# taz.de -- Haltbarkeit von Speichermedien: Wann sind die Daten weg? | |
> Informationen überleben je nach Medium unterschiedlich lange. Auf | |
> künstlicher DNA gar über 1000 Jahre. Ein Vergleich. | |
Bild: Nichts bleibt für die Ewigkeit, nicht mal die Tote-Hosen-CD | |
Das Internet vergisst [1][sehr wohl]. Und auch physische Speichermedien, | |
die die Grundlage [2][jedes Rechenzentrums] und damit jeder Cloud bilden, | |
sind durchaus vergänglich. Sie haben auch noch ein paar Videokassetten, | |
Speicherkarten, Fotos und Festplatten im Keller? Wir erklären, wie lange es | |
dauert, bis sie voraussichtlich unleserlich werden. | |
Das Foto: Im 19. Jahrhundert machte Joseph Niépce den ersten Schnappschuss | |
der Geschichte. Dass sein „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ noch | |
existiert, liegt an der Lagerung. Analoge Fotografien müssen vor | |
Umwelteinflüssen geschützt werden. Bereits nach 20 Jahren beginnt das | |
Ausbleichen des Papiers. Flecke, Risse und Knicke vermindern die Qualität. | |
Um Schäden zu vermeiden, sollten Aufnahmen kühl und trocken lagern. | |
Plastikfolien und Pappkartons sind nicht zu empfehlen: Die Fotos | |
„schwitzen“ in den Kunststoffhüllen, und viele Kartons enthalten schädlic… | |
Säure. Wer seine Bilder gerahmt aufhängen möchte, sollte bei der Rückwand | |
auf säurefreies Papier und auf Museumsglas gegen die UV-Strahlung setzen. | |
Die Festplatte: Externe Festplatten gelten in Privathaushalten als eines | |
der beliebtesten digitalen Speichermedien. Für relativ wenig Geld lassen | |
sich unkompliziert mehrere Terabyte an Daten und Fotos speichern. Optisch | |
erinnert das Prinzip an einen Plattenspieler: Ein sogenannter | |
Schreib-Lese-Kopf schwebt über einer rotierenden Scheibe und magnetisiert | |
diese. Jede magnetisierte Stelle entspricht einem Bit. | |
Unzerstörbar ist das System allerdings nicht. Äußere Magnetfelder können | |
die Scheiben beschädigen, und Hitze lässt das Material schneller | |
verschleißen. Auch schon ein Sturz vom Schreibtisch kann die Daten für | |
alle Zeit verschwinden lassen. Festplatten halten, je nachdem wie häufig | |
sie genutzt werden, zwischen 10 und 20 Jahren. Eine Ausnahme bilden | |
SSD-Festplatten, die über eine elektronische Speicherweise funktionieren. | |
Hitze und Stürze können ihnen nicht viel anhaben. Sie müssen dafür aber | |
regelmäßig an den Strom angeschlossen werden. | |
Die VHS-Kassette: Streaming? Gab es früher nicht. Wer einen Film zu Hause | |
schauen wollte, rannte in die Videothek, um sich eine VHS-Kassette zu | |
leihen, wodurch der Medienkonsum revolutioniert wurde. Wer aus Nostalgie | |
nicht auf das krisselige Bild verzichten will, der sollte sich um die | |
Digitalisierung seiner Sammlung kümmern, denn die Qualität von Ton und | |
Bildern auf den Magnetbändern nimmt mit der Zeit ab. Die Haltbarkeit einer | |
VHS-Kassette beträgt zwischen 10 und 35 Jahren. Die richtige Aufbewahrung | |
kann Defekten vorbeugen: aufrechte Lagerung, immer zurückspulen, Stöße und | |
Lichteinstrahlung vermeiden und vor allem das Magnetband nicht anfassen und | |
vor magnetischer Strahlung schützen. | |
Die CD: Wer kennt es nicht? Man sucht die CD der Lieblingsband im Regal, | |
schiebt sie in den CD-Player und dann tzz thzthth tzaaa a a a – ungewollter | |
Stopptanz. Die Anfälligkeit für Kratzer ist ein Manko optischer | |
Speichermedien, da diese den Laser am Abtasten der CD hindern. Auch Wärme, | |
Licht und Feuchtigkeit wirken sich negativ auf die Haltbarkeit von CDs aus. | |
Die optimalen Lagerungsbedingungen sind 25 Grad, 40 bis 60 Prozent | |
Luftfeuchtigkeit und Dunkelheit. Durchschnittlich haben beschriebene CDs | |
eine Lebensdauer von 5 bis 10 Jahren, obwohl vom Hersteller oft mehr | |
versprochen wird. | |
Die SD-Karte: SD-Karten, kurz für „secure digital“, werden in Handys oder | |
Digitalkameras verwendet und funktionieren nach dem Prinzip des | |
Flashspeichers. Das heißt, die Informationen werden in Form elektrischer | |
Ladung gespeichert, ohne weitere Energie zu verbrauchen. Zwar sind | |
SD-Karten robust gegen Stöße, da sie keine beweglichen Teile enthalten, | |
aber die Kontakte können abnutzen oder elektrische Schäden durch | |
eindringende Feuchtigkeit entstehen. Im Schnitt halten SD-Karten 10 bis 30 | |
Jahre, seltenes Beschreiben schont die Karte. | |
Die DNA: Fans von „Biohackers“ können sich freuen, denn die Netflix-Serie | |
wird für die nächsten 1.000 Jahre archiviert – in Form von synthetischer | |
DNA. Für die Speicherung werden die vier Basen der Desoxyribonukleinsäure | |
verwendet: Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Genau wie bei Nullen und | |
Einsen in der Computersprache ergeben sich Informationen aus der | |
Reihenfolge der Basen. Um elektronische Daten in chemische Daten | |
umzuwandeln, werden elektrische Signale in Basen „übersetzt“: 00 wird zu | |
Guanin, 01 zu Thymin und so weiter. | |
Danach muss die künstliche DNA haltbar gemacht werden. Forscher:innen | |
aus Zürich und München haben dafür ein Verfahren entwickelt, womit die | |
Basen in glasähnlichem Silizium eingeschlossen werden und so noch im Jahr | |
3000 erhalten sein sollen. Ein Nachteil: Einen Megabyte zu speichern kostet | |
zwischen 500 und 1.000 Euro. | |
11 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Datenschutz/!5158936 | |
[2] /Klima-und-Datenspeicherung/!5893181 | |
## AUTOREN | |
Alexandra Hilpert | |
Jannis Holl | |
Sophie Fichtner | |
## TAGS | |
Digitalisierung | |
Zukunft | |
wochentaz | |
Digitalisierung | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Internet | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Vergänglichkeit von Speichermedien: Das Gedächtnis im Berg | |
Das Internet vergisst sehr wohl und auch digitale Speicher werden unlesbar. | |
Martin Kunze sammelt deshalb das Weltwissen in einem alten Bergstollen. | |
Klima und Datenspeicherung: Auf der digitalen Müllhalde | |
In den Firmen-Speicherwolken sammeln sich Unmengen von nutzlosen Daten an. | |
In der Masse wird die Speicherung zum Klimakiller. | |
Versteckte Knotenpunkte des Internets: Auf der Suche nach der Cloud | |
Die Infrastruktur von Internetfirmen ist aus Sicherheitsgründen fast | |
unsichtbar. Eine Tour zeigt die (Un-)Orte moderner Kommunikation in Berlin. |