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# taz.de -- Brasilien nach der Wahl: Bolsonaro räumt zögernd das Feld
> Mit zeitlicher Verzögerung kündigte Brasiliens Präsident die Amtsübergabe
> an Lula da Silva an. Zu einer Gratulation konnte er sich nicht
> durchringen.
Bild: Hat schon bessere Zeiten erlebt: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mus…
SãO PAULO taz | Für zwei Minuten sprach Jair Bolsonaro, und dann war er
auch schon wieder still. Stolze 45 Stunden nach Bekanntgabe der Ergebnisse
trat Brasiliens Präsident vor die Presse. Am Sonntag hatte der
Sozialdemokrat Luiz Inácio „Lula“ da Silva die Stichwahl gegen den
rechtsradikalen Amtsinhaber gewonnen.
Bolsonaro blieb gezielt doppeldeutig. Im nationalistischen Duktus lobte er
die Werte der Rechten: Gott, Vaterland, Familie und Freiheit. Doch
Bolsonaro sagte auch, dass er sich [1][immer an die Verfassung gehalten
habe]. Das stimmt nicht. Der notorische Antidemokrat ließ sich bei
Pro-Putsch-Protesten blicken, beschimpfte Richter*innen, [2][drohte
Reporter*innen Schläge] an.
Nach seiner Rede ließ Bolsonaro seinen Stabschef eine Erklärung vorlesen.
Die Regierung werde die Amtsübergabe vorbereiten, hieß es. Einige haben nun
die Hoffnung, dass alles reibungsloser über die Bühne laufen könnte als
befürchtet. Allerdings: Bolsonaro sendete in der kurzen Rede auch wieder
klare Signale an seine radikale Anhängerschaft. Er gratulierte weder
[3][Lula zum Wahlsieg], noch gestand er direkt seine Niederlage ein.
Und er richtete sich direkt an seine Fans, die derzeit im ganzen Land
Straßen blockiert halten. Zwar rief er sie auch dazu auf, keine „Methoden
der Linken“ anzuwenden, räumte aber gleichzeitig ein, dass „die populären
Bewegungen“ Folge von „Wut und einem Gefühl von Ungerechtigkeit über den
Wahlprozess“ seien. Mit Zweifeln am demokratischen System und platten Lügen
mobilisiert Bolsonaro schon seit langem seine Wählerbasis.
Die Folgen davon sind verheerend: Viele Rechte glauben jede noch so absurde
Lüge ihres Idols, schotten sich immer mehr in Parallelwelten ab und
radikalisieren sich. So ist es auch kein Wunder, dass Bolsonaros Rede in
rechtsradikalen Netzwerken gefeiert wurde und als Aufruf gesehen wird, die
Blockaden gegen die Wahlergebnisse auszuweiten. Brasilien stehen heiße Tage
bevor.
2 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=ZarZ0yWMEho
[2] https://www.spiegel.de/ausland/brasilien-jair-bolsonaro-droht-reporter-mit-…
[3] /Lula-gewinnt-die-Stichwahl-in-Brasilien/!5891471
## AUTOREN
Niklas Franzen
## TAGS
Jair Bolsonaro
Luiz Inácio Lula da Silva
Brasilien
Rechtspopulismus
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Arbeiterpartei Brasilien
Brasilien
Präsidentschaftswahlen Brasilien 2018
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