Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Finanzierung von Niedersachsens Schulen: Ein Sozialindex ist überf…
> Hamburg tut es, Bremen auch: Brennpunkt-Schulen besser ausstatten. Jetzt
> will Niedersachsen nachziehen. Doch einfach ist das nicht.
Bild: Eine Förderkandidatin? An der Grundschule Mühlenberg in Hannover gehör…
Es war im Grunde nur [1][eine kurze Bemerkung in einem längeren Interview,]
doch die machte – der Nachrichtenagentur dpa sei Dank – schnell die ganz
große Runde. Niedersachsens neue Kultusministerin Julia Willie Hamburg
(Grüne) will künftig Sozialindizes einsetzen, um die Ressourcenverteilung
an die Schulen zu steuern.
Darauf gibt es genau zwei reflexhafte Reaktionen: Die „Ich möchte aber
meinem Kind seine Privilegien erhalten“-Fraktion schnaubt leise etwas von
ideologisch motivierter Umverteilung. Und die meisten anderen Menschen
fragen: Wie? Das gibt es noch nicht?
Immerhin ist die Debatte darum, dass Ungleichheiten nicht weggehen, wenn
man sie ignoriert, schon seit einem Weilchen präsent. [2][Stadtstaaten wie
Hamburg], Bremen und Berlin haben schon vor Jahren Sozialindizes
eingeführt, NRW und Hessen bemühen sich, „Schulen mit besonderen
Herausforderungen“ auch besonders zu unterstützen.
Andere Länder machen das zumindest in Modellprojekten, der Bund plant etwas
Ähnliches mit dem Startchancen-Projekt und auch auf kommunaler Ebene hat
sich in dieser Hinsicht einiges getan.
Allerdings: Der Teufel steckt wie immer im Detail und die Aufgabe ist – vor
allem in einem Flächenland – nicht ganz trivial. Ein fertiges Konzept hat
die Kultusministerin nicht in der Schublade, auch wenn die Grünen das schon
lange fordern.
## Welche Daten man hat (und nutzen darf) unterscheidet sich
Die Schwierigkeit fängt schon einmal damit an, welche Daten man überhaupt
vorliegen hat und benutzen darf: Viele versuchen es erst einmal mit den
Daten zum Umfeld der Schule oder dem Wohnumfeld der Schüler*innen – wie
viele Arbeitslose/Sozialleistungenbeziehende gibt es da? Wie viele
Einfamilienhäuser oder Nichtwähler? Das können Indikatoren sein,
funktioniert aber auch da am besten, wo die Einzugsbereiche überschaubar
sind, also zum Beispiel bei Grundschulen.
Bei weiterführenden Schulen erfordert das schon detailliertere
Auswertungen. Manche Schulen haben auch Daten zur Zuwanderungsgeschichte,
Förderbedarfen, Lernmittelbefreiungen oder aus Vergleichsarbeiten,
[3][schreiben die Bildungsforscher Klaus Klemm und Daniel Kneuper in einer
Übersicht aus dem Jahr 2019]. Die dürfen aber nicht in jedem Fall verwendet
werden.
Schon Bremen tut sich schwer, weil die Datengrundlage in Bremerhaven eine
andere ist, wie sich aus den wiederholten [4][Anfragen der Linken in der
Bürgerschaft ablesen lässt]. Die Stadt Hamburg setzt zusätzlich auf
Elternbefragungen, aber auch das birgt die Gefahr, dass der Rücklauf sehr
unterschiedlich ausfällt.
Und je kleinräumiger und „schulschärfer“ – also tatsächlich auf die
einzelne Schule bezogen – das Ganze ausfällt, desto schwieriger wird eine
so direkte Datenerhebung, vor allem wenn sie dann auch noch hinreichend
anonym bleiben soll. Man möchte ja nicht unbedingt dem Dorfrektor
detaillierte Auskunft über die persönlichen Lebensverhältnisse zukommen
lassen.
Dazu kommt: Aktuell muss vielerorts vor allem der Personalmangel verwaltet
werden – da ist wenig Spiel für die Verteilung zusätzlicher Ressourcen.
Julia Hamburg wird dicke Bretter bohren müssen. Einen Zeitrahmen will sie
deshalb klugerweise lieber nicht nennen.
5 Dec 2022
## LINKS
[1] https://www.haz.de/der-norden/interview-das-sind-die-wichtigsten-ziele-von-…
[2] /!5766927/
[3] https://www.fes.de/themenportal-bildung-arbeit-digitalisierung/artikelseite…
[4] https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2017-12-13_Drs-19-1446_991be…
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Niedersachsen
Schule
Bildungspolitik
Bildungspolitik
Schule und Corona
Bildungschancen
Schwerpunkt Landtagswahlen
Verbeamtung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schulpolitik in Niedersachsen: Die Kultusministerin hat jetzt eine Dauerwerbese…
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ist unter die
Podcaster gegangen. Die Frage ist nur: Wer soll sich das anhören?
Jugendarrest für Schulvermeider: Niedersachsen bleibt Wegsperrmeister
Auch wenn's viel kostet und niemand weiß, ob es jemandem nutzt: In
Niedersachsen landen Schulvermeider oft im Arrest. Anders als in
Schleswig-Holstein.
Berlin Schlusslicht im Bildungsranking: Berlin ist abgemeldet
Fast die Hälfte der Viertkässler*innen erreicht nicht die
Mindeststandards in Rechtschreibung. Alarmierend: Die Chancenungleichheit
wächst.
Grüne Spitzenkandidatin in Niedersachsen: Die Ministerpräsidenten-Macherin
Julia Willie Hamburg hat sich den Respekt in Niedersachsens Politik hart
erarbeitet. Jetzt buhlen zwei Kandidaten um eine Koalition mit ihren
Grünen.
Bildungspolitik in Berlin: Lehrer werden wieder Staatsdiener
Nach fast 20 Jahren verbeamtet das Land Berlin wieder Lehrkräfte. Die SPD
hofft, so die Abwanderung von Lehrer*innen zu stoppen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.