# taz.de -- Deutsche Bischofskonferenz: Rufe nach Reformen werden lauter | |
> Der Limburger Bischof Georg Bätzing will die Forderungen des synodalen | |
> Wegs ernst nehmen. Initiativen verlangen schnellere Veränderungen. | |
Bild: Bischof Georg Bätzing (rechts) während der vierten Synodalversammlung a… | |
MÜNCHEN afp/epd | Vor dem Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen | |
Bischofskonferenz hat deren Vorsitzender Georg Bätzing sich kämpferisch | |
gegenüber Kritikern des sogenannten synodalen Wegs gezeigt. „Wir dürfen uns | |
nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren“, sagte der | |
Limburger Bischof am Montag im Bayerischen Rundfunk. Die [1][große Mehrheit | |
der deutschen Bischöfe wolle Reformen], nur eine Minderheit sei dagegen – | |
deren Haltung stimme aber nicht „mit der Wahrnehmung des Gottesvolks“ | |
überein. | |
Beim synodalen Weg hatten zuletzt konservative Bischöfe ein | |
Grundlagendokument zur Sexualethik zum Scheitern gebracht. Bätzing sagte: | |
„Es gibt Streit, das ist richtig.“ Die Bischöfe müssten sich hier nun | |
zusammenraufen. Insgesamt sei der synodale Weg als Weg der Umkehr und | |
Erneuerung der Kirche aber ein großer Erfolg. | |
Bätzing wies auch den Eindruck zurück, Papst Franziskus lehne dieses | |
deutsche Sonderformat für innerkirchliche Beratungen ab. „Der Papst selber | |
ist doch ein großer Reformer, insofern ist es keine gute Wahrnehmung zu | |
sagen, er ist ein Gegner des synodalen Wegs“, sagte der Limburger Bischof. | |
„Er hat bestimmte kritische Anmerkungen gemacht, die hat er uns auch | |
geschrieben.“ Etwa die Frage, ob Themen wie Evangelisierung oder Mission | |
genug verortet seien. Die [2][Verantwortlichen des synodalen Wegs] würden | |
aber sagen, es müssten zunächst die Strukturen gebaut werden, damit | |
Menschen das Evangelium überhaupt noch annehmen könnten. „Darüber müssen | |
wir immer wieder auch die Verständigung mit dem Papst suchen.“ | |
## Mangelnder Fortschritt bei Geschlechtergerechtigkeit | |
Bätzing wies auch Warnungen zurück, das deutsche Reformbestreben könne die | |
Kirche spalten. „Es gibt dieses Auseinanderfallen ja, denn viele Menschen | |
kehren der Kirche den Rücken – und das aufzuhalten, da zu hören, was diesen | |
Menschen wichtig ist, ist mir ein großes Anliegen.“ | |
Neben dem synodalen Weg steht auch der Missbrauchsskandal ein weiteres Mal | |
auf der Tagesordnung des von Montag bis Donnerstag dauernden Treffens der | |
Bischöfe im hessischen Fulda. Dort will der bisherige | |
Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stefan Ackermann, sein Amt | |
aufgeben. Bätzing kündigte eine Neustrukturierung an. „Es muss auf breitere | |
und mehr Schultern gestellt werden“, sagte er. Die Kirche komme in eine | |
ganz neue Phase mit Intervention, Prävention und Aufarbeitung und brauche | |
dazu neue Struktur. | |
Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz haben | |
auch katholische Initiativen eine Beschleunigung des kirchlichen | |
Reformprozesses gefordert. „Es geht uns nicht schnell [3][genug beim | |
Synodalen Weg]“, sagte die Sprecherin der Reforminitiative „Wir sind | |
Kirche“, Sigrid Grabmeier bei einer Online-Pressekonferenz. „Wir können | |
nicht darauf warten, bis der Synodale Weg abgeschlossen ist und in Rom neue | |
Weichen gestellt sind.“ Es gehe nun darum, neue Wege zu finden und | |
auszuprobieren. Die Initiativen äußerten vor allem Unzufriedenheit über die | |
mangelnden Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. | |
Die Gruppe der reformbereiten Bischöfe müsse im Zweifelsfall eine | |
„Koalition der Willigen bilden, die schon einmal vorangeht“, erklärte | |
Thomas Pöschl vom LSBT+Komitee. Bei der jüngsten Versammlung des | |
kirchlichen Reformgremiums Synodaler Weg war Anfang September ein | |
Reformbeschluss zur kirchlichen Sexualmoral an der Sperrminorität | |
konservativer Bischöfe gescheitert. Pöschl forderte die fortschrittlichen | |
Bischöfe auf, die Herbstvollversammlung dafür zu nutzen, ihre | |
reformunwilligen Kollegen zu überzeugen. | |
Die Mehrheit der beteiligten Bischöfe hatte im September für den | |
Reformbeschluss gestimmt, der erstmals homosexuelle Beziehungen sowie | |
queere Menschen in der Kirche anerkennen sollte. Das reichte aber nicht | |
aus, weil für den Beschluss eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe | |
notwendig gewesen wäre. | |
„Wir erwarten, dass die Minderheit der Traditionalisten nicht die Mehrheit | |
der Reformwilligen behindert“, forderte Angelika Fromm von der Aktion „Lila | |
Stola“, die sich für den Zugang von Frauen zu geistlichen Ämtern in der | |
katholischen Kirche einsetzt. „Gleiche Würde und gleiche Rechte für Frauen | |
in der römisch-katholischen Kirche sind längst überfällig.“ Mutige und | |
reformwillige Bischöfe könnten auf der Grundlage von Beschlüssen des | |
Synodalen Wegs schon jetzt Frauen in sakramentale Dienste einbeziehen und | |
als Leiterinnen von Gemeinden einsetzen. | |
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, | |
Johannes Norpoth forderte die Bischöfe auf, Voraussetzungen für die | |
Unabhängigkeit der Betroffenenarbeit zu schaffen. Zudem kritisierte er die | |
Verzögerungen bei der [4][Veröffentlichung von Missbrauchsgutachten] in | |
einzelnen Bistümern. Hier sei auch der Gesetzgeber gefordert, einen | |
rechtlichen Rahmen für die Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen zu | |
schaffen. | |
26 Sep 2022 | |
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