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# taz.de -- Zweite Hinrichtung: Iran erhängt erneut Demonstrant
> Der Iran richtet erneut einen Mann hin, der an Protesten teilgenommen
> hat. Die EU verurteilt die Tötung und verhängt neue Strafmaßnahmen.
Bild: Protest gegen Hinrichtungen im Iran – hier am Samstag in Berlin
Madschidreza Rahnavard, ein 23-jähriger Profi-Wrestler aus der iranischen
Stadt Maschhad, ist öffentlich an einem Baukran erhängt worden. Damit hat
das Regime in Teheran das zweite Todesurteil gegen einen Demonstranten
vollstreckt. Die Exekution erfolgte laut Aktivist:innen nur 23 Tage
nach Rahnavards Festnahme.
Derzeit droht rund 40 weiteren Demonstrant:innen die Hinrichtung.
Vorgeworfen wird ihnen „Krieg gegen Gott“. Weil der Straftatbestand nur
vage definiert ist, interpretieren ihn die abhängigen iranischen Richter
oft nach Belieben, um die Todesstrafe zu verhängen.
Im aktuellen Fall verbreitete das Staatsfernsehen Aufnahmen, die zeigen
sollen, wie Rahnavard einen der Basidschi ersticht und flüchtet. [1][Die
Basidschi gehören einer Freiwilligenmiliz an, die eingesetzt wird, um
Proteste niederzuschlagen.] Bislang hat die Führung 18.000 Menschen im
Zusammenhang mit den Protesten festnehmen lassen. Fast 500 Demonstrierende
sollen getötet worden sein.
Im Gegensatz zu [2][Mohsen Schekari, der vergangene Woche hingerichtet
wurde], war Rahnavard für viele im Iran kein unbekanntes Gesicht.
Akivist:innen hatten gewarnt, dass seine Hinrichtung bevorstehe.
Öffentlichkeit soll in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass
Todesurteile in Haftstrafen umgewandelt wurden.
Dass Rahnavards Bekanntheit ihn nicht vor dem Tod bewahrt hat, zeigt die
Entschlossenheit des Regimes. Die Machthaber, so kommentieren
Iraner:innen, wüssten genau, dass sie die Chance auf ernst zu nehmende
Reformen verspielt hätten. Jedes Zugeständnis würde jetzt als Schwäche
gedeutet.
Zugleich stößt die Strategie, Kritik mit Gewalt zu ersticken, an Grenzen.
Am Sonntag hatten Tausende in mehreren iranischen Städten an
Schweigemärschen teilgenommen. Auch bislang regimetreue Stimmen haben sich
dem Protest angeschlossen. So warnte Mohammad Sarafraz, früherer Leiter des
Staatsrundfunks Irib, vor weiteren Hinrichtungen.
## Sanktionen gegen 20 Personen
Unterdessen beschlossen die EU-Außenminister am Montag neue Strafmaßnahmen
gegen 20 Personen und eine Organisation im Iran. Bundesaußenministerin
Annalena Baerbock (Grüne) zufolge treffen die neuen Sanktionen auch
Verantwortliche für die Hinrichtungen. Das seien insbesondere die
Revolutionsgarden, aber auch diejenigen, die versuchten, mit erzwungenen
Videos Menschen einzuschüchtern.
Bitter dürfte dem Regime auch die Reise des chinesischen Regierungschefs Xi
Jinping nach Saudi-Arabien aufstoßen. China, auf dessen Rückhalt sich Iran
bisher verlassen konnte, hatte drei zwischen Iran und den Arabischen
Emiraten umstrittene Inseln im Persischen Golf als Territorium der Emirate
anerkannt. Expert:innen werten diese Zuwendung zu den Golfstaaten als
Zeichen, dass auch China das Regime in Teheran als instabil betrachtet.
12 Dec 2022
## LINKS
[1] /Irans-Repressionsapparat/!5898561
[2] /Todesurteil-vollstreckt/!5902017
## AUTOREN
Teseo La Marca
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