |
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