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# taz.de -- Haus eines Hamburger Richters attackiert: Ungemütliches Vorgehen
> Wegen G20: Unbekannte bewerfen das Wohnhaus eines Hamburger
> Hardline-Richters mit Farbe und Buttersäure. Vielleicht waren es Linke –
> Kluge eher nicht.
Bild: Nicht jede Art, Aufarbeitung zu fordern, ist klug: Polizeieinsatz im Scha…
Mit Farbe und Buttersäure haben Unbekannte das Haus des Hamburger
Amtsrichters Johann Krieten attackiert. Wie der Hamburger Senat am
Donnerstag mitteilte, war es in der Nacht zuvor zu dem Vorfall gekommen.
Demnach hielten sich mehrere Personen in dem Haus im niedersächsischen
Buxtehude auf, zu Schaden kam aber keine davon. Ebenfalls seit Donnerstag
findet sich auf Indymedia ein kurzer, [1][als Bekenntnis zu
interpretierender] Text.
Darin steht unter anderem, „5 Jahre nach dem G20 in Hamburg“ – gemeint se…
dürfte [2][das dortige Gipfeltreffen im Sommer 2017] – habe man den
Juristen „besucht und seine Veranda mit Buttersäure und Farbe ungemütlich
gemacht“. Denn, so das Schreiben weiter: „Die auf [3][den G20 folgende
Repression] ist noch immer präsent, während bisher kein einziger Bulle für
seine Gewalttaten zur Rechenschaft gezogen wurde.“
Die nächtliche Attacke auf das Gebäude war nicht die erste Aktion gegen den
durchaus umstrittenen Amtsrichter: Der war im Gipfel-Zusammenhang
aufgefallen durch drastische, erkennbar auf Abschreckung zielende Urteile –
die auch schon mal über das hinausgingen, was die Anklage gefordert hatte.
Im Dezember 2019 war deshalb – ebenfalls auf Indymedia – [4][dazu
aufgerufen worden], Krieten zu „besuchen“, auf dass der „Knallhart-Richte…
das anstehende Weihnachtsfest nicht alleine verbringen müsse
(„Zwischenkundgebung in Rufweite des einsamen Richters! Seid textsicher im
Repertoire der üblichen Weihnachtslieder!“).
## Vorlage für die AfD
Die herauzulesende Drohung erreichte manches richtige Ohr. So verurteilte
Hamburgs damaliger Justizsenator Till Steffen (Grüne) den Ausflug. Dass der
Hamburger AfD-Mann Dirk Nockemann darin eine Gelegenheit erkannte, ein
wenig Aufmerksamkeit zu erheischen für den Recht-und-Ordnung-Markenkern
seiner Partei: Die Verfasser*innen des damaligen Aufrufs wird es nicht
weiter gestört haben; wahrscheinlich, dass sie in dem
Rechtsaußen-Abgeordneten und dem gnadenlosen Richter Brüder im Geiste
sahen.
Bloß: [5][Am vorweihnachtlichen Singen] nahmen dann nicht mal 30
mutmaßliche Autonome teil. Bündnisparter*innen aus anderen Milieus
hatte ihnen die Aktion also kaum eingebracht. Das aber war nicht
alternativlos, die Empörung im G20-Zusammenhang nämlich war 2017ff.
durchaus weiter verbreitet in der Stadt – wegen des polizeilichen
Vorgehens, aber auch so manches überzogen wirkenden Urteils.
Im Farb- und Säure-Fall nun hat der niedersächsische Staatsschutz die
Ermittlungen aufgenommen. [6][Die amtierende Hamburger Justizsenatorin Anna
Gallina (ebenfalls Grüne)], der Präsident des Amtsgerichts sowie [7][der
Hamburgische Richterverein] haben die nächtliche Aktion verurteilt. Das
dürfte wiederum abperlen an den – vielleicht niemals zu ermittelnden –
Täter*innen: Wen schert's, was die Systemmarionetten denken?
Alles Empören mal beseite gelassen: Was kann denn erreicht werden durchs
Ungemütlichmachen einer Buxtehuder Wohnhausfassade? Wollen die, die sich da
ausgetobt haben, wirklich, dass Richter anders urteilen, zur Vermeidung
nächtlicher Drangsal? Glauben sie, dass das erreicht werden kann? Oder ist
so ein Anschlag am Ende vor allem ein Eigentor, ein 1A-Aufhänger für Hetze
und Diffamierung – auf ihre Kosten? Das wäre ausgesprochen dumm für die
angeblich bezweckte politische Sache.
5 Aug 2022
## LINKS
[1] https://de.indymedia.org/node/214099
[2] /Schwerpunkt-G20-in-Hamburg/!t5417647
[3] /Bilanz-der-G20-Prozesse-in-Hamburg/!5451630
[4] https://de.indymedia.org/node/52132
[5] /!5647386/
[6] https://www.hamburg.de/bjv/pressemeldungen/16393244/2022-08-04-bjv-anschlag…
[7] http://www.richterverein.de/aktuell/220805PE.pdf
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
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Andy Grote
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