# taz.de -- Rechte Strukturen in Niedersachsen: Osnabrücks neue Rechtsextreme | |
> Die Aktivisten-Gruppe „Oskars_Osna“ alias „Sturmfest Osnabrück“ ist … | |
> allem in sozialen Medien aktiv. Auf Instagram hat sie rund 2.100 | |
> Follower. | |
Bild: „Osnabrück verteidigen – JN“: Das Recherchekollektiv Osnabrück sc… | |
OSNABRÜCK taz | Osnabrück, sagt der einstige Osnabrücker Oberbürgermeister | |
und heutige niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD), habe ein | |
„ganz besonderes Klima, was die Wehrhaftigkeit gegen Rechts betrifft“. Das | |
stimmt. Ein Beweis dafür: Erst in der Kommunalwahl 2021 hat es die AfD | |
erstmals in den Stadtrat geschafft, mit einem Sitz. | |
Aber auch in Osnabrück gibt es eine rechte Szene. Ihre jüngste Erweiterung, | |
seit Herbst 2020: Die [1][Instagram-Gruppe Oskars_Osna], die sich als | |
„Politische Rabauken“ bezeichnet, rund 2.100 Follower stark. Auf | |
[2][Telegram heißt sie Sturmfest.Osnabrück]. | |
Die „jungen Aktivisten“ betrachten sich als „Gegenentwurf zum linken und | |
deutschfeindlichen Zeitgeist“, hoffen auf die „Rückeroberung rechter | |
Themen“ und sehen sich in einem „Kampf um die Köpfe des Volkes“. Ihre | |
Äußerungen reichen von „Sei der Widerstand“ bis „An Oskar’s Wesen mag | |
Osnabrück genesen“. Ihr Logo zeigt einen Kreuzritter vor dem Osnabrücker | |
Stadtwappen-Rad, darunter steht „Osnabrück verteidigen. Für Volk & | |
Vaterland“. Ihre Hashtags reichen von „Ehre“ bis „Treue“. | |
Sie folgen auf Instagram der NPD und der AfD sowie Gruppen wie | |
„Harzrevolte“ und „Scheiteljugend Kassel“. Die „Oskars“ bezeichnen … | |
Forderung nach offenen Grenzen und Einwanderung als „Verrat“ und sagen: | |
„Wir dürfen nicht zusehen, wie man unsere Welt und unser Deutschland Stück | |
für Stück demontiert.“ „Niemals zu weichen“ zeichne einen „wahren | |
Deutschen“ aus. | |
## Gruppe ist dem Recherchekollektiv Osnabrück bekannt | |
Man unternimmt Wanderungen, pflegt Kriegerdenkmäler. Bei Paul Rzehaczek, | |
dem Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ | |
(JN) bedankt man sich für einen Schulungsvortrag, ebenfalls bei Sascha | |
Krolzig, einem Politiker der neonazistischen Partei „Die Rechte“. | |
Das [3][Recherchekollektiv Osnabrück] (RKOS) kennt die Gruppe gut. Es stuft | |
sie als „NPD-nahe, rechtsradikale Jugendorganisation“ ein. „Die Aktivitä… | |
finden größtenteils auf Social Media statt“, sagt RKOS auf taz-Anfrage. | |
„Bisher sind Personen der Gruppe nicht öffentlich aufgetreten.“ | |
Inhaltlich seien Beiträge „deckungsgleich mit NPD und JN-Strukturen“. Man | |
habe „Osnabrück verteidigen“-Sticker verteilt. Vermutlich sei den „Oskar… | |
das Graffiti „Osnabrück verteidigen – JN“ an einer historischen Osnabrü… | |
Wehranlage zuzurechnen. „Mit den ‚Oskars‘ ist aus dem Spektrum der NPD/JN | |
erstmals wieder Aktivität in Osnabrück und Umgebung zu bemerken.“ | |
Auch bei Fans des Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück wirbt Oskars_Osna um | |
Mitglieder, mit dem Hashtag #vflultras. Aktivitäten, die auch Dennis Germer | |
beobachtet, [4][Sozialpädagoge des Fanprojekts des VfL], getragen von der | |
Stadt Osnabrück, der Caritas und der Diakonie. „Die versuchen, hier zu | |
rekrutieren“, bestätigt er der taz. „Aber Leute aus dem Fußballumfeld sind | |
das offenbar nicht.“ Der VfL habe sich „sehr deutlich gegen Rechte | |
positioniert“, Verein und Fanszene seien „klar antifaschistisch, | |
antirassistisch“. Eine Gruppe wie die „Oskars“ könne und werde sich beim | |
VfL „nicht zu Hause fühlen“. | |
Man habe die Gruppe „im Blick“, sagt auch Bernhard Witthaut, Niedersachsens | |
Verfassungsschutzpräsident, der taz. Es handele sich um einen | |
„neonazistischen Personenzusammenschluss“ mit engen Verbindungen zu den | |
Strukturen der JN. Die Gruppe generiere sich „für jüngere | |
Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten in der Region als eine | |
aktivistische Alternative zum NPD-Unterbezirk Osnabrück“. Dort gebe es | |
„parteiinterne Querelen über die zukünftige strategische Ausrichtung“. Die | |
Gruppe ziele auf einen „gesamtgesellschaftlichen Gegenentwurf“. | |
## Polizei spricht von „nationalistisch geprägter Ideologie“ | |
Auch der Niedersächsische Verfassungsschutzbericht 2021 erwähnt die | |
„Oskars“, unter „Rechtsextremismus“. Ein Dutzend Personen stark sei die | |
Gruppe, sagt Witthaut, sie kämen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. | |
Auch der Polizeidirektion Osnabrück ist die Gruppe bekannt. Es handle sich | |
„um einen freizeitorientierten Zusammenschluss von jungen männlichen | |
Personen, die der rechten Ideologie nahestehen“, sagt Nadine Kluge-Gornig, | |
Sprecherin der Direktion, der taz. Man sehe, neben der NPD, für die | |
„Oskars“ aber derzeit „keine konkreten politischen | |
Entwicklungsmöglichkeiten“. Die Direktion spricht von „nationalistisch | |
geprägter Ideologie“. | |
Filiz Polat, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen aus Bramsche, | |
beobachtet rechte Aktivitäten in der Region Osnabrück genau. „Wir sehen im | |
Osnabrücker Nordkreis schon seit längerem immer wieder Hakenkreuze und | |
rechte Schmierereien“, sagt sie der taz. „Dass neue regionale Gruppierungen | |
nun auch in den sozialen Medien auftreten, um ihre völkische und | |
rechtsextreme Ideologie zu verbreiten, spricht für eine Vernetzung der | |
Szene, die von Reichsbürgern über AfD bis hin zur NPD reicht. Man folgt | |
sich da gegenseitig gern und bestärkt sich in seinem rechten Gedankengut.“ | |
Die Gesellschaft müsse „wachsam sein und gemeinsam gegen Rechtsextreme | |
aufstehen“. Demokratiefeindlichkeit dürfe nicht unwidersprochen bleiben. | |
Osnabrück ist also keine Insel der Glückseligen. Aber Rechte haben es hier | |
noch immer schwer. | |
21 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/oskars_osna/?hl=de | |
[2] https://t.me/SturmfestOS | |
[3] https://rkos.noblogs.org/ | |
[4] https://fanprojekt-osnabrueck.de | |
## AUTOREN | |
Harff-Peter Schönherr | |
## TAGS | |
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