# taz.de -- Deutsche Bischöfe zu Besuch beim Papst: Bei Franziskus abgeblitzt | |
> Kein Entschluss zu Woelki, keine Annäherung beim Thema synodaler Weg. Die | |
> Reise der Amtsträger war erfolglos. Ein Kirchenrechtler geht den Papst | |
> deshalb heftig an. | |
Bild: Hier wird nicht die Reise nach Jerusalem gespielt: Die deutschen Bischöf… | |
VATIKANSTADT/MÜNCHEN AFP/DPA | Die deutschen Bischöfe haben Papst | |
Franziskus zu einer Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Kölner | |
Kardinals Rainer Maria Woelki gedrängt. Der Vorsitzende der deutschen | |
Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte am Samstag in Rom, dem | |
Papst sei deutlich gemacht worden, dass die Situation „unerträglich“ sei. | |
Am deutschen Reformprojekt synodaler Weg wollen die Bischöfe trotz Kritik | |
durch den Vatikan festhalten. | |
Die Bischöfe waren von Montag bis Freitag zu einem so genannten | |
Ad-limina-Besuch in Rom, zu den 62 Teilnehmern zählte auch Woelki. | |
[1][Woelki steht wegen Vertuschungsvorwürfen im Zusammenhang mit dem | |
Missbrauchsskandal der katholischen Kirche seit langem in der Kritik]. | |
Bätzing sagte, Franziskus wolle keine Entscheidung unter Druck treffen. Es | |
müsse aber auch berücksichtigt werden, dass der Druck in Deutschland | |
unerträglich werde und „nicht mehr auszuhalten“ sei. Der Papst habe sich | |
trotz der offenen Gespräche aber nicht dazu geäußert, wie er im Fall Woelki | |
entscheiden wolle. | |
Der Besuch der deutschen Bischöfe fand vor dem Hintergrund massiver | |
Angriffe aus dem Vatikan [2][auf den synodalen Weg] statt. Bätzing sagte | |
zwar, es habe sich bei dem Treffen nicht um einen „Showdown“ gehandelt. | |
Allerdings räumte er ein, dass die Positionen einer Mehrheit der deutschen | |
Bischöfe und des Vatikan sich unauflösbar gegenüber stünden. | |
Zum Abschluss der Gespräche verspüre er aber Erleichterung, dass alle | |
Themen in den Gesprächen mit den Kardinälen und dem Papst auf den Tisch | |
gekommen seien. Dabei habe Franziskus deutlich gemacht, dass Spannungen in | |
der Kirche notwendig seien, unter welchen Spannungen er selbst stehe und | |
dass zur Lösung „Mut und Geduld“ nötig seien. „Wir haben in Rom hart in… | |
Sache und verbindlich im Ton diskutiert“, sagte Bätzing. | |
Bei konkreten Reformforderungen kamen die Deutschen allerdings kein Stück | |
voran. Zur Frage, ob Frauen auch Weiheämter übernehmen können, habe der | |
Vatikan signalisiert, das Thema sei „geschlossen“ – „wir sagen, es geht | |
weiter“, sagte Bätzing. So seien rote Linien ausgetauscht worden. | |
Wie unvereinbar sich die Positionen gegenüberstehen, zeigte sich allerdings | |
bei einem Treffen am Freitag. Dort brachten führende Kardinäle ein | |
Moratorium – also ein Aussetzen – des synodalen Wegs ins Gespräch, womit de | |
facto die seit 2019 laufenden Arbeiten nichtig wären. Die deutschen | |
Bischöfe wehrten sich aber mehrheitlich dagegen. | |
Nach Darstellung Bätzings fürchtet Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt der | |
Bischofskongregation, der synodale Weg in Deutschland könne einen | |
Flächenbrand in der Weltkirche entzünden. Die deutschen Bischöfe hätten | |
aber klar gemacht, dass die Kirche in einer Zeit lebe, in der Blockaden, | |
Verbote oder Einschüchterungen nicht mehr möglich seien. | |
Auch in der deutschen Kirche gibt es allerdings mehrere Bischöfe, die den | |
Reformweg nicht mitgehen wollen. Der zu den dezidiert Konservativen | |
zählende Passauer Bischof Stefan Oster zeigte sich sehr zufrieden damit, | |
dass der Vatikan bei den in Deutschland am intensivsten diskutierten Fragen | |
oder zur Ökumene „deutlichen Widerspruch“ formuliert und einige Themen als | |
„nicht verhandelbar“ dargestellt habe. | |
## „Wir sind Kirche“ fordert regelmäßigen Dialog | |
Die katholische Reformbewegung [3][„Wir sind Kirche“ fordert einen | |
regelmäßigen Dialog] zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche. Die | |
offenen und kontroversen Gespräche mit deutschen Bischöfen in Rom hätten | |
gezeigt, dass die Missverständnisse und Bedenken des Vatikans noch lange | |
nicht ausgeräumt seien, teilte die Bewegung am Samstag mit. Bei den | |
Unterredungen müssten aber auch die Mitglieder des Zentralkomitees der | |
deutschen Katholiken eingebunden werden. | |
Derweil hat der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller Papst | |
Franziskus vorgeworfen, für die deutschen Katholiken nur Geringschätzung | |
übrig zu haben. „[4][Der Papst ist ein peronistischer Populist]. Er | |
kokettiert mit den Armen und er sagt, deren Glauben ist entscheidend“, so | |
Schüller. Dass Franziskus den Gesprächen am Freitag kurzfristig | |
ferngeblieben war, nannte er einen Affront. „Das ist ein erkennbares | |
Desinteresse. Der Papst verachtet die katholische Kirche in Deutschland“, | |
fügte der Kirchenrechtler hinzu. | |
Zu dem Vorschlag führender Kardinäle, den synodalen Weg auszusetzen, | |
kommentierte Schüller: „Das vorgeschlagene Moratorium ist ein Fiasko, eine | |
Klatsche.“ Dies bedeute nichts anderes, als den Deutschen zu signalisieren, | |
so könnten sie gesichtswahrend aus dem synodalen Weg aussteigen. Die | |
Intervention zeige aber auch die große Sorge des Vatikan vor dem synodalen | |
Weg. Ihm sei bewusst, „eine Idee kannst du nicht aus der Welt schaffen, | |
wenn sie gut ist“. | |
Schüller sagte, trotz der verhärteten Positionen sei der Besuch in Rom | |
bemerkenswert, „weil die deutschen Bischöfe diesmal nicht gekuscht haben“. | |
Er erwarte nun kritische Rückfragen der Laien. Reformen werde es angesichts | |
der starren Haltung in Rom nur auf ganz kleiner Flamme geben, etwa wie die | |
bereits beschlossene Reform des kirchlichen Arbeitsrechts. | |
19 Nov 2022 | |
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