| # taz.de -- Greenwashing bei der Fußball-WM in Katar: Besser kein Siegel als F… | |
| > Angeblich soll die Fußball-WM „klimaneutral“ sein. Das ist ein großer | |
| > Bluff – Werbung mit dem fragwürdigen Label sollte nicht mehr erlaubt | |
| > sein. | |
| Bild: Eher nicht Klimaneutral: Baustelle eines Stadions für die Fifa-WM in Kat… | |
| Die Fußballweltmeisterschaft in Katar ist der bisherige Höhepunkt der | |
| Verbrauchertäuschung mit „Klimaneutral“-Werbung. Das „vollständig | |
| klimaneutrale Fifa-Turnier“ suggeriert, dass die WM in dem Wüstenstaat | |
| nicht dem Klima schade, dass sie gar keine oder kaum Treibhausgasemissionen | |
| verursache. | |
| Das aber ist schlichtweg falsch. Für das Turnier hat Katar, wo Fußball | |
| bislang keine sonderlich große Rolle spielte, [1][riesige Stadien gebaut]. | |
| Das hat natürlich das Klima belastet. Da es in dem Emirat auch im Winter | |
| regelmäßig über 30 Grad heiß ist, werden das Spielfeld und die | |
| Zuschauertribünen mit Luft gekühlt. Auch das kostet selbstverständlich | |
| Energie und Treibhausgase. Die VerbraucherInnen werden aber nicht nur bei | |
| der WM in die Irre geführt. | |
| Sie werden auch mit zahlreichen Lebensmitteln getäuscht, die mit dem | |
| [2][Label „klimaneutral“] vermarktet werden. So können sich Hersteller ein | |
| klimafreundliches Image kaufen, ohne irgendwie ihre Emissionen reduzieren | |
| zu müssen. Denn die Anbieter von „Klimaneutral“-Siegeln schreiben ihren | |
| Kunden eben nicht vor, ihren Ausstoß zu senken. | |
| Bestenfalls beraten sie sie ein bisschen, was sie tun könnten. Aber sie | |
| werden einem Hersteller von aus Frankreich nach Deutschland transportiertem | |
| Mineralwasser wohl kaum sagen, was er eigentlich machen müsste: seine | |
| völlig unnötige und klimaschädliche Ware gar nicht erst herstellen. Denn | |
| dann könnten sie ihm ja auch kein Siegel mehr verkaufen. | |
| Stattdessen werden über die Siegel Projekte finanziert, die die Emissionen | |
| der gelabelten Produkte vor allem in Entwicklungsländern einsparen sollen. | |
| Doch wer kann garantieren, dass die dafür gepflanzten Forste in | |
| Mittelamerika auch in Hunderten von Jahren noch stehen und somit immer noch | |
| Treibhausgase binden? Und würden durch Kompensationsprojekte geförderte | |
| Windkraftwerke nicht auch ohne das Siegelgeld gebaut? | |
| ## Mehr Schaden als Nutzen | |
| So nimmt die [3][Treibhausgaskompensation oft nur den Druck von der | |
| Wirtschaft, ihre Emissionen zu reduzieren]. Auf diese Weise schadet sie dem | |
| Klima sogar. Deshalb sollte sich die Bundesregierung bei der EU dafür | |
| einsetzen, Werbung mit „Klimaneutral“-Aussagen zu verbieten. | |
| Und sie sollte viel stärker als bisher klimafreundlicheres Konsumverhalten | |
| fördern: Tierische Lebensmittel müssen durch höhere Abgaben verteuert, | |
| pflanzliche und damit klimafreundlichere Nahrungsmittel von der | |
| Mehrwertsteuer ausgenommen werden. Ärmere müssten dafür einen Ausgleich | |
| bekommen, etwa durch ein erhöhtes Essensbudget für | |
| Hartz-IV-EmpfängerInnen. | |
| 25 Nov 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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