| # taz.de -- Kinotipp der Woche: Die Ukraine im Jahr 2025 | |
| > Goethe Insitut im Exil: Das ACUD zeigt Werke von Oleksandr Dovzhenkos, | |
| > der zur wichtigen Bezugsfigur der ukrainischen Filmgeschichte wurde. | |
| Bild: Wie nur den Donbass dokumentieren? Szene aus Iryna Tsilyks „The Earth i… | |
| Etwa ein Drittel von Oleksandr Dovzhenkos „Zemlya“ („Erde“) von 1934 | |
| vergeht bevor der Protagonist des Films auf der Leinwand erscheint. Die | |
| Bewohner:innen des Dorfs lassen alles stehen und liegen und stürzen | |
| herbei, die Angehörigen des lokalen Komsomol stolzieren. | |
| Die „Kulaken“ beugen sich fassungslos von der Anhöhe herab, von der sie | |
| eben noch stolz hinab blickten. Vasyl, menschliche Hauptfigur des Films, | |
| steuert ihn, den Traktor, der das eigentliche Zentrum der Handlung von | |
| Dovzhenkos Film ist, Richtung Dorf. | |
| Die Abgase des Fordson-Putilovets nebeln die Komsomolzen tüchtig ein, aber | |
| all das kann den Stolz nicht mindern. Der sowjetische Nachbau eines | |
| amerikanischen Traktors wird Vasyl das Leben kosten. Die Maschine wirft | |
| nicht nur die überkommenen Arbeitsweisen der Bauern über den Haufen, sie | |
| pflügt auch soziale Hierarchien um. | |
| „Zemlya“ ist ein Loblied auf die Kollektivierung der Landwirtschaft. Der | |
| ukrainisch-sowjetische Film wurde schon zeitgenössisch von Regiekollegen in | |
| aller Welt bewundert – von Eisenstein bis Paul Rotha. | |
| Nach der Unabhängigkeit der Ukraine wuchs die Bedeutung Oleksandr | |
| Dovzhenkos als Bezugsfigur ukrainischer Filmgeschichte weiter, mit „Zemlya“ | |
| als einem zentralen Klassiker. Am Donnerstag läuft der Film nun mit neuer | |
| Musik der Band DakhaBrakha im Berliner Kunsthaus ACUD als Auftakt einer | |
| Reihe von ukrainischen Filmen. Das Filmprogramm ist Teil einer größeren | |
| Veranstaltungsreihe, die Kulturschaffende aus der Ukraine in Berlin | |
| präsentiert. | |
| Diese Veranstaltungsreihe wiederum ist der Auftakt des [1][Goethe-Instituts | |
| im Exil] im Kunsthaus ACUD. Das Goethe-Institut im Exil soll, so die | |
| Pressemitteilung, „Kulturschaffenden stellvertretend für alle weltweit aus | |
| politischen Gründen geschlossenen Goethe-Institute einen Ort der Begegnung, | |
| Schutzraum und Bühne“ bieten. | |
| Das Programm des Auftaktfestivals umfasst Theater, Musik, Performances, | |
| Lesungen, eine Kammeroper und Diskussionen. Das Filmprogramm wurde | |
| zusammengestellt von Nadia Parfan, Gründerin von [2][takflix.com], einer | |
| Streamingplattform für ukrainischen Film. | |
| Neben Dovzhenkos Klassiker läuft eine Auswahl von aktuelleren ukrainischen | |
| Filmen. Kate Gornostais „Stop-Zemlia“ ist ein Coming-of-Age-Film über zwei | |
| Schulfreundinnen, über Liebe und Krieg im letzten Schuljahr. 2021 gewann er | |
| den Gläsernen Bären der Berlinale. „My Thoughts are Silent“ von Antonio | |
| Lukich zeigt den ukrainischen Tontechniker Vadim auf einer skurillen Reise | |
| auf der Jagd nach Tieraufnahmen in Transkarpatien. | |
| Eine Familie im Donbass will in Iryna Tsilyks Dokumentation „The Earth is | |
| Blue as an Orange“ kurz vor Beginn des neuerlichen russischen Angriffs auf | |
| die Ukraine einen Film über das Leben in der Region drehen, in die der | |
| Krieg schon Jahre früher eingefallen ist. | |
| Der unheimlichste Film der Reihe ist Valentyn Vasyanovychs „Atlantis“ von | |
| 2019. „Atlantis“ blickt voraus ins Jahr 2025, ein Jahr nach dem Ende des | |
| Kriegs mit Russland und zeigt eine Gruppe Männer, einige von ihnen | |
| Stahlarbeiter, auf der Suche nach einem Leben nach dem Krieg. | |
| Zu einigen der Filme wird es Gespräche mit den Filmemacher:innen | |
| geben. Film- und Veranstaltungsreihe sind eine Gelegenheit zu geballter | |
| Begegnung mit Kulturschaffenden aus der Ukraine. | |
| 5 Oct 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.goethe.de/de/uun/prs/p21/24099194.html | |
| [2] https://takflix.com/en | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Tietke | |
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