# taz.de -- Weltweite Proteste zum „Black Friday“: Amazon, zur Kasse bitte | |
> ArbeitnehmerInnen protestieren weltweit gegen den Online-Händler Amazon. | |
> Es geht um seine Löhne, Steuerpraktiken – und ums Klima. | |
Bild: Protestaktion von Greenpeace an der Amazon-Zentrale in München am 25. No… | |
BERLIN taz | Zum dritten Mal haben [1][ArbeitnehmerInnen] weltweit gegen | |
die Online-Verkaufsaktion Black Friday protestiert. Angeleitet von der | |
linksinternationalistischen NGO Progressiven Internationale und dem | |
[2][internationalen Gewerkschaftsverband UNI Global Union] schlossen sich | |
am Freitag 80 weitere Organisationen an, um in über 30 Ländern zu streiken | |
und zu protestieren. Hauptziel des Widerstands: [3][Amazon], der | |
US-Marktführer des Onlineversandhandels. | |
Unter dem Motto [4][#MakeAmazonPay] geht es bei der Protestaktion um faire | |
Löhne, Inflationsausgleich und das Recht auf Betriebsräte. Aus der Sicht | |
der Organisator:innen ist es nicht nur Amazons Ausbeutung der | |
Mitarbeitenden, die am Black Friday angeprangert werden muss. Auch die | |
Zivilgesellschaft werde laut den AktivistInnen hintergangen, da der Konzern | |
in Europa keine Unternehmenssteuer zahlt. Die Streikkampagne macht auch auf | |
die klimapolitischen Kosten des Onlinehandels aufmerksam: obwohl Amazon nur | |
ein Prozent der Produktverkäufe in seine CO2-Bilanzierung einfließen lasse, | |
stiegen die CO2-Emissionen des Unternehmens laut dem Bündnis | |
[5][makeamazonpay] im 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent an. | |
In Deutschland hat Ver.di an zehn „Fullfillment-Centern“ von Amazon zur | |
Arbeitsniederlegung aufgerufen. So demonstrierten in Leipzig etwa 200 | |
Menschen. In München befestigte die Umweltorganisation Greenpeace ein gut | |
neunzig Quadratmeter großes Protesttransparent an der deutschen | |
Amazon-Zentrale. Weitere Protestaktionen soll es auch außerhalb der | |
Logistikzentren geben, um der Forderung nach der „Anerkennung der | |
Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss | |
eines Tarifvertrages Gute und gesunde Arbeit“ Druck zu verleihen. | |
Maßgeblich beteiligt an der Kampagne ist der internationale | |
Gewerkschaftsverband UNI. Dessen Generalsekretärin Christy Hoffman forderte | |
den Konzern auf, „seine schrecklichen, unsicheren Praktiken“ sofort | |
einzustellen und mit den Arbeitnehmern über bessere Arbeitsbedingungen zu | |
verhandeln. Greenpeace warf Amazon bei der Münchner Protestaktion vor, mit | |
der alljährlichen Rabattschlacht zu exzessivem Konsum, Verpackungsmüll und | |
Ressourcenverschwendung beizutragen. | |
## Angeblich Freude auf die Bestellungen | |
Der Konzern scheint sich allerdings bislang wenig Sorgen zu machen, dass | |
die Streiks das lukrative Geschäft versauen könnten. “Bei Amazon haben die | |
Vorbereitungen für die Black Friday Woche schon vor Monaten begonnen und | |
unsere Teams freuen sich darauf, die Bestellungen der Kund:innen | |
rechtzeitig zu bearbeiten“, verkündet Pressesprecher Michael Schneider auf | |
Anfrage der taz. | |
„Wir bieten unseren Mitarbeiter:innen in den Logistikzentren | |
wettbewerbsfähige Löhne sowie großartige Sozialleistungen und sorgen | |
beispielsweise dafür, dass sie einen sicheren Arbeitsplatz haben und gesund | |
bleiben“, erklärte eine weitere Unternehmenssprecherin in München in einer | |
schriftlichen Stellungnahme gegenüber dpa. Amazon spiele eine entscheidende | |
Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und habe sich verpflichtet, bis | |
2040 CO2-neutral zu sein. | |
Auch in Frankreich, Polen, Großbritanien und Luxemburg wird unter dem Motto | |
#MakeAmazonPay gestreikt. Den Aktivist:innen der Kampagne geht es auch | |
um die Länder des Globalen Südens. Am Protesttag sollten auch in Indien, | |
Bangladesch und Südafrika Menschen ihre Arbeit niederlegen und auf die | |
Straße ziehen. | |
## Proteste in Südafrika und Bangladesch | |
Im südafrikanischen Liesbeek sollte so gegen Amazons Pläne, das neue | |
Afrika-Hauptquartier auf indigenem Land zu erbauen, protestiert werden. In | |
Bangladesch sollten sich Bekleidungsarbeiter:innen für die | |
Anerkennung von Gewerkschaften, bessere Arbeitsbedingungen und die | |
Unterzeichnung des Bangladesch-Abkommens einsetzen. Dieses Gesundheits- und | |
Sicherheitsprogramm gibt es seit 2021. | |
Seinen Ursprung hat die Tradition im Amerika der 1960er Jahre. Damals war | |
der Black Friday ein Versuch des stationären Einzelhandels, | |
Verkäufer:innen am Brückentag nach Thanksgiving in ihre Geschäfte zu | |
locken – und somit das Weihnachtsgeschäft einzuleiten. Seit 2013 gibt es | |
die Verkaufsaktion auch in Deutschland. | |
25 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-am-Schnaeppchen-Tag/!5818287 | |
[2] https://uniglobalunion.org/news/map22/ | |
[3] /Aufruf-von-Verdi/!5851743 | |
[4] https://makeamazonpay.com/ | |
[5] https://makeamazonpay.com/ | |
## AUTOREN | |
Tatjana Söding | |
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