# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Scholz weiter gegen Panzerlief… | |
> Bundeskanzler Olaf Scholz will weiter keine Kampfpanzer in die Ukraine | |
> liefern. Wolodimir Selenski fordert nach russischen Kriegsverbrechen | |
> Konsequenzen. | |
Bild: Olaf Scholz bleibt weiter zögerlich | |
## Russland verteidigt Nachschublinie | |
Das russische Militär hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste im | |
Nordosten der Ukraine eine Verteidigungslinie zwischen dem Fluss Oskil und | |
der Stadt Swatowe aufgebaut. | |
In der Region gehe die ukrainische Offensive weiter, teilt das | |
Verteidigungsministerium in London in seiner regelmäßigen Lageeinschätzung | |
auf Twitter mit. [1][Russland] dürfte die Kontrolle des Gebiets zwischen | |
Swatowe und dem Oskil besonders wichtig sein, da dort eine der wenigen noch | |
funktionierenden Haupt-Nachschublinien aus der russischen Grenzregion | |
Belgorod verlaufe. | |
Russland werde wahrscheinlich deshalb versuchen, das Gebiet in der Ukraine | |
hartnäckig zu verteidigen. „Es ist aber unklar, ob die russischen Truppen | |
an der Front über ausreichend Reserven und Kampfmoral verfügen, um einen | |
weiteren konzertierten Angriff der Ukraine abzuwehren.“ (rtr) | |
## Scholz verteidigt Nein zur Kampfpanzer-Lieferung | |
Bundeskanzler [2][Olaf Scholz] (SPD) hat die Entscheidung der | |
Bundesregierung verteidigt, keine Schützen- oder Kampfpanzer in die Ukraine | |
zu liefern. Es gelte für Deutschland der Grundsatz, keine Alleingänge zu | |
machen, sagte Scholz dem Deutschlandfunk. Die Waffen, die Berlin Kiew zur | |
Verfügung gestellt habe, hätten „die jetzigen Erfolge, die die Ukraine | |
verzeichnet, auch ermöglicht“, sagte Scholz. Zu seinen Telefongesprächen | |
mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Scholz, bei diesen habe | |
es „durchaus Bewegungen gegeben“, wenn auch nicht sehr weitreichende. | |
Zur Unterstützung Kiews ergänzte Scholz, erst die deutschen | |
Waffenlieferungen hätten auch viele andere europäische Länder dazu bewegt, | |
sich anzuschließen. Es ergebe „Sinn, dass wir dort weitermachen“. | |
Zu seinen Gesprächen mit Putin sagte Scholz, die Gespräche mit ihm seien | |
„im Ton immer freundlich“ geblieben, auch wenn es „in der Sache sehr, sehr | |
unterschiedliche, ja weit unterschiedliche Ansichten“ gebe, die er klar | |
vorgetragen habe. | |
Am Dienstag hatte der Kanzler 90 Minuten lang mit Putin telefoniert und | |
dabei den vollständigen Rückzug aus der russischen Truppen aus der Ukraine | |
gefordert. (afp) | |
## Selenski beklagt russische Kriegsverbrechen in Isjum | |
Nach dem Fund [3][Hunderter Leichen] in der von der russischen Besatzung | |
[4][befreiten ostukrainischen Stadt Isjum] hat Präsident [5][Wolodimir | |
Selenski] in Kiew eine Bestrafung Moskaus wegen Kriegsverbrechen gefordert. | |
Die Welt dürfe nicht zusehen, wie der „Terrorstaat“ Russland töte und | |
foltere, sagte Selenski. Russland müsse mit noch härteren Sanktionen | |
bestraft werden. Aktuell seien mehr als 440 Gräber in der Nähe von Isjum | |
[6][im befreiten Gebiet Charkiw] gefunden worden. | |
„Es ist zu früh, etwas über die Zahl der dort begrabenen Menschen zu sagen, | |
die Ermittlungen dauern an“, sagte Selenski in einer am Freitagabend in | |
Kiew verbreiteten Videobotschaft. Zugleich betonte der 44-Jährige: „Es gibt | |
