# taz.de -- Sparprogramm beim ÖRR: Bei der Jugend punkten | |
> Der Fall Schlesinger hat den Öffentlich-Rechtlichen geschadet. Kritik | |
> kommt auch von jungen Menschen. Dabei möchte man genau sie erreichen. | |
Bild: Passender könnte ein Spruch aktuell nicht sein. Zu finden in der RBB-Dac… | |
Der Fall der zurückgetretenen RBB-Intendantin und ehemaligen | |
ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger hat eine Reihe von Vorwürfen ans | |
Licht gebracht: Vorteilsnahme, Prämien und Luxusböden. Zuletzt schien es | |
so, als hätte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zu viel Geld. Zumindest | |
in den hohen Etagen. Die Reaktionen auf den Fall trafen nicht nur den RBB, | |
[1][sondern den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR)]. Nun gilt | |
es, Vertrauen aufzubauen. Auch beim jungen Publikum. Denn gerade dieses | |
versuchen die Öffentlich-Rechtlichen seit einigen Jahren stärker zu | |
erreichen. Deshalb sollen etwa junge Formate vor Einsparungen geschützt | |
werden. Wird der ÖRR diesem Vorsatz gerecht? Die taz hat bei den | |
Landesanstalten nachgefragt. | |
Beim RBB sind es rund 164 Millionen Euro, die zwischen 2021 und 2024 | |
gespart werden sollen. [2][Weitere Einsparmaßnahmen] seien auch für die | |
laufende Beitragsperiode nicht ausgeschlossen, erklärt ein Sprecher | |
gegenüber der taz. Die Gründe: Corona und die Inflation. Wie sich die | |
Kürzungen allerdings auf das Sendeprogramm auswirken, beantwortete der RBB | |
auf taz-Anfrage nicht. | |
Funk, das Jugendformat von ARD und ZDF, sei nicht von Budgetkürzungen | |
betroffen, heißt es auf Anfrage. Die beteiligten Anstalten sparen im | |
Linearen, um digitale Inhalte für wichtige Zielgruppen ermöglichen zu | |
können, heißt es außerdem. Die Strategie stehe fest: Es gehe darum, „die | |
Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen vermehrt anzusprechen, sowohl durch | |
eigene Angebote wie auch durch Funk im Speziellen“, so Funk. | |
Auch der SWR möchte attraktiver für junge Menschen werden. Schließlich habe | |
auch die Jugend „Anspruch auf Programmangebote, die für sie relevant und | |
interessant sind, auch sie finanzieren den öffentlich-rechtlichen | |
Rundfunk“, erklärt eine Sprecherin. Noch sei das Sendeangebot eher auf | |
Ältere ausgelegt. „Ziel ist es, künftig mehr Ressourcen für Angebote zu | |
nutzen, die verstärkt von Jüngeren nachgefragt werden.“ Dennoch musste auch | |
beim SWR gespart werden. Im Rahmen eines Einspar- und Umbauprozesses von | |
2010 bis 2020 waren das knapp 169 Millionen Euro. Der Sender befinde sich | |
in einem „umfassenden Transformationsprozess in eine zunehmend digitale | |
Welt“, erklärt eine Sprecherin. Damit dieser gelinge, müsse der Fokus auf | |
digitale Angebote gelegt werden. Zusätzliche Mittel dafür gebe es nicht – | |
an anderer Stellen müssten Abstriche gemacht werden. Die Einsparungen | |
innerhalb der zehn Jahre führten auch dazu, dass 584,5 | |
Beschäftigungsverhältnisse abgebaut werden mussten. | |
## Keine Neubesetzung durch junge Mitarbeiter*innen | |
Beim ZDF kommt es zu Einsparungen im Hauptprogramm. Auch hier lautet der | |
Grund dafür: digitale Angebote. Denn in die Digitalkanäle wie ZDFneo und | |
ZDFinfo sowie in das Onlineangebot der ZDF-Mediathek wurde vermehrt | |
investiert. Bis 2020 soll es eine Reduzierung von 562 festangestellten | |
Mitarbeitenden gegeben haben, heißt es auf Anfrage. | |
Auch beim WDR müssen Kosten gesenkt werden. Pro Jahr rund 100 Millionen, | |
erklärt eine Sprecherin. Zudem seien bis zum vergangenen Jahr 500 Stellen | |
abgebaut worden. Es handle sich hierbei um Stellen, die nach einer | |
Verrentung nicht wieder neu nachbesetzt wurden. Neubesetzungen durch junge | |
