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# taz.de -- Demonstration gegen Sexualisierung: Oben ohne
> Auf der Straße gegen einengende Kleiderordnungen unterwegs:
> Feminist*innen radeln in Hannover gegen Sexualisierung und
> Diskriminierung.
Bild: Nackte Brust, ein Symbolbild
Hannover taz | Die herrschende Ordnung auf den Kopf stellen – zumindest die
Kleiderordnung: Das haben am vergangenen Sonntag rund 50 Feminist*innen
auf Rädern in Hannover erreicht. Während Frauen oben ohne demonstrierten,
trugen Männer BHs oder Bikinis. „[1][Boobs have no Gender]“ – Brüste ha…
kein Geschlecht – war auf einem Rücken zu lesen, eine andere Person hatte
ihre Brüste mit Blumen bemalt.
Dass Brüste kein Geschlecht haben, bringt das politische Ziel der
Demonstration auf den Punkt. Aktuell bestimmt der Blick auf den Körper, zu
welchem Geschlecht zugehörig eine Person gelesen wird. Dabei werden
männliche und weibliche Brust sehr unterschiedlich bewertet. Gegen die
Sexualisierung der weiblichen Brust und die Absurdität der
unterschiedlichen Bewertung von nackten Oberkörpern richtete sich die
Demonstration des [2][Feministischen Rats Hannover]. „Das Verdecken der
weiblichen Brust ist Symptom von Sexismus und Patriarchat“, sagt Juana
Zimmermann vom Feministischen Rat.
Dass der feministische Slogan „Bildet Banden!“ an Aktualität nichts
eingebüßt hat, zeigte die Demonstration. Anlass waren laut Zimmermann unter
anderem persönliche Vorfälle: Personen aus dem Kreis des Feministischen
Rates wurden nackt am See gefilmt, der Mann hörte auch nach Aufforderung
nicht damit auf. Spontan organisierte der Feministische Rat innerhalb
weniger Tage die Demonstration. Ziel sei es gewesen, sich gemeinsam zu
empowern und in der Gruppe weniger angreifbar zu sein.
Die weibliche Brust in der Öffentlichkeit zu zeigen, bedeutet nicht nur
unfreiwillige Sexualisierung, es kann sogar strafbar sein. Als „Belästigung
der Allgemeinheit“ gilt es als Ordnungswidrigkeit und kann mit einer
Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro bestraft werden.
Für bundesweites Aufsehen sorgte im vergangenen Jahr der [3][Fall einer
Frau in Berlin], die beim Sonnen oben ohne einen Polizeieinsatz auslöste
und einen Platzverweis bekam. Neben der gemeinsamen Ermächtigung ging es
den Demonstrant*innen deshalb auch darum, „ein Zeichen gegen die
unfaire Gesetzeslage zu setzen und uns Räume zurückzuerobern!“, sagt die
Aktivistin Kim Kindler.
Die Schwierigkeit, die mit dem Wunsch nach öffentlicher Aufmerksamkeit bei
gleichzeitiger Gefahr von Sexualisierung verbunden ist, zeigte sich auf der
Demonstration ganz direkt. Sie wurde von einem Aufgebot der Lokalpresse
begleitet – und von Männern. „Unfassbar viele Männer haben gegafft und uns
gefilmt“, erzählt Zimmermann. Gemeinsam hätten sie versucht, sich dagegen
zu wehren – leider nicht immer erfolgreich. Auch sei auffällig gewesen,
dass viele Pressevertreter*innen anwesend gewesen seien, die sich
sonst wenig für feministische Anliegen interessieren. „Teile der Medien
nutzen das Thema für Clickbaiting“, vermutet Zimmermann.
Damit bestätigten sie letztendlich den Anlass zur Demo. Während es für
Männer normal ist, mit nacktem Oberkörper Sport zu machen oder am See zu
liegen, werden Frauen begafft und gefilmt. Das zeigt, dass der Weg zur
Gleichberechtigung noch ein weiter ist. Doch Aktionen wie die des
Feministischen Rates sind ein starkes Zeichen für Verbündung und die
Rückeroberung öffentlicher Räume. Nach Abschluss der Demo hätten einige
Teilnehmer*innen noch gemeinsam im Park gesessen, sich ausgetauscht und
vernetzt, sagt Zimmermann: „Insgesamt war es ein schöner und erfolgreicher
Tag.“
26 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Oben-ohne-Demo-g…
[2] https://de-de.facebook.com/FeministischerRatHannover/
[3] /Streit-um-Oben-Ohne-Baden-in-Berlin/!5869372
## AUTOREN
Josephine von der Haar
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Hannover
Diskriminierung
Demonstration
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Feminismus
Volksentscheid Fahrrad
Femen
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