bereits klare Beweise für Folter, erniedrigende Behandlung von Menschen. | |
Außerdem gibt es Beweise, dass russische Soldaten, deren Positionen nicht | |
weit von dieser Stelle waren, auf die Beerdigten einfach aus Spaß | |
geschossen haben.“ | |
Russland habe agiert wie im Frühjahr in Butscha, einem Vorort der | |
Hauptstadt Kiew, wo gefesselte Leichen von Zivilisten gefunden worden | |
waren. Selenski begrüßte, dass die Vereinten Nationen nun Experten schicken | |
wollen, um die Taten „russischer Terroristen“ zu erfassen. (dpa) | |
USA verurteilen russische Kriegsverbrechen | |
Die US-Regierung bezeichnete die Leichenfunde als „abscheulich“. „Es passt | |
leider zu der Art von Verdorbenheit und Brutalität, mit der die russischen | |
Streitkräfte diesen Krieg gegen die Ukraine und das ukrainische Volk | |
führen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, | |
John Kirby, am Freitag. „Es ist absolut verdorben und brutal.“ | |
Es werde immer offensichtlicher, wozu der russische Präsident [7][Wladimir | |
Putin] und seine Soldaten fähig seien, sagte er. Die US-Regierung werde | |
weiterhin die Bemühungen unterstützen, russische Kriegsverbrechen und | |
Gräueltaten zu dokumentieren, um schließlich die Verantwortlichen zur | |
Rechenschaft ziehen zu können. | |
In Isjum sind mehr als 400 Leichen gefunden worden. Die Menschen sollen | |
ersten Erkenntnissen zufolge ums Leben gekommen sein, als Russland die | |
Stadt Ende März heftig beschossen habe. Ende März waren auch in dem Kiewer | |
Vorort Butscha nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte getötete | |
Zivilisten teils mit Folterspuren gefunden worden. Butscha gilt seitdem als | |
Symbol für schwerste Kriegsverbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die | |
Ukraine. (dpa) | |
## Selenski berichtet von russischen „Folterkammern“ | |
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski berichtete in seiner | |
allabendlichen Videoansprache von „Folterkammern“, die nach dem Rückzug der | |
russischen Armee aus dem Gebiet Charkiw in Städten und Ortschaften gefunden | |
worden seien. Dort seien Zivilisten, darunter auch Ausländer, gefangen | |
gehalten und misshandelt worden. Sieben Medizinstudenten aus Sri Lanka, die | |
Selenski zufolge im März von russischen Soldaten in einem Keller | |
eingesperrt wurden, seien gerettet worden und würden nun versorgt. | |
„Wir werden den Zugang gewährleisten, um der Welt zu sagen, dass der | |
Russismus verurteilt werden muss.“ Die Weltgemeinschaft müsse reagieren. | |
Der Präsident erinnerte an die Initiative Kiews für ein internationales | |
Tribunal, um Russland wegen seines Verbrechens der Aggression gegen die | |
Ukraine zu bestrafen. Zugleich bekräftigte er Forderungen nach | |
Reiseverboten für Russen in die EU und forderte Unternehmen zur Abkehr von | |
Russland auf. „Wenn ein Staat den Weg des Terrors einschlägt, dann ist es | |
die Pflicht einer Firma mit Selbstachtung, sich von einem solchen Staat zu | |
distanzieren.“ | |
Bei der Verteidigung gegen den von Putin Ende Februar begonnenen russischen | |
Angriffskrieg setzt die Ukraine vor allem auf die Lieferung moderner | |
westlicher Waffen. Das führe zu einer bedeutenden Stärkung der ukrainischen | |
Armee, betonte Selenski in seinem Video auch mit Blick auf die jüngsten | |
Kampferfolge. (dpa) | |
17 Sep 2022 | |
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