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# taz.de -- Petition der Woche: „Olaf, das können wir besser!“
> Das Regime in Teheran ermordet und unterdrückt weiterhin Frauen. Eine
> Petition fordert deshalb eine Kehrtwende in der deutschen Iran-Politik.
Bild: Solidarität mit unterdrückten Iranerinnen in München am 30. Oktober
Was man den Mitarbeitern der iranischen Botschaft in Berlin so alles
zutraut, zeigt eine [1][Attacke auf Regimekritiker am vergangenen
Wochenende.] Oppositionelle hatten einen Wohnwagen vor dem Gebäude
aufgebaut. Doch sie waren unerwünscht, Unbekannte rissen Flaggen und
Transparente ab und verletzten die Demonstranten. Die Täter konnten schnell
entkommen. So schnell, dass der Verdacht aufkam, dass die
Botschaftsmitarbeiter selbst für den Überfall verantwortlich sein könnten.
„Die Botschaften sind der verlängerte Arm dieses Terrorregimes“, sagt
Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal der taz am Telefon. Seit der
Machtergreifung der Islamisten 1979 seien schon sehr viele Iraner im
Ausland getötet worden – auch in Deutschland.
Die Hannoveranerin mit kurdisch-jesidischen Eltern setzt sich seit Jahren
für die Rechte von Frauen im Nahen Osten ein. Zusammen mit ihrer Schwester,
der ehemaligen Profifußballerin Tuğba Tekkal, gründete sie 2015 die NGO
[2][Háwar.help] (kurdisch für Hilferuf), um auf den Genozid an den Jesiden
in Irak und in Syrien aufmerksam zu machen. Mittlerweile ist Háwar.help zu
einer Organisation gewachsen, die sich auch andernorts für Menschenrechte
einsetzt – auch in Iran.
Nun hat Háwar.help eine [3][Petition im Bundestag] eingereicht, in der sie
elf Forderungen an die Bundesregierung hinsichtlich ihrer Iranpolitik
stellt. Unter anderem fordert die NGO, die iranischen Botschaften zu
schließen und Exiliraner besser zu schützen. Tekkal erhalte wegen ihres
aktuellen Engagements Todesdrohungen, man schicke ihr Bilder von ermordeten
Frauen, sagt sie.
## Weiterer politischer Druck ist notwendig
Auch die Atomverhandlungen sollen beendet werden, meint Tekkal. Es müsse
klar sein, dass man mit Teheran nicht reden könne. Wirtschaftlich und
politisch müsse man weiter Druck aufbauen – mit wirksamen Sanktionen, die
vor allem die Mächtigen treffen und nicht die Bevölkerung, heißt es in der
Petition. Abschiebungen in den Iran müssten umgehend gestoppt werden.
Die Schuld für die [4][deutsche Iranpolitik] will Tekkal nicht allein auf
die jetzige Regierung abwälzen. Schon seit Jahren sei der Umgang mit dem
Iran falsch. „Die aktuelle Regierung hat immerhin das Wording der
Opposition übernommen.“ Dass man prüfe, die Revolutionsgarden als
Terrororganisation einzustufen, sei richtig, aber auch überfällig. Wenn
Tekkal Bundeskanzler Scholz sprechen könnte, würde sie ihm sagen: „Olaf,
wir können das besser!“ Deshalb fordert die Petition auch „eine Wende in
der Iranpolitik der Bundesregierung, die die Frauen- und Menschenrechte in
den Fokus stellt“.
Aber nicht nur die Regierung sei gefragt. „Ich wünsche mir eine Art Fridays
for Future für Menschenrechte“, sagt Tekkal. Die Deutschen müssten die
Iranerinnen nicht befreien. „Das können sie selbst. Aber wir müssen ihr
Schallverstärker sein.“ Was passiert, wenn das Interesse am Iran nachlasse,
sehe man am Beispiel Afghanistan. Aus Kabul würden Háwar.help Meldungen
erreichen von weinenden Frauen an der Universität, die sie nicht mehr
betreten dürfen. Die Taliban hätten sie niedergeknüppelt.„Wir haben diese
Frauen im Stich gelassen. Lasst uns die Frauen in Iran nicht auch noch im
Stich lassen.“
6 Nov 2022
## LINKS
[1] /Angriff-auf-Iran-Mahnwache/!5888765
[2] https://www.hawar.help/de/
[3] https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2022/_10/_07/Petition_139993.n…
[4] /Sanktionen-gegen-den-Iran/!5888587
## AUTOREN
Jannis Holl
## TAGS
Frauenrechte
Proteste in Iran
Außenpolitik
Schwerpunkt Iran
Wochenkommentar
Proteste in Iran
Proteste in Iran
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