Mitarbeiter*innen gibt es nicht. Einsparungen im Programm sollen | |
„bewusst nicht“ junge Formate treffen. Und neue Angebote auch eine neue | |
Zielgruppe erreichen. Allgemein gilt der Kurs: „Mehr Menschen mit | |
Digitalangeboten zu erreichen“, so die Sprecherin. | |
Budgetkürzungen von 300 Millionen Euro stehen von 2004 bis 2024 beim NDR | |
an. Es sollen Ausgaben über alle Bereiche hinweg gekürzt werden, heißt es | |
vom Sender. Betroffen seien Verwaltung, Produktion, Personal und das | |
Programm, so der NDR. Die Herausforderung sei, das Programmangebot mit | |
weniger finanziellen Mitteln auf das Mediennutzungsverhalten anzupassen. | |
Neben dem crossmedialen Schwerpunkt steht auch die junge Zielgruppe im | |
Fokus. | |
Der ÖRR scheint zwar eine klare Linie zu verfolgen: Kürzungen sollen auf | |
keinen Fall das junge Programm beeinflussen. Im Gegenteil: [3][Die Jugend | |
bekommt einen besonderen Stellenwert.] Offen bleibt die Frage, ob die | |
Sender verstanden haben, dass ein gutes Jugendprogramm von jungen | |
Mitarbeiter*innen lebt – und die muss man einstellen. | |
23 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Krise-der-Oeffentlich-Rechtlichen/!5873030 | |
[2] /Notsparen-bei-Oeffentlich-Rechtlichen/!5743319 | |
[3] /Programmdirektorin-ueber-ARD-Reformen/!5865539 | |
## AUTOREN | |
Larena Klöckner | |
## TAGS | |
RBB | |
Jugend | |
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
Kürzungen | |
Radiosender | |
Bayerischer Rundfunk | |
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
Medienpolitik | |
RBB | |
RBB | |
RBB | |
RBB | |
Patricia Schlesinger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Umstrukturierungen bei „Bayern 2“: Begräbnis der Radiokultur | |
Das Programm des Senders „Bayern 2“ war besonders. Nach einer Reform ist | |
davon wenig übrig geblieben, finden Fans – und tragen den Sender zu Grabe. | |
Einsparpläne beim Kultursender Bayern 2: Kahlschlag bei der Kultur | |
Der Bayerische Rundfunk will seine Kultur-Welle neu aufstellen. | |
Mitarbeitende fürchten drastische Kürzungen, der Literaturbetrieb | |
protestiert. | |
Junge Journalist*innen wünschen Veränderung: Wertschätzung? Fehlanzeige | |
Junge Journalist*innen arbeiten oft in unsicheren, freien | |
Anstellungsverhältnissen. Wie erleben sie die aktuellen Skandale beim ÖRR? | |
Umstrittene Messe-Präsenz der ARD: Reizwort IFA | |
Bei der am Freitag beginnenden Messe IFA ist auch die ARD wieder dabei. | |
Nach dem RBB-Skandal ist das nicht unumstritten, denn der Auftritt kostet. | |
Schlesinger-Nachfolge beim RBB: Jetzt soll es schnell gehen | |
Bereits in der kommenden Woche könnte eine Interimsintendanz feststehen. | |
Zudem soll die Aufsicht über den Sender verstärkt werden. | |
Nach Schlesinger-Rauswurf beim RBB: Wesen mit Sendungsbewusstsein gesucht | |
Der RBB braucht eine Übergangsintendanz. Der taz liegt die streng geheime | |
Liste mit den Wunschkandidat*innen vor. Nur: Wer sagt auch zu? | |
Entscheidung des RBB-Verwaltungsrats: Schlesinger fristlos entlassen | |
Die abberufene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger wird keine Abfindung | |
oder Ruhegeldzahlungen erhalten. Bald soll über eine Interimsintendanz | |
entschieden werden. | |
Schlesinger-Affäre beim RBB: Absetzbewegungen und Vorsicht | |
Die interne Aufklärung beim Sorgensender RBB fängt gerade erst an. Zu | |
denken gibt, dass sich Freiberufliche nur ungern zur Affäre positionieren. | |
Medienexperte über Schlesinger-Affäre: „Der RBB ist keine Konservenfabrik“ | |
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss nach dem Schlesinger-Fall Vertrauen | |
zurückgewinnen, sagt Leonard Novy. Er fordert: alle Gremien reformieren. |