# taz.de -- Institut für Wehrwissenschaft: Apokalypse-Forschung in der Heide | |
> In Munster forscht die Bundeswehr zum Umgang mit | |
> Massenvernichtungswaffen. Das hilft auch beim Umsetzen der | |
> Chemiewaffenkonvention. | |
Bild: Wesentlich beim Umgang mit Chemiewaffen: Dekontamination | |
Hamburg taz | Ein Institut zur Lösung von Problemen, die das [1][deutsche | |
Militär einst selbst geschaffen] hat: Die Gründung geht auf die | |
[2][Herstellung und Erprobung von Giftgas in der Lüneburger Heide] zurück. | |
Heute erforscht das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien | |
(WIS) der Bundeswehr in Munster, wie sich Soldaten gegen chemische, | |
biologische und atomare Waffen schützen können. | |
1958, also drei Jahre nach der Bundeswehr selbst, wurde das heutige | |
Institut als Erprobungsstelle der Bundeswehr für den ABC-Schutz gegründet. | |
In den Folgejahren befasste es sich zunehmend mit Forschung und | |
Entwicklung, bis es 1995 umfirmiert wurde. Im Jahr 2016 hatte das Institut | |
200 Vollzeitstellen, 39 davon für Wissenschaftler – Jahresetat: knapp 26 | |
Millionen Euro. In eigenen Worten ist das WJS „das einzige größere deutsche | |
Institut, das sich mit dem Schutz vor der Wirkung von biologischen, | |
chemischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen beschäftigt“. | |
Zu den spektakuläreren Einrichtungen in Munster gehört ein Prüfstand, auf | |
dem sich der elektromagnetische Impuls simulieren lässt, der mit einer | |
Atombombenexplosion einhergeht. Im Science-Fiction-Film „Matrix“ ist das | |
Auslösen solch eines „EMP“ die letzte Rettung für Morpheus’ Schiff: Dam… | |
lassen sich die Maschinen lahmlegen, oder genauer: die Mikroelektronik. | |
Damit nicht auch ihre Hightech-Panzer, Hubschrauber oder Aufklärungssysteme | |
auf diese Weise ausgeschaltet werden, sucht die Bundeswehr sie entsprechend | |
zu schützen. Ob das funktioniert, wird am WJS mittels einer Antennenanlage | |
getestet – 24 Meter hoch, ausgedehnt annähernd wie ein Fußballfeld: Sie | |
kann einen Hochspannungsblitz mit 1,2 Millionen Volt erzeugen. | |
[3][Zu den Aufgaben des WIS gehört es auch], Methoden und Instrumente zum | |
Aufspüren und Analysieren biologischer und chemischer Kampfstoffe zu | |
entwickeln: Solche Anlagen müssen mobil und leicht zu bedienen sein. | |
Zugleich bietet das WIS feinste Analytik etwa bei der [4][Umsetzung der | |
Internationalen Chemiewaffenübereinkommens von 1993], dessen Ziel die | |
Abschaffung aller Chemiewaffen ist. Munster ist heute ein anerkanntes Labor | |
für die Untersuchung verdächtiger Proben aus Abrüstungsinspektionen. | |
Etwas banaler klingt demgegenüber die Befassung mit dem Brandschutz, der | |
aber so trivial auch nicht ist, wenn man etwa an ein brennendes Tanklager | |
denkt: Hier hat das Institut zuletzt einen Hochleistungsschaum getestet, | |
der auf brennendem Treibstoff liegen bleibt und so die Flammen erstickt. | |
3 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Syrische-Chemiewaffen/!5047368 | |
[2] /Niedersachsen-holt-Bomben-aus-der-Erde/!5641443 | |
[3] https://www.bundeswehr.de/de/organisation/ausruestung-baainbw/organisation/… | |
[4] /Uneinigkeit-bei-der-UN/!5401066 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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