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# taz.de -- Aktuelle Lage in der Ukraine: Gezänk und Stromausfälle in Kyjiw
> Präsident Selenski wirft Vitali Klitschko vor, nicht genügend
> Wärmezentren eingerichtet zu haben. Noch immer gibt es
> Versorgungsprobleme mit Strom.
Bild: Minusgrade in Kyjiw: 430 Wärmezentren wurden eingerichtet, falls die Hei…
Kyjiw taz | Erfreut erhebt sich ein älterer Herr mit grau melierten Haaren
von seinem Stuhl. Außer ihm ist niemand im Raum. „Treten Sie ein“, sagt er.
Er steht in der Schule I-III im Zentrum von Kyjiw. Diese ist eines von über
430 Wärmezentren, die eingerichtet worden sind, falls die Heizungen und das
Internet ausfallen. Und der ältere Herr ist gewissermaßen der Hausmeister
dieser Wärmestube, in der Bänke und Stühle für gut 50 Personen aufgestellt
sind.
In der Ecke steht ein dunkelblauer Stromgenerator, an einer Wand liegen
Decken, Hygienepaketchen mit Zahnbürsten, Seifen und einem kleinen
Handtuch. Ja, aktuell sei noch niemand da gewesen, erzählt der Herr. „Aber
wir haben Temperaturen um die null Grad und die Heizungen funktionieren
bisher. Nur mit dem Strom gibt es Probleme. Hier hinten können Sie übrigens
Ihr Handy aufladen“, sagt er. Auch Internet steht zur Verfügung.
Um genau diese Zentren ist ein Streit zwischen Präsident Selenski und
Bürgermeister Vitali Klitschko ausgebrochen. Am Samstag hatten der
Fraktionschef der Präsidentenpartei „Diener des Volkes“, David Arachamia,
und andere Abgeordnete eine „Inspektion“ dieser Aufwärmzentren
durchgeführt. Dabei haben sie festgestellt, dass 20 Prozent geschlossen
waren.
Bereits am Tag zuvor hatte Präsident Selenski Kyjiws Bürgermeister
Klitschko mangelnde Sorgfalt bei der Einrichtung dieser Zentren in der
Hauptstadt vorgeworfen. Klitschko wiederum mahnte zur Einheit: „Wenn der
Krieg vorbei ist, dann kann man Innenpolitik spielen“, sagte der 51-Jährige
in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur
RBK. Klitschko gilt als möglicher Konkurrent bei den im März 2024 geplanten
Präsidentschaftswahlen.
## Nur noch zwei bis drei Stunden Strom
Bei einem russischen Luftangriff auf Wischhorod in der Nähe von Kyjiw waren
am 23. November sieben Menschen getötet und wichtige Anlagen zur
[1][Energieversorgung] der Region zerstört worden. In Folge kam es zu einem
großen Blackout im Gebiet der Hauptstadt, das auch aktuell noch nicht
gänzlich behoben ist. So hatten zahlreiche BewohnerInnen der Hauptstadt
auch am Montag nur sehr eingeschränkt Strom und Internet. Auch in
[2][Charkiw] gibt es, so berichtet der Telegram-Kanal „Charkow1654“, nach
wie vor Unterbrechungen in der Energieversorgung.
Die [3][Ukrajinska Prawda] kritisiert, dass man in Odessa soeben eine
Eislaufbahn und einen „Luna-Vergnügungspark“ eröffnet habe. So viel Energ…
zu verschwenden, während die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen
werde, sei nicht in Ordnung, so die Internetzeitung. Und im
westukrainischen Lwiw gelten, so berichtet Maxim Kosizkij, Chef der
Militärverwaltung des Gebiets Lwiw, auf seinem Telegram-Kanal, Gebäude von
Justiz und Polizei nicht mehr Teil der strategischen Infrastruktur.
Das bedeutet, dass auch ihnen der Strom abgeknipst werden kann. Von 20 auf
27 Prozent sei das Stromdefizit in den letzten Tagen landesweit gestiegen,
berichtet strana.news. In der Bevölkerung wird eine Verschlimmerung der
Energiesicherheit befürchtet. Der ukrainische Stromanbieter DTEK teilte am
Montag zudem mit, dass seine Klienten in der Hauptstadt womöglich nur
zweimal jeweils zwei bis drei Stunden Strom pro Tag zur Verfügung haben
werden. Das würde zwei Drittel der Bevölkerung betreffen.
Gleichzeitig fürchtet der Fraktionschef der Regierungspartei „Diener des
Volkes“, David Arachamia, neue russische Luftschläge bereits in dieser
Woche. Und die könnten laut Arachamia neue Blackouts zur Folge haben. Auch
Präsident Selenski warnte vor schwierigen Tagen. Moskaus Streitkräfte
würden ihr Programm der systematischen Angriffe so lange weiter betreiben,
wie sie über Raketen verfügten, sagte Selenski am Sonntagabend.
Mit den zunehmenden Stromausfällen nehmen auch die Fälle von häuslicher
Gewalt zu. Dies berichtete Innenminister Denys Monastyrskyy im ukrainischen
Fernsehen. „Die Zahl der Meldungen über häusliche Gewalt bei den Hotlines
ist gestiegen“, so Monastyrskyy.
28 Nov 2022
## LINKS
[1] /Ukraine-richtet-Waermestuben-ein/!5897688
[2] /Ukrainische-Gegenoffensive/!5887951
[3] https://www.pravda.com.ua/eng/
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Energieversorgung
Stromausfall
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GNS
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