# taz.de -- Überschwemmungen in Pakistan: Flut der Populisten | |
> In Pakistans Machtkampf versuchen Politiker, die Katastrophe für sich | |
> auszuschlachten. Ein Gewinner steht schon jetzt fest: das Militär. | |
Bild: Soldaten der pakistanischen Armee retten Menschen aus den Hochwassergebie… | |
Die Bilder aus Pakistan, wo laut der dortigen Klimaschutzministerin ein | |
Drittel des Landes unter Wasser steht und 33 Millionen Menschen unter den | |
[1][sintflutartigen Überschwemmungen] der letzten Wochen massiv leiden, | |
machen betroffen. Mehr als 1.100 Menschen, darunter Hunderte Kinder, sind | |
schon gestorben. Es dürften etliche mehr werden, erst recht, wenn es nicht | |
gelingt, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, mit denen man | |
rechnet, weil es nicht genug frisches Wasser gibt. | |
Die internationale Gemeinschaft muss helfen, wie sie es schon macht. Und | |
auch in Pakistan selbst wird schon viel Hilfe mobilisiert. Doch es bleibt | |
ein übler Beigeschmack, denn solche in Pakistan wiederkehrenden und jetzt | |
durch den Klimawandel verstärkten Katastrophen sind auch die Stunde der | |
Populisten. So wird der größte Nutznießer der Flut erneut das mächtige | |
Militär sein. | |
Es agiert dort wie ein Staat im Staate und verfügt als einzige Institution | |
des Landes überhaupt auch nur in Ansätzen über die technischen | |
Möglichkeiten, Menschen in dieser Katastrophe zu retten. Das verschafft dem | |
Militär Sympathien und erschwert die bisher stets vergeblich geforderte | |
Begrenzung seiner Macht und Privilegien. | |
Die Flut trifft das Land mitten in einer Wirtschaftskrise und vor dem | |
Hintergrund eines politischen Machtkampfs. Erst im April war der bis dahin | |
amtierende populistische [2][Premierminister Imran Khan] durch ein | |
Misstrauensvotum gestürzt worden. Seitdem drängt er auf Neuwahlen. In | |
Umfragen steht er gut da und kann zugleich froh sein, gerade keine | |
politische Verantwortung zu tragen, sondern der Regierung Versagen | |
vorzuwerfen. | |
Die amtierende Regierung von [3][Shahbaz Sharif] versucht ihrerseits, die | |
Schuld auf die Vorgängerregierung unter Khan abzuwälzen und alle möglichen | |
Hilfen zu versprechen. Während nun alle versuchen, sich als bessere | |
Krisenmanager darzustellen, haben sie im Vorfeld versagt. Die potenziellen | |
Überschwemmungsgebiete entlang des Indus und Swat hätten niemals besiedelt | |
werden dürfen. Doch eine Bebauung zu verhindern wäre extrem unpopulär | |
gewesen. | |
Und eine wirksame Landreform, die Pakistans feudale Strukturen aufbricht, | |
hätte den Zorn der bisherigen Eliten aller politischen Lager provoziert. | |
Auch Maßnahmen gegen den Klimawandel sind unpopulär, wenn sie mit Verzicht | |
einhergehen. So bleibt aktuell nicht mehr, als weiter zu helfen, bis zur | |
nächsten Flut. Schließlich ist es auch in den Industrieländern populärer, | |
Hilfe zu mobilisieren und sich dabei selbstlos und gut zu fühlen, als zum | |
Schutz des Klimas auf etwas zu verzichten und umzusteuern. | |
30 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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